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Sonntag, 13. September 2015

Litanei

Sprachforscher vermuten hinter diesem Wort ja eine griechische Wurzel, die mit singen und beten zu tun haben soll. Wie das aber nun mal so ist mit Wurzeln, lassen sich diese nur höchst selten aufdecken, ohne das Gebilde darüber völlig zu zerstören. Und wenn die Pflanze erstmal tot ist, will es niemand gewesen sein, deshalb ist die Sprachwissenschaft mit ihrer Erklärung auch ganz zufrieden. Aber eigentlich war es ganz anders.

Litanei ist eine Verballhornung und eng verbunden mit dem Wort Hokuspokus. Die Geschichte für Hokuspokus ist allerdings besser überliefert worden. Dieser Witz an der lateinischen Sprache – denn eigentlich sagte der Pfaffe in der lateinisch gehaltenen Messe: hoc est corpus, das ist mein Leib – hat wahrscheinlich einige den Kopf gekostet, wenn die Pfaffen plötzlich doch einmal merkten, dass sie von den Bauern veräppelt wurden. Und so wurde die brave Bauernschaft vorsichtiger mit ihren Witzen auf Kosten der Pfaffen. Litanei bedeutet nämlich nichts anderes als Latein und ist, wie das häufig der Fall ist bei Wörtern die auf –ei enden, ein verabscheuungswürdiger Umstand. Denken Sie nur einmal an Heuchelei, Barbarei, Einerlei, Kinderei, Blödelei, Witzelei. Diese Liste könnte man noch lange fortsetzen, aber die geneigten Leser wissen bestimmt längst, dass es den Bauern des Mittelalters kaum gefallen haben könnte, ihr Hab und Gut an Leute zu verzehnteln, die nicht einmal in der Lage waren, die reichen Gaben in ihrer Sprache bei den Bauern einzufordern, sondern stattdessen auf unverständlichen Singsang und Knute setzten.

Natürlich hielten die Bauern das für Hokuspokus, sie hatten nur leider nicht genug Waffen, um sich diese Schmarotzer vom Hals zu schaffen. Also griffen sie zu so lustigen Wortspielen und machten sich über die Pfaffen lustig- Sie spielten dazu während der Messe eine Variante des heutigen Bullshit-Bingos. Immer wenn der Pfaffe hoc est corpus sagte, freuten sich die Bauern und wedelten mit einem imaginären Zauberstab vor ihrem Gesicht herum, was der Pfaffe zumeist wohlwollend als Gottesfürchtigkeit betrachtete, weil er dachte, die Bauern würden mit der Hand ein Kreuz schlagen.

Dass die Litanei und dessen ursprüngliche Bedeutung nicht ganz verloren gegangen ist, muss ein großer Zufall gewesen sein. Erahnen lässt sich das nach wie vor an der übertragenen Bedeutung des Wortes Litanei, bei der es im Duden heißt: „auch übertragen gebraucht im Sinne von eintöniges Gerede, endlose Aufzählung.“ Tja, so war das mit der Wurzel. Lassen wir also die Kirche im Dorf, denn nur dort wird ihrer angemessen gedacht.

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