Willkommen

Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

Kontakt

shhhhtwoday(at)googlemail.com

Aktuelle Beiträge

Ich wusste, das war die...
Ich wusste, das war die richtige Entscheidung!
Shhhhh - 24. Jan, 07:13
Das Paket für später...
Das Paket für später käme sonst ja überhaupt nie dran...
iGing - 23. Jan, 19:19
Später Kaffee
Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit komme, gehe ich in...
Shhhhh - 21. Jan, 21:52
Sehr plastisch geschildert
Was brütet wohl derweil die EI aus, die echte Intelligenz...
Gernial - 12. Jan, 08:23
Ich denke auch, dass...
Ich denke auch, dass Pistorius schlauer ist als allgemein...
NeonWilderness - 30. Nov, 15:16

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Montag, 14. Juli 2014

Der Keller

Am Mittwochmorgen stand ich wie immer früh auf und begab mich zu unserer alten Wohnung. Ich hatte keine Haustürschlüssel und auch keinen Schlüssel für die Kellertür. Nur für den Verschlag, genauer für das Vorhängeschloss an dem Verschlag hatte ich noch einen Schlüssel. Ich klingelte mich also im Erdgeschoss anfangend durchs Haus, hatte Glück und traf dort gleich jemanden an. Sie öffnete mir beide Türen und sagte mir, ich könne jederzeit, das wäre kein Problem. Ich sagte danke und räumte vielleicht ein- oder zweimal noch ein.

Dann ging ich in den Keller und räumte aus. Mit ein- oder zweimal wäre das hier nicht getan, dachte ich und zerlegte das uralte Billyregal in seine nächstkleineren Bestandteile. Dafür musste ich es nur aus der Reihe nach vorne zerren und leicht von rechts gegen drücken. Die Rückwand hatte ich natürlich vorher mit ein paar wohlgezielten Schlägen gelöst. Die zwei Konstruktionsböden – überhaupt alle Böden – verhielten sich kooperativ, sie lösten sich nur soweit, dass das Regal komplett zusammenklappte, man aber ein Stück behielt, so flach, dass es fast wieder in einen Karton gepasst hätte.

Es lag noch jede Menge Müll herum. Ein altes Futonbett, jedenfalls das Gerippe davon, zerlegt in kleine, lange Einzelteile. Arbeitsplattenausschnittinhalte, einen Rest Arbeitsplatte, Blech, Bauholz, ein paar Kartons Laminat, alles leicht angedreckt, manches vielleicht sogar angeschimmelt, denn wir hatten einmal Wasser im Keller stehen, knöchelhoch. Unser Vermieter schwor, seine Hausversicherung würde für den Schaden aufkommen, ich machte Fotos von allen Dingen und schickte eine Liste mit Forderungen. Die Arbeitsplattenausschnittinhalte wollte ich natürlich nicht ersetzt haben, obwohl ich überlegt hatte, sie ihm als Frühstücksbrettchen unterzujubeln. Wenn jemand so knauserig ist wie unser ehemaliger Vermieter, dann muss man jede Gelegenheit nutzen.

Wir sahen nie einen Cent, immer wiegelte er ab und wir hatten ja auch eigentlich nur Schrapel im Keller stehen, Schrapel, den ich jetzt wieder bewegen musste, den ich von einem zum nächsten Keller trug. Ich machte dabei zwar Verluste, indem ich alte Regale und Arbeitsplattenreste samt Inhalte von Ausschnitten auf dem Wertstoffhof entsorgte, aber es entstanden beim Packen von Kisten in der Wohnung am Freitag vor dem Umzug schon wieder Inhalte, die in Kisten kamen, auf denen ein kleiner Kleber mit dem Hinweis „Keller“ prangte. Ich machte mir keine Sorgen wegen des Melanoms.

Erwähnte ich schon die vier Fahrräder? Nein? Da standen vier Fahrräder, allesamt nicht fahrtüchtig. Ich brachte eins zum Fahrradheini um die Ecke. Er kennt uns schon, weil ich mich immer weigere, die Luftreifen des Kinderwagens zu wechseln und deshalb immer zu ihm gehe. Auch wegen diverser Dinge an unseren Haupträdern: Licht, Ketten, Bremsen und so ein Zeug. Er machte es flott, wir verkauften es. Ich brachte die zwei anderen dort hin, eines wollte ich ihm schenken, das andere wollten wir verkaufen. Bisher habe ich für die Abholung – das Rad ist nämlich seit geraumer Zeit fertig – keine Zeit gefunden. Ich darf nur mittags nicht mehr über die Limmerstraße gehen, weil er mir dort begegnen könnte. Eines der Räder steht in unserem neuen Keller. Es kam mit der Tour vom Samstag mit.

Ich hatte am Mittwoch nämlich nach der einen Fuhre keine Zeit mehr. Irgendetwas Dringendes kam mir furchtbar dazwischen. Als die neuen Mieter jedoch am Freitagabend eine SMS schickten, dass sie jetzt plötzlich doch schon morgen den Keller einrichten wollten, da musste ich das vierte Fahrrad mitsamt den anderen Sachen in zwei Autoladungen verstauen und endlich leeräumen.

An dem Samstag versprach ich meinen ehemaligen Nachbarn, zum letzten Mal ihre Schlüssel brauchen zu wollen. Sie öffneten mir beide Türen und ließen mich mit meinem Kram allein. Ich verstaute alles im Treppenhaus. Als ich wieder einmal schnaufend nach oben kam, stand gerade eine andere Nachbarin an der Haustür und fragte, ob sie die für mich aufhalten solle. Ich verneinte kurzatmig, stellte ab und ergänzte, dass ich erst alles hier platzieren würde, ich würde noch ein paar Gänge zu tun haben. Achso, sagte sie. Ich rief noch ein „leider“ hinterher, derweil ich mich umdrehte und die Kellertreppe ansteuerte, während sie verzweifelt? zu lachen anfing und nach oben verschwand. Ich wusste, weshalb. Sie hatte, ähnlich wie wir damals, als die Sache mit der Flut im Keller war, alle ihre Sachen herausgestellt und die wertvollsten in ihrem Bully verstaut. Nur Fotos hatte sie nicht gemacht. Die Sachen standen ausgebreitet auf dem kompletten Innenhof, ihr Keller musste das Fassungsvermögen einer Dreizimmerwohnung haben.

Jedenfalls stehen die Sachen jetzt wieder im Keller. Alles, bis auf das Holz, das Blech und der Arbeitsplattenscheiß und das Regal.

Suche

 

Status

Online seit 5202 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Jan, 07:13

Lesen

Credits


xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Blogverzeichnis Creative Commons Lizenzvertrag
Shhhhh.

Alles nur Theater
Auf Spatzen geschossen
Auslaufmodell Buch
Den Ball gespielt
Der alltägliche K(r)ampf
Die kleine Form
Gedankeninseln
Geldregierung Arbeitsplatz
Gelegenheitslyrik
HaCK
Herr Fischer
Klassenraum
Links
Mensagespräche
Nichts Spezielles
Ohne Brille
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren