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Samstag, 20. April 2013

Die Fußnote

Konstellation und Charakter der Figur bestimmen das Scheitern in der Tragödie. Doch selten steht die Katastrophe am Anfang. Sie ist das Element, das sich erst aus der Geschichte entwickeln muss. Die Eigenheiten, die Umstände verlangen nach Beschreibung, bevor der Protagonist scheitern darf. So ist es in der Fiktion häufig, wenn auch nicht immer, anzutreffen. In der Realität kann die Katastrophe auch schon einmal am Anfang stehen und die Erklärung erfolgt erst später. Manchmal braucht es jemanden mit genügend Abstand, um hinreichend erklären zu können, weshalb es überhaupt zur Katastrophe, zur Tragödie kam. Und stehen gleich mehrere Tragödien miteinander in Beziehung, dann können durchaus Jahrhunderte vergehen, bis dieser Zusammenhang hergestellt wird. Das nun Folgende berichtet von einem solchen Zusammenhang, von einer Fußnote und einem Ereignis, das die Welt Kopf stehen ließ.

Es war im Jahre 1796 als der damals 24-jährige David Kinnebrook in einer sternklaren Nacht, der Auge-Ohr-Methode nach, die Durchlaufgeschwindigkeit eines Himmelsobjekts bestimmen sollte. Er musste dafür simultan auf die Sekundensignale einer Uhr achten und das Himmelsobjekt bei seinem Durchgang durch den Meridianfaden seines Teleskopokulars im Blick behalten.

Sein Vorgesetzter, niemand geringeres als der 5. Königliche Astronom an der Sternwarte zu Greenwich, Sir Nevil Maskelyne, musste ihn, seinen Angestellten, nach Absolvieren dieser Aufgabe entlassen. Die Differenz in der Genauigkeit der Angaben Kinnebrooks war für den Astronom nicht hinnehmbar. Bis zu 800 Millisekunden wich das Ergebnis seines Assistenten von seinen eigenen Ergebnissen ab, und Maskelyne konnte sich dies nicht anders erklären, als dass es seinem Assistenten an der nötigen Sorgfalt mangelte.

Kinnebrook war zum Zeitpunkt seiner Entlassung noch keine zwei Jahre Maskelynes Assistent und nur 6 Jahre später starb er, 9 Jahre vor seinem ehemaligen Dienstherrn, obwohl dieser 40 Jahre älter war als er. Vor Gram vielleicht? Wir wissen es nicht, denn in die Geschichte eingegangen ist nur das Versagen Kinnebrooks, nicht seine Lebensgeschichte.

Nur wenige Jahre später, um genau zu sein, 24 Jahre später, als David Kinnebrook noch nicht zu einer Fußnote der Geschichte herabgestuft worden war, erfuhr der berühmte Mathematiker und Astronom Friedrich Wilhelm Bessel von diesem Fall. Diese Geschichte beschäftigte ihn intensiv genug, um einen eigenen Test anzustrengen. Er ließ den Test unter vergleichbaren Bedingungen von seinem Personal ausführen. Einige seiner Mitarbeiter, Kinnebrook an Erfahrung teilweise weit überlegen, waren nicht imstande ein so genaues Ergebnis zu generieren. Die Diskrepanzen in den einzelnen Messungen beliefen sich zum Teil auf mehr als eine Sekunde!

Vielleicht postierten sich die Messungen um einen Wert herum und traten umso seltener auf, je größer die Differenz war? Das ließe sich nachprüfen, ist aber bisher nicht von Belang. Wir wissen es nicht, und es wurde auch niemand entlassen, es kam zu keiner zweiten Tragödie. Bessel bewies Umsicht, denn ihm muss plötzlich klar geworden sein, dass diese individuellen Differenzen nicht auf die Arbeitseinstellung zurückzuführen waren, sondern andere Ursachen hatten.

Fortsetzung folgt.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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