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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Freitag, 20. Januar 2012

Kaliformien

Ich weiß nicht, weshalb mich immer Sachen interessieren, die anderen unangenehm aufstoßen oder schlimmstenfalls - also für mich wäre das schlimm - gar nicht auffallen. Druckfehler sind solche Dinge. Wir wissen, was dort zu stehen hätte, und dieser winzige Augenblick zwischen dem Erfassen durch das Auge und das Eindringen in unser Gehirn, wo das falsch geschriebene Wort dann mit Hilfe unseres Gedächtnisses und anderer Teilbereiche unseres Denkapparats in das richtige verwandelt wird und die Lücke schließt. In diese Zeitspanne passt nicht einmal ein Achselzucken.

Doch genau solche Momente, diese kleinen Fehler sind es, die uns inspirieren sollten. Wenn ich mit dem Handy eine SMS schreibe, gibt mir das T9 immer "was" vor, obwohl ich viel lieber "war" schreiben möchte. Ich will immer nur "war" schreiben. Stören könnte mich das oder aber - und das gefällt mir besser - ich denke darüber nach. Wann schreibt man denn "was"? In Fragesätzen! Völlig klar. Meine SMS beschränken sich aber auf kleine Statusmeldungen, ich erwarte keine Antworten, jedenfalls keine Ausführlichkeiten. Ich stelle auch keine offenen Fragen oder schreibe lange Sätze, die zur Erläuterung mit "was" eingeleitete Relativsätze evozieren. Ich habe zu große Finger, ich schreibe wirklich ungern SMS und mute das deshalb auch niemand anderem zu.

Ich las aber ein ganz anderes Wort, als "was" oder "war". Das stieß diese ganzen Überlegungen aber erst an. In Richard Brautigans Roman "Die Abtreibung - Eine historische Romanze 1966" entdeckte ich ihn. Wäre das Wort nicht durch einen Trennstrich geteilt worden und dadurch auf zwei Zeilen verteilt, ich hätte es vielleicht überlesen. Die Verwechslung hätte nie stattgefunden, wenn ich nicht gezwungen gewesen wäre am Zeilenende neu anzusetzen. So marginal entscheidend war der Fehler. Es war nur ein Bogen zuviel in der dritten Zeile von unten, der aus dem Bekannten etwas völlig Neues machte. Ein völlig neues Land wurde da geschaffen, nicht von Brautigan - oder vielleicht doch? - jedenfalls konnte ich dazu nichts finden.

Auf Seite 146 erschuf uns irgendjemand ein Land, in dem all die fabelhaften Dinge passierten, von denen Brautigan schrieb. Ein Land, in dem es Frauen gab, die so schön waren, dass es ihnen eine Last war, von der sie geheilt werden mussten. Ein Ort, an dem es Bücher gab, die niemand jemals lesen würde, stattdessen hatten diese Bücher aber eine eigens für sie eingerichtete Bibliothek. Eine Welt, in der Geld immer verfügbar ist aber nur dann in Erscheinung tritt, wenn es gebraucht wird, sonst nicht. Eine Gegend, in der Verlust ein Gedicht ist, was nicht von Schmerz handelt. Kaliformien.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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