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Eine Reise im Treppenhaus, oder Wie sich Trithemius in meinem Text einmischt

Eigentlich wollte ich etwas zum Seminar schreiben, dass ich gestern besucht habe. Aber ich litt unter einer mich mittäglich häufiger erfassenden Konzentrationsschwäche, so dass nicht mehr viel übrig ist, von dem, was da gesagt wurde. Trithemius macht dagegen einen Mittagsschlaf, wie er mir am Abend berichtete, aber dazu kommen wir noch. Eigentlich wollte ich auch eine Rezension zu einem Buch schreiben, das ich gelesen habe, und von dem wir gestern während des Seminars gesprochen hatten. Es wäre dann eine Rezension zu einem Buch einer Autorin geworden.

Glücklicherweise befand ich mich am Abend in Gesellschaft von Herrn Putzig und Trithemius, wo ich wenigstens die peripheren Begleiterscheinungen genauestens aufzudröseln in der Lage war.

Ich fuhr mit dem Fahrrad zur Uni und hatte das Glück in der Senke auf eine grüne Ampel zu stoßen. Dadurch konnte ich den Schwung nutzen und aus ihr herausfahren. Das kann ich sonst auch ohne Schwung, ist aber anstrengender. Als ich dann vor dem Contihochhaus stand, sah ich viele hübsche Frauen aus dem und in das Gebäude hinein gehen. Ich erwähne das nur, um für später vorzubeugen, Sie werden sehen. Ich sah sogar zwei Teilnehmer des Seminars. Den einen grüßte ich, er schaute so. Den andern nicht, der schaute woanders hin. Der ist ein Pfarrer und schaut wie einer aus, und er nimmt immer die Treppe.

Wir müssen ja bis in den vierten Stock hoch, aber ich nahm deshalb auch die Treppe, bin ja gerade einmal etwas mehr als halb so alt wie der Pfarrer. Das hat mich ganz schön fertig gemacht. Aber nur weil vor mir zwei aufgepumpte Wiwistudenten die Treppe emporkrochen und mich nötigten, meine Schrittfolge extrem zu verlangsamen. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, wie immer. Die beiden gingen so langsam, dass es mir so vorkam, als würden sie nur einen halben Schritt machen pro Stufe, was ja auch irgendwie stimmt, denn sie waren ja zu zweit. Dem Pfarrer war das zu langsam und plötzlich scherte er aus und sprang mit zwei energiegeladenen Sätzen an den Jungens vorbei. Die guckten schräg, als sie der alte Hüpfer überholte, weil er schon eine Treppe weiter war, während sie den Zenit ihres Treppenabschnitts noch nicht erreicht hatten.

Entgegen kam mir auch jemand, eine Frau. Die aß eine Birne vom Kopf her. Das ist übrigens die Notiz, die ich mir im Beisein von Trithemius und Herrn Putzig in unserer Stammkneipe gemacht habe, um das nicht auch noch zu vergessen. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn sowas vergisst man doch nicht. Eine Birne vom Kopf her zu essen. Die Blüte war schon weg und die Frau hielt die Birne in der Hand, wie eine Waffel mit Eis darin. Sie biss von ihr ab, als wäre das Eis in die Waffel gerutscht und müsste nun erst von der Waffel befreit werden. Ganz unten lugte der Stiel aus ihrer Hand, wie Hänsels kleiner Finger, den er immer der Hexe vorzeigte. Ein erstaunliches Bild.

Trithemius fragte mich dann, ob die Frau denn schön gewesen sei und ich konnte dazu überhaupt keine Angaben machen, obwohl – das schrieb ich schon – mir durchaus hübsche Geschöpfe begegnet waren.

Das Seminar blieb seltsam unmerkwürdig. Vielleicht hatte ich meinen Denkapparat im Treppenhaus stehen gelassen, wo er nun alte Plakate bestaunte und auf dem Zettelbrett ein fast unmoralisches Angebot fand. Darin wurde von einem Verschlag berichtet, der unglaubliche 350,- Euro Miete kosten sollte und einer ungehörigen Kaution von 900,- Euro. Nur unter Angabe von Personalausweis, Mieterselbstauskunft, Bürgen und pol. Führungszeugnis könne sich auf das Zimmer beworben werden. Darauf war mit blauem Filzmarker vermerkt: „Selber, du Arschloch!“ Und weiter unten stand noch: „Du wirst mal Knöllchenschreiber“. Mein Denkapparat überlegte die ganze Zeit, was wohl ein pol. Führungszeugnis sei. Er kam nicht auf polizeilich, sondern versuchte die Brücke immer zu politisch zu schlagen. Wo man das bekommen könne, fragte er sich und dachte dabei an ein anderes Hochhaus, in dem die Politologen studierten.

Jedenfalls fand ich meinen Denkapparat wieder, als wir aus dem Seminarraum ins Treppenhaus gingen. Diesmal wollte ich Fahrstuhl fahren, weil ich einmal irgendwo aufgeschnappt habe, dass Treppensteigen gesund und Treppenhinabsteigen ungesund sei. Ich rief den Fahrstuhl, was Trithemius dazu brachte, laut über das Wort Fahrstuhl nachzudenken, weshalb ich dann nur noch vom Aufzug sprach, weil mir das auch komisch vorkam. Ich stellte mich also in den Aufzug hinein und drückte den Knopf. Dann sah ich, wie der ankam, den ich gegrüßt hatte und hielt ihm per gehobenem Bein in der Lichtschranke die Fahrstuhltür auf. Aufzugtür klingt auch komisch. Stellen Sie sich einmal vor, sie würden das g vergessen, dann hätten sie plötzlich eine Aufzutür. Mit dem Fahrstuhl kann Ihnen das nicht passieren, da gibt es kein g.

Und beinahe hätte mein neuer Aufzugmitfahrgast dem Pfarrer auch noch die Tür aufgehalten. Dieser winkte aber freundlich ab, weil er nirgendwo aufgeschnappt hatte, dass Treppenhinabsteigen ungesund sei. Er nahm die Treppe.
Trithemius - 29. Okt, 12:25

Meine Einmischung bestand eigentlich nur in der Frage nach der Frau. Ich fand bedenklich, dass du dir zwar die Birne angeschaut hast und davon schwärmtest, wie die Frau die "Blume" abgebissen hat, aber keinen Blick für die ganze Frau gehabt hast. Gemeinhin würde man doch annehmen, dass man sich zuerst die Frau ansieht und dann erst die Birne.

Shhhhh - 29. Okt, 12:35

Ja das stimmt. Alles. Ich hätte mir die Frau genauer ansehen sollen. Aber deine Einmischung war ja nicht ganz folgenlos für den Text, denn ich musste ja auch erklären, wie du da hineingeraten bist und plötzlich warst du überall, als hättest du heimlich daran mitgeschrieben.
Trithemius - 29. Okt, 12:36

"Aufzug" ist eigentlich genauso seltsam wie "Fahrstuhl", zumindest wenn du nur runter gefahren bist. Runter ists ein "Abzug".

Shhhhh - 29. Okt, 12:41

Dann also doch lieber Lift?
Trithemius - 29. Okt, 13:48

Machts auch nicht passend: "Es handelt sich um ein seit dem 19. Jahrhundert bezeugte Entlehnung aus dem gleichbedeutend englischen lift → en, einer deverbativen Ableitung von to lift → en ‚auf-, empor-, hochheben, in die Höhe heben, sich (in die Luft) erheben, lüften‘" (wikionary)
Shhhhh - 29. Okt, 15:55

Mist.
nömix - 29. Okt, 18:45

»Fahrstuhl« ist freilich ein höchst untrefflicher Ausdruck für besagte Apparatur, er lässt eher an einen Sessellift oder einen Krankenrollstuhl denken. Der englische Ausdruck »elevator« (»Emporheber«) triffts hingegen gut.
Trithemius - 29. Okt, 21:55

Komisch, alle Wörter betonen das Anheben, keines umfasst auch das Abwärtsfahren, obwohl es doch laut Leisetöne ebenso wichtig ist (wegen der Gefahr für die Knie beim Absteigen über Treppen.)
Shhhhh - 30. Okt, 12:23

Also doch wieder Paternoster...
Lo - 30. Okt, 15:32

Wer im Aufzug nach oben fährt: ist das dann ein Emporkömmling?
Und wer im Abzug nach unten fährt: ist der dann ein Abkömmling?
Oder ein Heruntergekommener?
Wer beim Hochfahren einschläft: hat der sich dann hochgeschlafen?
Solche Fragen ziehen einen richtig runter.
Shhhhh - 31. Okt, 16:59

Vielleicht nehmen wir dann doch lieber die Treppe.
Lo - 31. Okt, 20:09

Au ja, und dann erzählen wir uns Treppenwitze
;-))

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