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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Wort für Wort

Dienstag, 9. April 2013

Das Flaster

Nehmen wir das Flaster als das, was es ist: unvollständig. Wem geht es nicht so wie mir, der schmerzhaft das Gesicht verzieht, als wäre etwas furchtbar Kaltes an einen empfindsamen Zahn gelangt und der Schmerz bohrte sich nun den offen liegenden Wurzelkanal entlang bis in den Knochen. Und alles nur, weil wir dem Flaster das „P“ raubten. Denn richtig muss es Pflaster heißen.

Nun ergab sich jedoch, und wahrscheinlich nicht nur für mich, schon einmal die Situation, dass wir unzufrieden waren mit dem Behelf, mit dem Pflaster. Es könnte ja sein, die Straße wurde aufgebrochen für ein neues Erdkabel, und anschließend mehr schlecht als recht wieder verschlossen. Wer will da von Pflaster sprechen. Oder ein tiefer Schnitt, wie ihn nur ein furchtbar scharfes Messer antun kann, durchzieht plötzlich den Zeigefinger, und alles was Sie tun können, ist ein Pflaster, das so schnell durchgeblutet ist wie diese modernen Teefilterpapiere im heißen Wasserglas. Wer will solche Gegenstände, die mehr Notbehelf als Lösung sind, denn mit etwas belegen, dass eine solch lange etymologische Geschichte der Heilung und des Straßenbelags vorzuweisen hat?

Schon die alten Griechen kannten das Pflaster als „émplast(r)on“, eine zu Heilzwecken aufgetragene Salbe. Aus dem Mittellateinischen fand die Entlehnung in das Althochdeutsche statt und zu der Bedeutung des Wundpflasters gesellte sich der aus Zement oder Mörtel bestehende Fußbodenbelag. Zementierter Boden! Für die Ewigkeit! Noch heute hält sich das Pflaster in dieser Bedeutung! Wäre es da nicht von Vorteil ein weniger starkes Äquivalent zu finden, mit dem man die schlechten und unvollständigen Beläge belegen kann?

Nicht umsonst schrieb ich stark. Denn bei den Verben kennen wir es schon. Der Übergang vom starken Verb zum schwachen Verb, häufig mit der Grammatikalisierung in Verbindung gebracht und als Sprachwandelphänomen stigmatisiert, ist ein Prozess, der sich in unserem Beispiel auf ein Substantiv übertragen ließe. Fast jeder kennt die Konjugation von bellen: bellen, bellte und gebellt. Früher hieß es allerdings noch: bellen, boll, gebollen! Natürlich müssten die Regeln für schwache Substantive andere sein als für schwache Verben, denn ein Substantiv ist mit einem Verb nicht vergleichbar. Aber warum sollte es denn nicht auch schwache Substantive geben?

Stellen Sie sich einmal vor, sie nutzen das Wort Flaster immer dann, wenn Sie mit den Eigenschaften desselben nicht einverstanden sind, und wenn Sie es sind, dann benutzen Sie das Wort Pflaster. Schwach wäre das Substantiv Flaster deshalb, weil es in seiner Deklination vom Pflaster abhängig ist und auch sonst jeden Quatsch mitmacht, den Sie mit Pflaster machen können. Sie können zum Beispiel einen Weg beflastern. Nein! Sie nicht. Ihr Nachbar würde seinen Weg beflastern, würden Sie sagen, weil Sie das ja viel besser können. Erkennen Sie das Ausmaß der Möglichkeiten?

Im Übrigen werde ich jetzt zum Zahnarzt gehen. Ich benötige eine neue Füllung, weil die alte an einem harten Stück Brot entzwei brach. Und weil diese Dinger, also die Füllungen, meist nicht von Dauer sind, geschieht es ihnen ganz recht, dass sie des „P“ beraubt wurden. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!

Freitag, 29. März 2013

Die Verschädigung

Ich habe vorgestern ein ganz tolles Wort gehört und sofort aufgeschrieben: Verschädigung. Ich konnte, weil es den Zusammenhang der Rede, unserer Gedanken zur Rede und die Rede selbst ins Stocken gebracht hätte, nicht intervenieren und kurz fragen, was es bedeutet. Da sich bei mir allerdings bereits alle drei zuvor beschriebenen Phänomene, Zusammenhang, Gedanken und Rede, bereits in Auflösung befanden, war ich zumindest geistesgegenwärtig genug, mir das Wort zu notieren und einen ersten Gedanken abseits der Rede, dem Zusammenhang und den anderen Gedanken zu notieren.

Doch fangen wir vorn an: Ich saß in einer Kneipe mit Herrn Putzig und Trithemius und worüber wir sprachen habe ich vergessen. Es hat sich mit dem Hören des Wortes Verschädigung im wahrsten Sinne des Wortes verabschiedet. Wenn wir trotzdem vorn anfangen wollten, müssten wir also mit dem "ver-" beginnen, denn eine Schädigung allein macht ja noch keinen Sommer. Im Gegensatz zur Beschädigung bleibt die Verschädigung auch eher diffus, wir wissen nicht genau, was damit gemeint ist, noch können wir konkret sagen, was dabei passiert. Aber eines wissen wir: das Wichtige bei Substantiven steht immer hinten, demzufolge liegt ein Schaden vor, wo oder wie auch immer. Das ist also schlecht.

Verwirre ich Sie? Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist. Nachdem ich eine Weile nach dem "ver-" recherchierte, kam ich über die synthetischen Sprachen bis zu den einzigen beiden unregelmäßigen Verben des Japanischen suru und kuru, und von dort aus bin ich dann gotzeidank wieder auf mein gutes altes Etymologisches Wörterbuch in meinem Regal zurückgekommen. Darin finden sich auch Weiterleitungen, die ebenso interessant sind, denen aber längst nicht so leicht zu folgen ist, wie im Internet. Da klicken Sie ja einfach drauf und schon sind Sie auf einer neuen Seite. Falls Sie übrigens meinem Link gefolgt sind, ist Ihnen ungefähr, das passiert, was mir bei Internetrecherchen immer passiert: plötzlich haben Sie vergessen, worum es Ihnen überhaupt ging und Sie staunen darüber, dass es im Japanischen nur zwei unregelmäßige Verben gibt.

Jedenfalls, um den Faden nicht schon wieder zu verlieren, gibt es bei der Etymologie von "ver-“ einiges zu bestaunen. Dieses Präfix ist ein Universalpräfix und ursprünglich waren es einmal mehrere unterschiedliche Präfixe, die dann alle zu einem verschmolzen sind, dem "ver-“. Und weil das so viele einzelne Präfixe waren, können dem "ver-“ auch die unterschiedlichsten Bedeutungen zukommen. Zwei jedoch sind sehr häufig. Zum einen wird damit ein Verlauf gekennzeichnet und zum anderen steht am Ende des Verlaufs meistens etwas Diffuses. Ein Verhör ist die Befragung eines Zeugen zum Beispiel, verhören wir uns aber, dann ist beim Hören etwas schief gelaufen, was dann dazu führen kann, dass wir am Ende verwirrt sind.

Für den Schaden, Sie erinnern sich hoffentlich an den Anfang des Textes, hat das nun folgende Relevanz: Die erfolgte Schädigung tritt definitv auf und ist nicht von der Hand zu weisen, leider kann man nicht vorhersehen, wie sie sich äußert. Ach, jetzt weiß ich wieder, worum es in unserem Gespräch ging. Es ging um das Rauchen. Und natürlich hat Trithemius absolut Recht, wenn er den Schaden durch das Rauchen als Verschädigung bezeichnet, denn die Schädigung ist ein Verlauf und am Ende weiß man nicht, was man kriegt. Der Schaden äußert sich ja bei jedem irgendwie ein bisschen anders, ist also mehr oder weniger schlecht zu fassen, diffus also.

Ich habe jetzt wieder alle beisammen und gehe Ostereier färben. Ihnen wünsche ich auch ganz gute Feiertage. Bis bald.

Donnerstag, 7. März 2013

Mongolen meiden den Appendix

Wollte gerade einen Beitrag über die mongolischen Horden schreiben, die mich heimgesucht haben. Lasse das lieber. Hätte auch einen Beitrag zu meiner derzeitigen Prokrastination schreiben können, lasse ich aber auch. Schreibe lieber was zum Wort Prokrastination. Schreibe, dass Prokrastination aus dem Lateinischen kommt. Kann man nachlesen, steht so bei Wikipedia. Das stimmt, hab's im Stowasser erblättert. Wikipedia beginnt mit den Worten:

"Aufschieben, auch Prokrastination (lateinisch: procrastinatio ‚Vertagung‘, Zusammensetzung aus pro ‚für‘ und cras ‚morgen‘), Erledigungsblockade, Aufschiebeverhalten, Erregungsaufschiebung oder Handlungsaufschub ist das Verhalten, als notwendig aber auch als unangenehm empfundene Arbeiten immer wieder zu verschieben, anstatt sie zu erledigen."

Nur das tinatio, den mitgeschleiften Appendix dieser Lehnwortkaskade, den hat Wikipedia nicht erklärt. Der findet sich auch nicht im Stowasser. Man könnte ja vermuten, es handele sich dabei um etwas ähnliches wie das deutsche Suffix ung, das aus allen möglichen Wortformen ein Substantiv des Vorgangs, eines Ergebnisses eines Vorgangs oder einer Raumbezeichnung macht.

Wie dem auch sei. Der Appendix ist genauso lang wie der erklärte Teil des Wortes procrastinatio. Das bringt mich wieder zu den mongolischen Horden zurück. Die kamen auch ohne Erklärung, marodierten in meinem Darm herum und verlangten an jeder Schlinge, auf die sie trafen ein Wegegeld. Meinen Appendix aber ließen sie rechts liegen, die Schlingel. Die wussten schon, dass das eine Raumbezeichnung sein muss; sozusagen eine Sackgasse.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Aktionsplanpuzzle

Falls Ihnen langweilig sein sollte, falls Sie eine ruhige Minute haben oder falls Sie einfach mal etwas tun möchten für den Phrasenbrei in der Politik, empfehle ich Ihnen folgendes Puzzle. Dieses Kleinod moderner Sprachspiele ist unter Zuhilfenahme diverser Synonymwörterbücher und des Dudens entstanden.

Laden Sie sich die Grafik einfach herunter und drucken Sie sich ein oder mehrere Exemplare davon. Schneiden Sie die einzelnen Felder sorgfältig aus und sortieren Sie sie ihren Farben entsprechend auf die einzelnen Haufen. Die 3 oben abgedruckten Felder dienen als Beispiel und sind deshalb etwas kräftiger in der Farbe. Das Beispiel kann aber, sobald Sie das Spielprinzip verinnerlicht haben, ebenfalls verwendet werden. Die nach Farben sortierten Bestandteile können Sie nach dem oben abgedruckten Beispiel ansonsten völlig frei anordnen. Die beiden unten abgedruckten Ergänzungen, das -s- und das -n- schieben Sie bei Bedarf einfach dazwischen.

Viel Spaß!

Freitag, 4. Januar 2013

Lauschangriff auf So

Zeuge war ich gestern einer Unterhaltung, die sich um folgendes drehte:

Ichso. Duso. Alleso. So. So. So.
Sieso. Einfachso. Soneart.
Nichtso. Achso. Istso. Schauso.
Sonicht. Wieso. Siemeintso. Mirso.
Undso. Geradeso. Haltso. Dirso.
Wirso. Riechtso. Sogeil.
Wie? So? So!


Falls Sie also zufällig einmal nach den Kookkurrenzen des Wortes "so" suchen und beim Wortschatzportal der Universität Leipzig nicht fündig werden. Außerdem sollte dort dringend überprüft werden, ob die Häufigkeitsklasse 4 dem aktuellen Sprachgebrauch gerecht wird.

Montag, 10. Dezember 2012

Flausen mit Fisch und Schiff

Das Wort Schiff geht wie auch die Worte Boot oder Nachen zurück auf den gehöhlten Stamm, den Einbaum. Weiterhin bedeutete es im Ahd. auch Gefäß, woraus sich in späterer Zeit der Nachttopf entwickelte und das heute noch gebräuchliche schiffen, also das urinieren. Das schiffen, im Sinne von einer im Boot absolvierten Überfahrt ist dagegen kaum noch gebräuchlich.
Das Wort Fisch hat leider keine so interessante Geschichte. Scheinbar liegt die Wortherkunft sogar ziemlich im Dunkeln, denn außergermanisch ist der Fisch nur noch mit Lat. piscis und Air. iasc verwandt. Genauso verhält es sich leider mit der Ableitung fischen. Daraus ergibt sich allerdings eine interessante Beobachtung. Dass nämlich der Mensch, bevor er denn fischen ging bzw. den Fisch überhaupt kannte, schon Boote gebaut haben musste, an deren Unterseite sich, von ihm dann beobachtet, plötzlich Wesen auftaten, die gegrillt und in Mayonaise versenkt, herrliche Mahlzeiten abgaben.

Wen nimmt es da Wunder, wenn der Urgermane, um seinem Erstaunen über diese Entdeckung Ausdruck zu verleihen, ein Wort bildet, was sich aus seiner Perspektive heraus völlig natürlich ergibt? Er sitzt im Einbaum über dem Wasser, dem „Schiff“ und schaut herab in das Wasser zum, na klar, zum: „Fisch“. Ein simples Anagramm, eine gespiegelte Wasseroberfläche verstellte der historischen Sprachwissenschaft so lange die wahre Herkunft des Wortes Fisch.

Gleich hinter Fisch findet man im etymologischen Wörterbuch übrigens das Wort Fisematenten, dessen Herkunft, und ich zitiere, „trotz aller unternommenen Deutungsversuche nach wie vor ungeklärt ist.“

Freitag, 30. November 2012

Das Appe und die Losigkeit

Meine Damen und Herren,

die Losigkeit gibt es doch! Diese neueste Erkenntnis in der Erforschung der deutschen Sprache begründet sich auf zwei Phänomene, die ich nach langem Studium endlich in Einklang gebracht habe.

Das erste Phänomen ergibt sich bereits aus dem Wort selbst. Die Losigkeit, wir kennen sie alle, beschreibt einen Zustand oder eine Eigenschaft, die entweder abhandengekommen oder nicht vorhanden ist. Das zweite Phänomen ist da schon verzwickter, denn ohne einen Verweis auf das Vorhandensein desselben kommt die Losigkeit gar nicht aus. Niemals könnte jemand davon sprechen, dass dieser Text eine offensichtliche Geschmacklosigkeit darstellt, wenn nicht irgendjemand vorher dagewesen wäre, der den Geschmack definiert hätte. Trotzdem bezeichnet die Losigkeit genau den Zustand des offensichtlichen Mangels, in unserem Fall das Fehlen des Geschmacks. Wenn es also an Geschmack mangelt, er demzufolge eigentlich gar nicht vorhanden ist, muss er, um in der Sprache seinen Ausdruck zu finden, hinzugefügt werden und ist dann, obwohl er gar nicht da ist, trotzdem da. Ist das nicht erstaunlich?

Mittwoch, 14. November 2012

Während a raucht, ist un tot

Auf der Suche nach dem kleinen, feinen Unterschied, der gewitterten Nuance kann man sich machen, wenn man zum Beispiel dem Wein nicht abgeneigt ist. Dem Kenner offenbaren sich bereits beim Öffnen der Flasche, dem ersten entsprungenen Duft, beim kleinsten Nippen am Glas feinste Unterschiede, die auf Jahrgang, Hanglage und Sonnenstunden hindeuten lassen, von der Rebsorte ganz zu schweigen. Auch die deutsche Sprache bietet mancherlei Facette, die es dem Kenner erlaubt, sich von der "Spreu" des gewöhnlichen Benutzers zu trennen und mit dem richtig gebrauchten Detail eine Aussage erst eloquent zu machen. Um solch ein Detail soll es heute gehen: den gemeinen verneinenden Präfix bei Adjektiven.

Schon in dem Wort "gemein", das ich eben verwendete, steckt ein kleiner Hinweis darauf, dass es sich bei dem Präfix un- um ein einerseits höchst produktives Präfix handeln muss (ein Allgemeinplatz), andererseits aber auch, dass es nicht das einzige ist, welches verneinende Wirkung hat. Deshalb nehmen wir, um das Gegensatzpaar perfekt zu machen, das Präfix a- mit hinzu. Beide Präfixe verneinen Adjektive, un- jedoch ist weiter verbreitet und der Einsatz von a- als Präfix zumeist auf aus dem Lateinischen oder Griechischen entlehnte Adjektive beschränkt. "Typisch" zum Beispiel kommt aus dem Lateinischen und wird untypisch, wenn wir ein a- davor setzen, nämlich atypisch. Jetzt wird es kompliziert, hört man uns denken, die Augeninnenteile beschreiben Kreise und das einzige, was wir, die wir ja keine "Kenner" sind, entgegenzusetzen haben ist: "Ich trinke viel lieber Bier als Wein".

Damit ist jetzt Schluss, die Trauben müssen uns nicht mehr zu sauer sein! Aller gezielt gestreuter Desinformation im Netz zum Trotz, ist es mir nämlich gelungen, eine schlüssige Differenz bei der Verwendung von un- und a- als Präfix bei dem Adjektiv "typisch" auszumachen. Obwohl un- selbst bei "typisch" produktiver ist – es liefert bei Google 57.000 Treffer, wohingegen "atypisch" nur auf 40.000 Treffer kommt – stehen die gut recherchierten und wesentlich ausführlicheren Lösungen unter "atypisch" und nicht unter "untypisch“. Es gibt sogar Fachleute, die für die Präfigierung mit un- oder a- keinen semantischen Unterschied festgestellt haben wollen, oder diesen nur "wenigen" Paaren zubilligen und dann auch nur ganz klitzeklein. Hören Sie nicht weiter darauf, das ist nur der Dünkel der Wissenschaft! Es gibt einen Unterschied, bei all diesen Paaren, nicht nur wie laut DUW (Deutsches Universalwörterbuch) bei areligiös (nicht religiös + außerhalb der Religion stehend) und unreligiös (nicht religiös).

Die Lösung sieht folgendermaßen aus. Ich beziehe mich dabei auf ein Beispiel, das direkt aus dem Leben gegriffen ist und sich deshalb sehr leicht merken lässt. Sollte in Zukunft also jemand darüber die Nase rümpfen, weil sie statt un- a- oder statt a- un- benutzen, können sie mit den folgenden zwei Merksätzen Ihr Expertentum auf diesem Gebiet kundtun und den Nörgler in seine Schranken weisen:

Atypisch ist, wenn ein Raucher unter Rauchern sitzt, die rauchen, und selbst nicht raucht.

Untypisch ist, wenn ein Raucher unter Rauchern sitzt, die rauchen, und selbst nicht atmet.

Montag, 12. November 2012

Geil, leider

Da habe ich mich eben intensiv mit der Komparation beschäftigt und alles, was ich herausgefunden habe, ist nichts weiter als relativ. Widersprüchlich ist deshalb die völlig unsinnige Unterscheidung von Elativ und Exzessiv. Wikipedia zeigt das sehr schön, indem nämlich beim Exzessiv eine Erklärung gegeben wird, die sich mit Beispielen des Elativs deckt. Da heißt es: „Der Terminus Exzessiv benennt eine adjektivische Steigerungsform, die entweder ein extrem hohes („sehr sehr“) oder übersteigertes Maß („zu“) der bezeichneten Eigenschaft ausdrückt.“ Und beim Elativ steht im Beispiel: „Elativ (Partikel): „Wir arbeiten mit extrem modernen Maschinen.“

Komparieren wir das Adjektiv geil, kommt dann so etwas dabei heraus:
Positiv: geil
Komparativ=geiler
Superlativ=am geilsten
Elativ= extrem geil oder endgeil
Exzessiv=sehr sehr geil oder zu geil
Ich denke, es wird klar, dass sich Elativ und Exzessiv nicht allzu groß voneinander unterscheiden. Leider geil, würde ich sagen.

Donnerstag, 8. November 2012

sauchen

sauchen, Verb, etymologisch nahe verwandt mit suchen. Während das gemeingerm. Verb mhd. suochen, ahd. suohhen eigentlich „suchend nachgehen, nachspüren“ bedeutet, sich ursprünglich auf den die Fährte aufnehmenden Jagdhund bezog und die Wurzeln im Allgemeinen eher im Dunkeln liegen, kann das Verb sauchen etymologisch eindeutig zurückverfolgt werden. Mit dem Aufkommen der ersten Standardtastaturbelegung auf Schreibmaschinen, welche von Remmington Ende des 19. Jh. eingeführt wurde, ist das Verb sauchen in der Literatur nachweisbar.

Semantisch ursprünglich durchaus äquivalent zu „suchen“ gebraucht, wandelte sich die Bedeutung mit der Intensivierung des Gebrauchs von Schreibmaschinen, Handys, Computern und sonstigen Spracheingabemodulen, die auf Basis der remmingtonschen Tastatur arbeiten, weg vom eigentlich zielgerichteten „suchen“ hin zu dem eher ziellosen Aspekt einer Suche, neu: Sauche.

Hierbei müssen grundsätzlich zwei Bedeutungsschwerpunkte unterschieden werden. Zum einen bestehen bei dem Verb "sauchen", insbesondere aber bei dem daraus gebildeten Substantiv "Sauche" Ähnlichkeiten zu gewissen kulinarischen Flüssigkeiten. Zum anderen dient es der spezifischen Suche in „hastigen“ (hastig steht in diesem Zusammenhang für: fehlerbehaftet) Milieus, Google zum Beispiel liefert dafür eine ganze Reihe von Treffern. Gerade in der zweiten Bedeutung könnte der obigen Definition nach ein Widerspruch stecken. Dies ist durchaus beabsichtigt und dient dem Anwender als Beweis seiner Eloquenz, denn die Sauche ist vor allem selbstreferentiell, der Saucher findet nur Ergebnisse anderer Saucher, er findet aber nichts, was er nicht auch gesucht hätte. In letzter Zeit wurde allerdings beobachtet, dass die Eloquenz nur eine mögliche Ursache für die Benutzung von sauchen, bzw. Sauche darstellt, seit neuestem spricht man in diesem Zusammenhang auch vom sog. crassus digitus.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Jan, 07:13

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