Das Flaster
Nehmen wir das Flaster als das, was es ist: unvollständig. Wem geht es nicht so wie mir, der schmerzhaft das Gesicht verzieht, als wäre etwas furchtbar Kaltes an einen empfindsamen Zahn gelangt und der Schmerz bohrte sich nun den offen liegenden Wurzelkanal entlang bis in den Knochen. Und alles nur, weil wir dem Flaster das „P“ raubten. Denn richtig muss es Pflaster heißen.
Nun ergab sich jedoch, und wahrscheinlich nicht nur für mich, schon einmal die Situation, dass wir unzufrieden waren mit dem Behelf, mit dem Pflaster. Es könnte ja sein, die Straße wurde aufgebrochen für ein neues Erdkabel, und anschließend mehr schlecht als recht wieder verschlossen. Wer will da von Pflaster sprechen. Oder ein tiefer Schnitt, wie ihn nur ein furchtbar scharfes Messer antun kann, durchzieht plötzlich den Zeigefinger, und alles was Sie tun können, ist ein Pflaster, das so schnell durchgeblutet ist wie diese modernen Teefilterpapiere im heißen Wasserglas. Wer will solche Gegenstände, die mehr Notbehelf als Lösung sind, denn mit etwas belegen, dass eine solch lange etymologische Geschichte der Heilung und des Straßenbelags vorzuweisen hat?
Schon die alten Griechen kannten das Pflaster als „émplast(r)on“, eine zu Heilzwecken aufgetragene Salbe. Aus dem Mittellateinischen fand die Entlehnung in das Althochdeutsche statt und zu der Bedeutung des Wundpflasters gesellte sich der aus Zement oder Mörtel bestehende Fußbodenbelag. Zementierter Boden! Für die Ewigkeit! Noch heute hält sich das Pflaster in dieser Bedeutung! Wäre es da nicht von Vorteil ein weniger starkes Äquivalent zu finden, mit dem man die schlechten und unvollständigen Beläge belegen kann?
Nicht umsonst schrieb ich stark. Denn bei den Verben kennen wir es schon. Der Übergang vom starken Verb zum schwachen Verb, häufig mit der Grammatikalisierung in Verbindung gebracht und als Sprachwandelphänomen stigmatisiert, ist ein Prozess, der sich in unserem Beispiel auf ein Substantiv übertragen ließe. Fast jeder kennt die Konjugation von bellen: bellen, bellte und gebellt. Früher hieß es allerdings noch: bellen, boll, gebollen! Natürlich müssten die Regeln für schwache Substantive andere sein als für schwache Verben, denn ein Substantiv ist mit einem Verb nicht vergleichbar. Aber warum sollte es denn nicht auch schwache Substantive geben?
Stellen Sie sich einmal vor, sie nutzen das Wort Flaster immer dann, wenn Sie mit den Eigenschaften desselben nicht einverstanden sind, und wenn Sie es sind, dann benutzen Sie das Wort Pflaster. Schwach wäre das Substantiv Flaster deshalb, weil es in seiner Deklination vom Pflaster abhängig ist und auch sonst jeden Quatsch mitmacht, den Sie mit Pflaster machen können. Sie können zum Beispiel einen Weg beflastern. Nein! Sie nicht. Ihr Nachbar würde seinen Weg beflastern, würden Sie sagen, weil Sie das ja viel besser können. Erkennen Sie das Ausmaß der Möglichkeiten?
Im Übrigen werde ich jetzt zum Zahnarzt gehen. Ich benötige eine neue Füllung, weil die alte an einem harten Stück Brot entzwei brach. Und weil diese Dinger, also die Füllungen, meist nicht von Dauer sind, geschieht es ihnen ganz recht, dass sie des „P“ beraubt wurden. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!
Nun ergab sich jedoch, und wahrscheinlich nicht nur für mich, schon einmal die Situation, dass wir unzufrieden waren mit dem Behelf, mit dem Pflaster. Es könnte ja sein, die Straße wurde aufgebrochen für ein neues Erdkabel, und anschließend mehr schlecht als recht wieder verschlossen. Wer will da von Pflaster sprechen. Oder ein tiefer Schnitt, wie ihn nur ein furchtbar scharfes Messer antun kann, durchzieht plötzlich den Zeigefinger, und alles was Sie tun können, ist ein Pflaster, das so schnell durchgeblutet ist wie diese modernen Teefilterpapiere im heißen Wasserglas. Wer will solche Gegenstände, die mehr Notbehelf als Lösung sind, denn mit etwas belegen, dass eine solch lange etymologische Geschichte der Heilung und des Straßenbelags vorzuweisen hat?
Schon die alten Griechen kannten das Pflaster als „émplast(r)on“, eine zu Heilzwecken aufgetragene Salbe. Aus dem Mittellateinischen fand die Entlehnung in das Althochdeutsche statt und zu der Bedeutung des Wundpflasters gesellte sich der aus Zement oder Mörtel bestehende Fußbodenbelag. Zementierter Boden! Für die Ewigkeit! Noch heute hält sich das Pflaster in dieser Bedeutung! Wäre es da nicht von Vorteil ein weniger starkes Äquivalent zu finden, mit dem man die schlechten und unvollständigen Beläge belegen kann?
Nicht umsonst schrieb ich stark. Denn bei den Verben kennen wir es schon. Der Übergang vom starken Verb zum schwachen Verb, häufig mit der Grammatikalisierung in Verbindung gebracht und als Sprachwandelphänomen stigmatisiert, ist ein Prozess, der sich in unserem Beispiel auf ein Substantiv übertragen ließe. Fast jeder kennt die Konjugation von bellen: bellen, bellte und gebellt. Früher hieß es allerdings noch: bellen, boll, gebollen! Natürlich müssten die Regeln für schwache Substantive andere sein als für schwache Verben, denn ein Substantiv ist mit einem Verb nicht vergleichbar. Aber warum sollte es denn nicht auch schwache Substantive geben?
Stellen Sie sich einmal vor, sie nutzen das Wort Flaster immer dann, wenn Sie mit den Eigenschaften desselben nicht einverstanden sind, und wenn Sie es sind, dann benutzen Sie das Wort Pflaster. Schwach wäre das Substantiv Flaster deshalb, weil es in seiner Deklination vom Pflaster abhängig ist und auch sonst jeden Quatsch mitmacht, den Sie mit Pflaster machen können. Sie können zum Beispiel einen Weg beflastern. Nein! Sie nicht. Ihr Nachbar würde seinen Weg beflastern, würden Sie sagen, weil Sie das ja viel besser können. Erkennen Sie das Ausmaß der Möglichkeiten?
Im Übrigen werde ich jetzt zum Zahnarzt gehen. Ich benötige eine neue Füllung, weil die alte an einem harten Stück Brot entzwei brach. Und weil diese Dinger, also die Füllungen, meist nicht von Dauer sind, geschieht es ihnen ganz recht, dass sie des „P“ beraubt wurden. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!
Shhhhh - 9. Apr, 09:42