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Die Metro – eine kleine Ethnologie

Die Metro ist ein Weltkonzern und ein Laden hier um die Ecke. Ich spreche im Folgenden vom Laden um die Ecke, wenngleich sich die üblichen Verallgemeinerungen nicht vermeiden lassen, da es auch an anderen Ecken Läden gibt und diese ähnlich strukturiert sind wie hier.

Die Metro wird bevölkert von zwei sich entgegengesetzt verhaltenden Menschengruppen. Während die eine Gruppe dazu da ist, die Regale zu füllen, ist die andere bestrebt, diese zu leeren. Das vorab als erste allgemeine Feststellung. Man nennt diese Gruppe auf der einen Seite Verkaufspersonal und auf der anderen Seite Kunden. Leider kommt niemand um eine weitere Differenzierung innerhalb dieser Gruppen herum. Dazu sei nun folgendes geschrieben:

Auf der Seite des Verkaufspersonals sind die sogenannten Vorgesetzten, die entweder in Anzug und Krawatte an den Kunden vorbei gehen und freundlich grüßen oder niederes Personal nach Bestandslisten abfragen, leere Regale missbilligend zur Kenntnis nehmen oder sonstige Taktiken anwenden, um dem anderen Personal auf den Sack zu gehen. Besonders schön sind da zum Beispiel großflächige Umräumaktionen, sogenannte Aktionsflächen befüllen lassen oder Beschilderungen entwerfen. Eine äußerst einfallsreiche Beschilderung kann jüngst wieder beobachtet werden: Artikel, die gerade nicht lieferbar sind, werden durch leere Regale präsentiert, auf denen ein traurig blickender Smiley auf einem laminierten Zettel darauf hinweist, dass die Preisverhandlungen „zu Gunsten des Kunden“ noch keinen befriedigenden Abschluss gezeitigt haben. Kunden können davon ausgehen, dass 1. der Artikel nicht durch einen vergleichbaren ersetzt wird, 2. der Artikel für geraume Zeit nicht verfügbar sein wird, damit sich 3. niemand mehr daran erinnern kann, dass „zu Gunsten des Kunden“ ein relativer Begriff ist.

Die anderen, das niedere Verkaufspersonal, gliedern sich wiederum in jene, die Regale und Aktionsflächen füllen und solche, die an den Kassen am Ausgang die Ware einscannen, den Preis ermitteln und abkassieren. Während die Regalfüller meist so tun, als wären sie gar nicht da, sind die Kassiererinnen den Kunden schutzlos ausgeliefert. Die einen glotzen mit Kuhaugen an einem vorbei oder drehen sich um oder manchmal, ganz selten, grüßen sie auch. Die anderen an der Kasse grüßen fast immer, halten aber diverse weitere Fallstricke für die Kunden bereit. Sie wollen zum Beispiel Geld haben, nehmen aber an dieser Kasse keine Kreditkarten, sie verantworten höchstpersönlich die falschen Etikettierungen und stecken sich den Fehlbetrag in die eigene Tasche (hier handelt es sich um rein subjektive Wahrnehmungen, meist von sogenannten Sonntagskäufern, siehe dazu weiter unten).

Kommen wir nun zu den Kunden. Auch diese lassen sich weiter aufteilen, in diejenigen, die als Profis auftreten, langjährige Erfahrung im Umgang mit dem Verkaufspersonal haben und sich überhaupt in höchst symbiotischer Beziehung zu diesem befinden (leeren und wieder auffüllen von Regalen). Sie werden vom fast gesamten Personal gegrüßt, häufig sogar geduzt und sie stehen am Ende ihres Einkaufs an den zwei letzten Kassen, die für diejenigen reserviert sind, die „richtig Geld“ im Laden lassen. Sie dürfen auch auf den extra für sie vorbehaltenen Parkplätzen, in der Nähe des Ausgangs parken. Man trifft sie dort regelmäßig, manchmal wöchentlich, manchmal zweimal täglich, je nachdem, welche Art Geschäft sie besitzen und wie frisch die Ware zu sein hat.

Die anderen sind die sogenannten Sonntagskäufer, die sind immer da außer sonntags, gerne mit Hut oder in Uniform oder alt oder jung, aber immer mit dem kleinen Einkaufswagen unterwegs. Sie sind bereits am Eingang daran erkennbar, dass sie ihre Karte zur Identifikation und Legitimation erst dann aus dem Portemonnaie fischen, wenn sich hinter ihnen bereits ein Pulk aus weiteren Kunden gebildet hat, die schon ungeduldig mit den Hufen scharren. Natürlich legen sie die Karte erstmal falsch herum auf den Scanner. Das macht aber nichts, denn die Sonntagskäufer genießen unter dem gehobenen Verkaufspersonal einen Sonderstatus. Sie ermöglichen die zum Teil mondmäßigen Kalkulationen bei größeren Abpackungen (ich berichtete darüber) und deshalb ist der Scanner sogar in der Lage, die „Eintrittskarte“ auf dem Kopf abzulesen. Der Name erscheint im Display und diese Kunden freuen sich, ob der herzlichen Begrüßung durch einen Bildschirm.

Dann fahren diese Kunden mit ihren Wagen los. Sie bleiben unvermittelt stehen, und zwar dergestalt, dass in den Gängen, die Platz für zwei große! Einkaufswagen nebeneinander haben, kein Platz mehr bleibt, um selbst mit einem kleinen daran vorbei zu kommen. Diese Kunden fahren mit ihrem Einkaufswagen in die zweite Etage und verstopfen die Rolltreppe. Aber nicht weil sie dort oben Unmengen an Kopierpapier kaufen, das unheimlich schwer ist, sondern einen Büstenhalter oder ein Handtuch oder einen Wasserkocher. Diese Kunden stellen sich an die falsche Kasse an und tun so, als wäre das völlig normal. Sie bezahlen immer bar oder mit Karte, haben beides aber nicht zur Hand, wenn es ans Bezahlen geht (siehe oben unter „Eintrittskarte“), sie haben es nie passend, möchten aber alle Bonuspunkte für die neue Handtuchserie. Bei ihnen piept es, wenn sie an den Diebstahlsicherungen vorbei fahren. Sie wissen nicht, wo ihr Auto steht, weil sie nicht dort in den Laden hineingegangen sind, wo sie am Ende heraus kommen. Sie trinken ihren Kaffee im Metrorestaurant! Sie sind in der Überzahl!
wortmischer - 22. Jul, 11:05

Was für eine erfreulich tiefenscharfe Betrachtung! - Nun bleibt nur noch zu klären, in welcher der Bevölkerungsgruppen wir Herrn Shhhhh finden.

Ich rate mal: "Sogenannter Vorgesetzter, [der] sonstige Taktiken anwendet, um dem anderen Personal auf den Sack zu gehen" geht nicht. Schon allein wegen der 200 mit Erde besudelten Schnellhefter.

Sind Sie etwa ein "sogenannter Sonntagskäufer mit Hut"?

Shhhhh - 22. Jul, 11:18

Bis gestern hätte ich mich zu den Profieinkäufern gezählt, wenn mir nicht zufällig das Malheur mit der falsch aufgelegten Karte passiert wäre. Und einmal stand ich so ungünstig im Gang, dass niemand an mir vorbei konnte (ich las gerade das Schild mit dem traurigen Smiley), weil neben mir eine Palette geparkt war.
tikerscherk (Gast) - 23. Jul, 09:02

Treffende Beobachtung.
Der letztbeschriebene Typus ist jener, der mit dem Auto gern in zweiter Reihe hält um schnell was zu erledgen. Aber: erstens tut er das nie schnell und zweitens parkt er exakt auf der gleichen Höhe wie ein anderer seiner Gattung und riegelt somit die Straße zuverlässig ab.

(das unten einzugebende Wort lautet kids)

Shhhhh - 23. Jul, 09:33

Genau, und wenn man sich erdreistet zu hupen, kommen sie angerannt und schimpfen, weil sie doch nur kurz was erledigen wollten und dann stand da noch die Uschi auf dem Gehweg und da musste noch ein kleines Schwätzchen gehalten werden...
In der Straße, wo ich wohne, fährt in einer Richtung der Bus durch, da traut sich sowas niemand, dachte ich immer, bis mich das erste Hupkonzert vor unserem Fenster vom Gegenteil überzeugte.

(nur was die Klammer bedeuten soll, habe ich keine Ahnung)
tikerscherk (Gast) - 26. Jul, 19:33

(wenn ich einen Kommentar posten möchte, muss ich bei twoday stets ein Wort eingeben, das unten angezeigt wird.
Jetzt ist es "woain". Das letzte Mal war´s "kids", einer meiner besonders ungeliebten neudeutschen Ausdrücke)
Lange-Weile - 25. Jul, 11:30

Monsterläden und Verkaufskultur

also mir gehen die riesigen Monsterläden echt auf den Sack, wenn ich den derben Ausdruck verwenden darf.

Eine Wahnsinnsgeldmachschine, für die, die an der Spitze stehen. Die Jahres-Gehälter der Oberbosse erreichen Höhen, die Otto Normal Verbraucher Zeit seines Lebens nicht verdienen wird. Dafür müssen mehrere Generationen ackern. DAS unterstütze ich nicht.

So weit ist weiß, hat die Metro sich mit den Lieferanten wie z.b.Danone wieder geeinigt und die Preise wurden auf Kosten des kleinen Mannes und der Tiere gedrückt, so wie Aldi momentan mit den Milchlieferanten umgeht, die kaum noch Geld für ihre Ware bekommen. Frag mich sowieso, warum sich der Preiskampf fast nur über die Milchbauern austobt.

Fast jedes tierisches Produkt, was wir in den Supermarktketten kaufen , enthält großes Leid der Tiere, das sie während ihrer Massentierhaltung durchlaufen müssen. Nach einem Jahr sehen Hennen und Kühe wie uralte Tiere aus. gefledert und zerbrechlich und krank und randvoll vollgepumpt mit Antibiotica.

Solange der Verbraucher das ignoriert und weiter billig kauft, wird sich daran nichts ändern. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke.

Seid ich meine Ernährung auf gesund umgestellt habe, wurden die großen Märkte für mich überflüssig. 95 % der Regale lass ich links liegen, werfe nicht mal ein Blick darauf.

Dafür wäre für mich heute wieder der gute alte Dorfladen - zu DDR Zeiten Konsum - voll ausreichend. Spontan erinnere mich an die Zeiten, als ich noch im Dorfkonsum nach der Arbeits einkaufen ging. Neben dem Einkauf erledigten wir auch gleich den Dorttratsch. Nach meinem Einkauf war ich bestens über die neusten Ereignisse im Dorf informiert.

Damals war das Einkaufen tatsächlich ein Erlebnis ;-)

LG La WE


Shhhhh - 31. Jul, 21:01

Dass sich die Metro "im Sinne" des Kunden auf Preise einigt, ist durchaus anzunehmen. Wie du allerdings richtig geschrieben hast, geht das ausschließlich zu Lasten anderer, also den Milchbauern zum Beispiel.
Ich kann mir in der Metro nur bedingt aussuchen, was ich dort kaufe, da ich dort ja für eine, nein, mittlerweile zwei Kneipen einkaufe. Da ist nicht immer drin, auf Preis-Leistung zu achten. Manchmal muss es eben auch der günstige 5-Liter Eimer Joghurt sein.

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