Die Biographie des Regals
Die Anregung ging von einer Art Stöckchenspiel aus, zu dem ich mich eigentlich nicht hinreißen lassen wollte. Deshalb möchte ich hier auch kein Stöckchenspiel draus machen. Trotzdem, bzw. gerade deswegen bin ich aber auf Mithilfe angewiesen, die ich eben nicht damit einfordern möchte, dass ich am Ende des Beitrages einen oder mehrere Blogger zum Weitermachen bestimme. Der oder die Bloggerin, die mit einem ähnlichen Text weitermachen möchte, kann hier kommentieren. Entweder bevor der Text ensteht, währenddessen oder danach. Wer zuerst kommt mahlt nicht zuerst, denn das Ergebnis muss mehr zählen als die bloße Willensäußerung.
Funktionieren soll das Ganze, indem der- oder diejenige mit dem Folgetext auf den jeweils vorherigen und nachfolgenden Text verlinkt, sozusagen eine Art Chronologie entsteht. Dazu kann man sich einigen im aktuellen Beitrag.
Der Inhalt des Textes sollte eine Beschreibung eines Bücherregals sein. Das kann ein Regalboden, das ganze Regal oder nur ein Buch an einer bestimmten Stelle sein. Es muss nicht nur um Bücher gehen, es können sich ja auch andere Gegenstände als Bücher in dem Regal befinden. Zwei Texte, die als Beispiele dienen können, habe ich hiermit geschrieben und würde mich freuen, wenn es danach weiterginge, die Runde machte.
Folge 1: Notizen jenseits des Regals
Duden 7. Er steht ganz links in meinem zweiten Bücherregal, das ich aus Resten des ersten gebaut habe, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Wenn man den Dingen auf den Grund gehen will, ist der Duden 7 eine gute Wahl, denn es ist das etymologische Wörterbuch. Der Duden 7 ist mein am häufigsten benutztes Nachschlagewerk. Von meinem Platz schräg links darunter kann ich, ohne von meinem Platz vor der Tastatur aufzustehen, bequem danach greifen. Das Fremdwörterbuch und die Deutsche Rechtschreibung stehen direkt daneben, werden von mir aber wesentlich weniger gebraucht. Direkt im Anschluss steht der Lexer, darauf folgt allerhand Latein, der Stowasser natürlich, Eisenhut und diverse Lehrbücher. Fast die Mitte des Faches bildet eine fünfbändige Ausgabe des Deutschen Sprichwörterlexikons und den verbliebenen Rest füllen diverse Lexika und Nachschlagewerke mindestens abwegiger eher aber kurioser Natur. Ein Wörterbuch der Musik, ein Lexikon untergegangener Wörter, Symbole, eine Sachwörterbuch der Literatur, ein Handbuch der Semiotik und der Fischer Weltalmanach des Jahres 2006. Darauf liegt ein Küchenlexikon als Dach und Verbindung zum fast mittig gestellten Sprichwörterlexikon.
Ein paar Stoffschwänze lugen am Einlegeboden hervor. Sie bilden die Lesezeichen der Sprichwörterlexika. Auf den Lexika liegt ein Hammer. Der Hammer passt gerade so unter den folgenden Boden auf dem sich weitere Nachschlagewerke befinden, die ich in ähnlichem Verhältnis wie Duden 1 und 5 zu Duden 7 benutze, also fast nie. Der Hammer allerdings hat dort seinen festen Platz. Er ist einer von zweien in unserem Haushalt und folglich wird er nur für seinen Bestimmungsort, seinem Zweck dort aufbewahrt. Der Zweck ist ein oder mehrere Schläge gegen das Heizungsrohr vornehmen zu können, sollte die Musik unter uns zu laut sein. Wir, also unser Nachbar unter uns und ich, haben uns auf dieses Zeichen geeinigt, weil ich es belastend fand, deshalb die Wohnung zu verlassen, nach unten zu gehen, zu klingeln und auf ein „Ach, bin ich zu laut? Ja, kein Problem, ich mache etwas leiser“ wieder nach oben zu stiefeln, um festzustellen, dass sich der Regler ein mü nach links bewegt hat.
Die Stelle, wo der Hammer das Heizungsrohr trifft, ist blank. Die weiße Farbe ist abgeplatzt. Einmal hat meine Frau die Stelle überstrichen und aus Respekt vor ihrer Arbeit habe ich fortan eine andere Stelle des Rohrs bearbeitet. Der Effekt war ernüchternd. Früher hatten wir die Klopfzeichenvereinbarung auch mit den Nachbarn über uns. Bei meinem Verständnis von Krach muss ich immer an Lenin denken, von dem ich einmal las, dass es in seinem Haus stundenlang mucksmäuschenstill sein musste, damit er in Ruhe arbeiten konnte. Und ich habe es am liebsten immer ruhig, ob arbeiten, lesen oder die Decke anstarren. Mit den Nachbarn über uns habe ich mich überworfen, weil sie natürlich dachten, ich meine sie, wenn ich eigentlich den Nachbarn unter uns meinte, der, wie ich feststellen musste, für den meisten Krach verantwortlich war. Ich gehe seitdem nach oben, wenn es mir von dort zu laut ist und wäre es nicht im Endeffekt immer der gleiche Weg, also einmal nach oben und dann wieder nach unten anstatt einmal nach unten und wieder nach oben, ich hätte mich über dieses Eingeständnis sehr geärgert.
Ich nehme jedes Paket an, was ein Postbote in unser Haus einschleppt, um überhaupt noch gebraucht bzw. gegrüßt zu werden. Dann klingeln sie bei uns, ich gehe zur Haustür, öffne und grüße freundlich, überreiche das Paket und wir gehen uns wieder aus dem Weg.
Ich habe soeben, vom Platz vor meiner Tastatur aus, nach oben getastet, ob sich vor den Büchern noch ein kleinerer Gegenstand befindet und bin fündig geworden. Ein aus zwei Drähten und einer dazwischen angebrachten Bespannung aus Papier bestehender Clip, wie man ihn an Brottüten findet, lag direkt vor dem Duden 1. Das ist ein Überbleibsel der bunten Tüte von vor zwei Tagen. Gestern Nachmittag lag da auch noch ein Stück Lakritze.
Bis auf das etymologische Wörterbuch brauche ich keins der Bücher in Reichweite meines Computers und wäre ich nur einigermaßen konsequent in meinen Recherchen, bräuchte ich wahrscheinlich nicht einmal das. Ich bräuchte wahrscheinlich das gesamte Regal nicht, verzichtete ich außerdem auf die Unterbringung eines längst abgeschlossenen Kapitels meiner Lesegewohnheiten, dem ich die beiden obersten Fächer gewidmet habe, meine Karl May Sammlung. Nur leider wüsste ich dann nicht, wohin mit dem Hammer, denn der Platz weit oben im Regal hindert meinen Sohn daran, den Hammer in die Hand zu nehmen und wahllos auf Dinge einzuschlagen. Er könnte ihn – wie übrigens schon geschehen, als der Hammer noch in der Schublade meines Schreibtisches lag – am Heizkörper ausprobieren, auf meinem Schreibtisch oder am Pflanzenkübel direkt gegenüber, ich wäre jedenfalls mäßig erfreut darüber. Gut, dass der Hammer jetzt so weit oben liegt.
Folge 3: "Hl. Joseph, bitt' für uns!"
Funktionieren soll das Ganze, indem der- oder diejenige mit dem Folgetext auf den jeweils vorherigen und nachfolgenden Text verlinkt, sozusagen eine Art Chronologie entsteht. Dazu kann man sich einigen im aktuellen Beitrag.
Der Inhalt des Textes sollte eine Beschreibung eines Bücherregals sein. Das kann ein Regalboden, das ganze Regal oder nur ein Buch an einer bestimmten Stelle sein. Es muss nicht nur um Bücher gehen, es können sich ja auch andere Gegenstände als Bücher in dem Regal befinden. Zwei Texte, die als Beispiele dienen können, habe ich hiermit geschrieben und würde mich freuen, wenn es danach weiterginge, die Runde machte.
Folge 1: Notizen jenseits des Regals
Duden 7. Er steht ganz links in meinem zweiten Bücherregal, das ich aus Resten des ersten gebaut habe, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Wenn man den Dingen auf den Grund gehen will, ist der Duden 7 eine gute Wahl, denn es ist das etymologische Wörterbuch. Der Duden 7 ist mein am häufigsten benutztes Nachschlagewerk. Von meinem Platz schräg links darunter kann ich, ohne von meinem Platz vor der Tastatur aufzustehen, bequem danach greifen. Das Fremdwörterbuch und die Deutsche Rechtschreibung stehen direkt daneben, werden von mir aber wesentlich weniger gebraucht. Direkt im Anschluss steht der Lexer, darauf folgt allerhand Latein, der Stowasser natürlich, Eisenhut und diverse Lehrbücher. Fast die Mitte des Faches bildet eine fünfbändige Ausgabe des Deutschen Sprichwörterlexikons und den verbliebenen Rest füllen diverse Lexika und Nachschlagewerke mindestens abwegiger eher aber kurioser Natur. Ein Wörterbuch der Musik, ein Lexikon untergegangener Wörter, Symbole, eine Sachwörterbuch der Literatur, ein Handbuch der Semiotik und der Fischer Weltalmanach des Jahres 2006. Darauf liegt ein Küchenlexikon als Dach und Verbindung zum fast mittig gestellten Sprichwörterlexikon.
Ein paar Stoffschwänze lugen am Einlegeboden hervor. Sie bilden die Lesezeichen der Sprichwörterlexika. Auf den Lexika liegt ein Hammer. Der Hammer passt gerade so unter den folgenden Boden auf dem sich weitere Nachschlagewerke befinden, die ich in ähnlichem Verhältnis wie Duden 1 und 5 zu Duden 7 benutze, also fast nie. Der Hammer allerdings hat dort seinen festen Platz. Er ist einer von zweien in unserem Haushalt und folglich wird er nur für seinen Bestimmungsort, seinem Zweck dort aufbewahrt. Der Zweck ist ein oder mehrere Schläge gegen das Heizungsrohr vornehmen zu können, sollte die Musik unter uns zu laut sein. Wir, also unser Nachbar unter uns und ich, haben uns auf dieses Zeichen geeinigt, weil ich es belastend fand, deshalb die Wohnung zu verlassen, nach unten zu gehen, zu klingeln und auf ein „Ach, bin ich zu laut? Ja, kein Problem, ich mache etwas leiser“ wieder nach oben zu stiefeln, um festzustellen, dass sich der Regler ein mü nach links bewegt hat.
Die Stelle, wo der Hammer das Heizungsrohr trifft, ist blank. Die weiße Farbe ist abgeplatzt. Einmal hat meine Frau die Stelle überstrichen und aus Respekt vor ihrer Arbeit habe ich fortan eine andere Stelle des Rohrs bearbeitet. Der Effekt war ernüchternd. Früher hatten wir die Klopfzeichenvereinbarung auch mit den Nachbarn über uns. Bei meinem Verständnis von Krach muss ich immer an Lenin denken, von dem ich einmal las, dass es in seinem Haus stundenlang mucksmäuschenstill sein musste, damit er in Ruhe arbeiten konnte. Und ich habe es am liebsten immer ruhig, ob arbeiten, lesen oder die Decke anstarren. Mit den Nachbarn über uns habe ich mich überworfen, weil sie natürlich dachten, ich meine sie, wenn ich eigentlich den Nachbarn unter uns meinte, der, wie ich feststellen musste, für den meisten Krach verantwortlich war. Ich gehe seitdem nach oben, wenn es mir von dort zu laut ist und wäre es nicht im Endeffekt immer der gleiche Weg, also einmal nach oben und dann wieder nach unten anstatt einmal nach unten und wieder nach oben, ich hätte mich über dieses Eingeständnis sehr geärgert.
Ich nehme jedes Paket an, was ein Postbote in unser Haus einschleppt, um überhaupt noch gebraucht bzw. gegrüßt zu werden. Dann klingeln sie bei uns, ich gehe zur Haustür, öffne und grüße freundlich, überreiche das Paket und wir gehen uns wieder aus dem Weg.
Ich habe soeben, vom Platz vor meiner Tastatur aus, nach oben getastet, ob sich vor den Büchern noch ein kleinerer Gegenstand befindet und bin fündig geworden. Ein aus zwei Drähten und einer dazwischen angebrachten Bespannung aus Papier bestehender Clip, wie man ihn an Brottüten findet, lag direkt vor dem Duden 1. Das ist ein Überbleibsel der bunten Tüte von vor zwei Tagen. Gestern Nachmittag lag da auch noch ein Stück Lakritze.
Bis auf das etymologische Wörterbuch brauche ich keins der Bücher in Reichweite meines Computers und wäre ich nur einigermaßen konsequent in meinen Recherchen, bräuchte ich wahrscheinlich nicht einmal das. Ich bräuchte wahrscheinlich das gesamte Regal nicht, verzichtete ich außerdem auf die Unterbringung eines längst abgeschlossenen Kapitels meiner Lesegewohnheiten, dem ich die beiden obersten Fächer gewidmet habe, meine Karl May Sammlung. Nur leider wüsste ich dann nicht, wohin mit dem Hammer, denn der Platz weit oben im Regal hindert meinen Sohn daran, den Hammer in die Hand zu nehmen und wahllos auf Dinge einzuschlagen. Er könnte ihn – wie übrigens schon geschehen, als der Hammer noch in der Schublade meines Schreibtisches lag – am Heizkörper ausprobieren, auf meinem Schreibtisch oder am Pflanzenkübel direkt gegenüber, ich wäre jedenfalls mäßig erfreut darüber. Gut, dass der Hammer jetzt so weit oben liegt.
Folge 3: "Hl. Joseph, bitt' für uns!"
Shhhhh - 16. Mär, 07:51
Mein Vorschlag für Folge 3