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Der arme Jan

Der Jan hat es nicht leicht. Jane (Pluralform!, nicht der weibliche Vorname ist gemeint) haben es nie leicht, vor allem nicht leichter als andere Vornamen, wenn sie aber vom eigentlichen Vornamen zum Kopf einer ganzen Reihe von Zusammensetzungen werden, dann hat es ein Jan eben besonders schwer, schwerer als zum Beispiel ein Knut oder Holger. Verfolgte man den Strang in gendertypischer Manier, so müsste man dem Pärchen Jan und Liese besondere Beachtung schenken, denn auch die Liese hat es nicht leicht. Wollen wir aber nicht, wir bleiben bei Jan.

Der Jan wird nämlich zu Unrecht verunglimpft. Der kann da gar nichts für. Schuld an der Misere des Jan ist der Duden. Der hat nämlich bestimmt, dass die Zusammensetzungen mit Jan zwei unterschiedlichen Deutungen unterliegen könnten. Da ist auf der einen Seite der Schlendrian, wir kennen ihn alle, er bezeichnet häufig träge oder nachlässige Verfahrensweise und seltener auch schon einmal eine Person, die so verfährt. Selten ist der Schlendrian als Personenbezeichnung vor allem deshalb, weil wir einen nachlässigen und trägen Menschen eher als Schludrian bezeichnen. Beide Bezeichnungen sind sich in ihrer Beschaffenheit so ähnlich, dass kaum Zweifel über den gleichen Ursprung herrschen dürften. Zöge man den Grobian und den Dummerjan mit ins Kalkül und wäre sich der vergangenen und heutigen Schreibweisen bewusst, fiele dem Dümmsten aller Dummerjane auf, dass es sich hierbei doch um Dinge handeln müsste, die sich irgendwie ähnlich verhalten, ähnlich gebildet und ähnlich abgeleitet sein müssen.

Nicht so der Duden. Der beharrt darauf, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Die Erste ist eine bildungssprachliche und sozusagen von oben herab betrachte Lösung. Denn im Lateinischen bezeichnet die Endung –ian eine Person, eine männliche. Diese Lösung ist deshalb von „oben herab“, weil das gemeine Volk des Lateinischen natürlich nicht mächtig war, als dieser Begriff aufkam (17. Jh.) und somit die Bezeichnung des Schludrian von gebildeteren Leuten ausgehen musste. Dafür spricht im Übrigen ein anderes Phänomen, dem ich mich früher einmal gewidmet habe, die Lappalie. Auch hier wurde einem deutschen Wort, dem Lappen, eine lateinische Endung verpasst, um daraus ein neues Wort zu bilden. Hier waren laut Duden Studenten am Werk, die vor allem dem Kanzleideutsch, das so schöne Worte wie Personalie geboren hatte, eins auszuwischen versuchten, und was eignet sich da nicht besser als ein latinisierter Lappen.

Die zweite Lösung kommt da schon wolkiger daher. Sie geht davon aus, dass sich der Jan auf eine frühnhd. Bildung zurückführen lässt, wo dem jān die Bedeutung eines „Arbeitsganges“ als Grundwort zukommt. Wolkig ist das insbesondere deshalb, weil sich der Duden hier eines wohlplatzierten „Vielleichts“ bedient und wäre es möglich, dies nachzuverfolgen, müsste es natürlich noch andere Wörter geben, die sich entweder so ableiten ließen oder das Grundwort in anderer Form beinhalten. Es gibt im Duden aber kein einziges Wort, das den Grundwortbestandteil jān entweder an den Anfang stellt oder eben an das Ende, als die bereits Genannten, die allesamt negativ konnotiert sind. Das ließe den Schluss zu, dass in der Epoche des Frühneuhochdeutschen entweder schlecht oder gar nicht gearbeitet wurde oder die Arbeit so unwichtig war, dass sich Begriffe mit dieser Bildung nicht in das Neuhochdeutsche übertragen haben. Leider ist das auf den Jan bezogen wieder kein gutes Zeugnis.

Das einzig Gute am Namen Jan ist dessen eigentliche Herkunft. Jan ist nämlich die Kurzform von Johannes und der geht ja bekanntlich auf den hebräischen Jochanan zurück, was so viel heißt wie „Gott ist gnädig“, „Gott hat Gnade erwiesen“. Übrigens geht die Liese, aus der sich so unschöne Dinge wie Trödelliese oder dumme Liese ableiten lassen, auf Elizabeth zurück, welche die Mutter von Johannes dem Täufer war und auf das hebräische Elischeva zurückgeht, was ungefähr bedeutet „Gott schwört“, „Gott des Schwures“. Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erfreut sich der Name Jan einer ungebrochen hohen Beliebtheit, seit den 70ern des vorigen Jahrhunderts gehört er entweder allein oder als Teil eines Doppelnamens zu den 20 beliebtesten Vornamen in Deutschland. Beim Doppelnamen ist noch zu erwähnen, dass Jan eher am Anfang der Namenskette steht und seltener am Ende. Dieser nicht unerhebliche Hinweis auf die ansonsten eher verunglimpfende Art, sich des Namens Jan zu bedienen, erscheint natürlich jetzt, wo wir wissen, was sich hinter dem Jan so alles verbirgt, viel klarer. Sollten Sie deshalb je einem Jan begegnen, sollten Sie womöglich selbst einer sein, lassen Sie Nachsicht walten und denken Sie immer an die große Bürde, diesen Namen zu tragen.
Trithemius - 11. Aug, 09:17

Hätte ich das gewusst: Jan heißt mein Sohn

Deinen überaus interessanten Sprachunterschungen zu Jan gestatte ich mir, ein weiteres Beispiel hinzuzufügen. Es geht um Wörter, die ihr Bestehen dem Namen Peter verdanken.

Im Jahr 1273 erließ Peter der Ungenießbare ein Zusammensetzungs- und Ableitungsverbot für Peter. Aus dem Lateinischen übersetzt heißt es da: "Wir, Peter der Ekelhafte, können es nicht länger dulden und verbieten bei Strafe durch das Schwert, dass unser werter Name zur Wortbildung herangezogen wird, dass er zum Halbsuffix degradiert oder aber mit völlig blöden Wörtern zusammengesetzt wird." Bis zu diesem strikten Zusammensetzung- und Ableitungsverbot hatten es leider nur wenige Peter-Wörter in den deutschen Wortschatz geschafft:

Ableitungen (überwiegend negativ konnotiert):
- Salpeter, (Vogelscheiße)
- Ziegenpeter, (Mumps)
- Miesepeter, (Peter der Unerquickliche)
- Wackelpeter (Ekelspeise),
- ....

Zusammensetzungen:
- Petersberg, (im Siebengebirge)
- Petersdom, ( vermutlich Rom)
- Kanaldeckelspitter, (Bierfreund)
- Jupiter, (irgendson Stern)
- Pittermännchen (kleines Bierfass für Kölsch)
- ...

Etwa 700 Jahre später formulierte der Kanadier Laurence J. Peter, das Verbot von Peter dem Unerfreulichen einfach ignorierend, das berühmte Peterprinzip. Jetzt trauten sich auch deutsche Eltern wieder an mit Peter zusammengesetzte Namen und nannten ihre Söhne Hanspeter (Platz 5 der beliebtesten männlichen Vornamen 1952).
Der Bann von Peter dem Verdrießlichen war gebrochen. Brief von Hanspeter: http://www.youtube.com/watch?v=udI73XwxRXk

Shhhhh - 11. Aug, 09:36

Da können wir aber froh sein, dass dieser Bann gebrochen ist. So wichtige Kücheningredenzien wie die Petersilie hießen sonst wohl einfach grünkrauses Blattkraut oder so. Da es gestern wieder später wurde habe ich mich gefragt, ob "später" eigentlich auch von Peter abgeleitet wurde? Meine Frau hat das jedenfalls negativ konnotiert, das würde also schonmal passen.
la-mamma - 11. Aug, 21:21

sagt man da bei euch da droben im norden nicht auch noch so ein seltsames jan_e, das anscheinend doch eher halbherzig verneinend gemeint ist?

Shhhhh - 12. Aug, 10:02

Es gibt sogar zwei Verwendungen dieses Ausdrucks. Einmal kann es als Bestätigung erheischende Frage formuliert sein oder als bestätigende Verneinung, wobei bei Zweiterem eher Ja nee gesagt wird. Anders herum tritt es übrigens kaum in Erscheinung, also "ne ja" oder "nee ja".
la-mamma - 12. Aug, 13:38

bei uns schon, aber da sagen wir dann naja und meinen leichte skepsis oder insbesondere bei "naja, schon" leicht widerwillige zustimmung oder leiten eine ablehnung "sanfter" ein. es kann aber auch tröstlich sein: "naja, wird schon ...", wenn einem nix besseres einfällt, oder entrüstet, da muss es aber laut und/oder mit sehr kurzem ja betont werden. mit gedehntem na oder gleich als noja wiederum wird´s ironisch.
naja, ich hoff, das haben sie nicht eh alles schon gewusst;-)
Shhhhh - 12. Aug, 14:48

Nein, das wusste ich nicht:)

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