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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Dienstag, 23. Dezember 2014

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Dienstag ist Einkaufstag. Da schnappe ich mir den Firmenwagen und fahre damit zur Metro, um die Köche, für die ich arbeite, mit allem Notwendigen zu versorgen. Häufig bekomme ich die Liste einer Filiale mit dazu und bringe im Anschluss auch dort die fehlenden Waren vorbei. Im Sommer habe ich sogar drei Filialen zu beliefern, dann ist der Dienstag ein ziemlich langer Tag.

Oh, du fröhliche, heute war die Liste kurz, die andere Filiale hat Betriebsferien. Ich packte meine Sachen, verlud sie ins Auto und stapfte mit dampfendem Kaffeebecher zur Fahrerseite und stieg ein. Tank leer, bis zur Tanke komme ich noch, sogar wieder zurück, ich machte mir keine Sorgen. Ich fuhr die Strecke, die ich immer fahre, bog in den Weg ein, den ich immer nehme, lud die leeren Flaschen, die ich dienstags ebenfalls zu entsorgen habe in die jeweiligen Glascontainer und dachte mir, ich müsste eigentlich kurz anrufen, ob die Köche schon da sind, denn dort wo die Glascontainer stehen ist der Scheideweg. Hier biege ich entweder zur Metro ab oder fahre geradeaus weiter in einen anderen Stadtteil, um einen Fleischer um ein wenig Kalb und Currywürste zu erleichtern.

Oh, du dämliche, mein Telefon steckte nicht in meiner Jackentasche, es lag zuletzt auf dem Küchentisch neben einer Kerze, die da seit kurzem steht. Die Richtung war also klar, nämlich keine von beiden, es ging zurück. Dort angekommen finde ich mein Telefon sofort, stecke es ein, renne wieder runter und fahre denselben Weg zurück. Anrufen hatte ich vergessen. Ich kaufte die wenigen Sachen ein, die auf der Liste standen und freute mich, dass ich so schnell würde fertig sein können. Dann schaute ich endlich auf mein Telefon.

Oh du tonlose, ich sah die drei Anrufe in Abwesenheit, von Apia, unserem Mann fürs Grobe? Wieso ruft der mich an? Braucht er noch dringend eine Parkettpflege? Ich stellte den Ton wieder ein und rief ihn an, er ging nicht ran. Ich rief im Laden an und bekam keine Verbindung. Apia rief mich zurück und reichte mich an den Koch weiter. Hallo Rupan, sagte ich. Er befahl mir 15 Entenkeulen, 2 Dosen Rotkohl, ein Stück Fleisch von einem Tier, das ich nicht kannte und Klöße, einen Tag vor Weihnachten. Ich hatte eine ganz kleine Ahnung, wie sich der Tag entwickeln würde, als ich die Klöße hörte. Vorher jedoch hörte ich genauestens hin, weil ich einfach nicht verstand, welches scheißtote Tier ich ihm verdammt nochmal mitbringen sollte. Unser Koch kommt ursprünglich aus Sri Lanka, spricht ein akzeptables Deutsch aber es gibt bestimmte Buchstabenverbindungen, für die sind srilankesische Zungen einfach nicht gemacht. Ich hatte jedenfalls seine Zunge im Ohr und verstand nullkommanichts. Glücklicherweise war der Chef da, wurde weitergereicht und sprach mit mir. Nicht Fisch, sondern Hirsch wollte Rupan haben. Ach, und das Festnetz ist übrigens kaputt, sagte er beiläufig. Ach, und da wäre noch eine Kleinigkeit, fing mein Chef an. Ob ich nicht kurz hochgehen könnte zu den Elektrosachen und ein Ersatzteil bestellen. Ich könnte ja auch hingehen, mir das Ausstellungsstück vornehmen und das kleine Teil einfach in meiner Jacke verschwinden lassen.

Oh du steinige, ich sagte, ich sehe, was ich tun kann. Dazu muss ich anmerken, dass ich am Haupteingang bei den Nonfoodsachen hereinkomme, meine Runde gehe und am Ende bei der Frischeabteilung herauskomme, direkt neben den Zigaretten und – das ist das wichtigere Detail – bei den Kassen für Gold- und Silberkartenbesitzer. Ich habe eine solche und wenn die Schlangen quer durch den Laden bis zum Frischfisch reichen, stinkt mir das nicht. Ich gehe zu einer der beiden Kassen und habe meist nie mehr als zwei höchstens auch mal vier Kunden vor mir. Da stand ich mit meinem Wagen, hakte gerade die Klöße ab, die es nicht gab – dafür aber Kloßteig – und brauchte nur noch durch die Kasse gehen und…, naja, es half nichts. Ich musste da hoch. Die Kaffeemaschine war schnell gefunden, das Ersatzteil jedoch war in dem Ausstellungsstück leider nicht vorhanden. Da vorn steht ein Verkäufer hinter dem Tresen und telefoniert, gleich bin ich dran, ja, jetzt: „Ich möchte ein Ersatzteil bestellen für die Kaffeemaschine da vorne“, rief ich und zeigte nach hinten, wo das Ding herumstand. Er drehte sich um und sagte mir, das müsse ich unten tun, im Servicebüro. Im Servicebüro? Das Servicebüro sei der Empfangsschalter, dort arbeiten welche, die bestellen Ersatzteile.

Oh du umständliche, ich trat den Rückzug an und stellte mich unten an den Schalter, der von Kundschaft penetriert wurde, die in losen Reihen an mindestens vier Stellen standen bei zwei telefonierenden Frauen. Es ging erstaunlich schnell, ich kam nach nur zehn Minuten an die Reihe. Mein Begehr nur kurz angerissen, ach da wäre ich bei ihr falsch, das macht die Kollegin, da müssen sie sich dort anstellen. Wo gerade eine Frau eine LKW-Ladung Senfflaschen zurückgeben wollte.

Oh du schäumende, weil alle nach mir gekommenen Kunden jetzt vor mir an der Reihe waren, weil ich meine Position gewechselt hatte, wartete ich weitere zehn Minuten, um mich dann fragen zu lassen, ob ich auch eine neue Kundenkarte bräuchte, weil das ja nicht die richtige Schlange undsoweiter. „Ich will was bestellen“, bellte ich. Sie trottete zu mir herüber mit dem Vernichtungsschlag auf der Zunge. „Artikelnummer?“ Artikelnummer?

Oh du mörderische, das hätte mir niemand gesagt, ich war doch gerade…, nein, ohne Artikelnummer könne sie nichts bestellen. Ich solle doch bitte wieder nach oben gehen und mir für das Ersatzteil eine Artikelnummer geben lassen. Nur ganz kurz, es gab keine Artikelnummer. Der Kollege von vorhin brach einen Karton auf und holte die Bedienanleitung heraus, in der nur stand, es handele sich um einen sogenannten Federring. Ich machte mir Hoffnung, indem ich ihn bat, mir das Teil doch kurz, hehe, nur mal ganz kurz, auszuleihen. Ich würde damit prompt abhauen und nie mehr wiederkommen, nein, ich würde zum Schalter gehen und der Frau das Ding zeigen, damit sie es bestellen kann. Das geht nicht, sagte er und machte mir eine Kopie des Teils und obendrein die Anleitung mit der Stelle, wo stand, dass es sich um einen Federring handelte, er nahm dafür die italienische Anleitung, was ich erst unten bemerkte.

Oh du verzweifelte, ich stapfte nach unten, hielt der Tante triumphierend meine Zettel vors Gesicht. Sie, unbeeindruckt, bemerkte die fehlende Artikelnummer und rief den Kollegen an. Jetzt hole ich noch einmal ganz kurz aus: Dieser Federring sorgt dafür, dass der Kaffeefilter nicht direkt auf dem Metall aufliegt, welches nur angebohrt, sonst verstopfen würde, wenn der Federring nicht für Abstand sorgt. Wenn der Filterträger gewechselt wird, kehrt man ihn zuoberst und hat üblicherweise einen Mülleimer darunter, in den der gebrauchte Filter hineinfällt, mit dem Federring, und dann ist das Teil weg. Und dann muss ich los und ein solches Teil bestellen. Ich will nicht wissen, wie oft so etwas passiert, wie viele solcher Teile man eigentlich braucht oder wie sich Kaffeemaschinenbesitzer behelfen. Jedenfalls hätte dieses Teil doch eine Artikelnummer verdient, oder nicht? Es handelt sich auch nicht um ein srilankesisches Fabrikat, sondern um die Hausmarke Rioba, in der dieser Federring stecken sollte, wenn er nicht im Mülleimer verschwunden wäre.

Oh du geduldige, sie bestellte mir das Teil, nachdem ich ihr zum sechsten Mal erklärt hatte, wie es heißt und wofür es da sei. Ich bestellte zwei von den Dingern und schwor eigens einen Zettel an die Maschine zu bappen, auf dem ich unter Androhung der Todesstrafe bemerkte, dass dieser beschissene Federring bitte wieder zurückgelegt wird, sollte er zufällig im Mülleimer landen. Ich ging zurück zu meinem Wagen, die Entenkeule wäre gar gewesen, wenn ich sie nicht vorsorglich in eine Box für Gefriergut getan hätte. Ich holte die restlichen Artikel, wollte meine Liste abstreichen, aber den Kugelschreiber hatte mir jemand geklaut. Scheiß drauf, nur ein Kunde vor mir an der Kasse. Nur Zigaretten, drei Kartons, 2941 Euro und 25 Cents. Er zählte gerade seine Zweieurostücke ab.

Oh du hysterische, bei 42 Euro hörte er auf, holte ein Bündel Fünfhunderter aus der Tasche und beglich den Rest. Bis auf die Enten, die natürlich, haha, natürlich keinen Barcode hatten, den man abscannen konnte und deshalb einzeln eingegeben werden mussten, lief alles ganz normal. Ich beruhigte mich wieder, und als ich endlich die Rechnung in den Händen hielt, rutschte mir doch glatt ein „Schöne Feiertage“, über die Lippen. Ich stieg ins Auto, fuhr zurück und packte aus. Davongekommen.








































Dann fragte mich Rupan, ob ich denn beim Fleischer gewesen sei, ob mir Khedis, die srilankesische Küchenhilfe und Gelegenheitskoch, keine Nachricht hinterlassen hätte. Nein sagte ich, mein Blick sagte etwas anderes, etwas, was jeder versteht, in jeder Sprache, etwas internationales.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Licht aus

Der Letzte macht das Licht aus.


Samstag, 13. Dezember 2014

Ein Kiosk weniger

„Wir kommen wieder“, sagte Herr Putzig, nachdem wir den Kioskbesitzer um 30 Cent geprellt hatten. Wir hatten zweimal nach dem Preis gefragt und jedes Mal sagte uns der Mann 5,20 Euro, obwohl er eigentlich 5,50 Euro haben wollte. Als wir unser Kleingeld abgezählt hatten, und es auf den Tresen legten, holte der Mann einen Taschenrechner hervor und tippte 5,50 ein. Wir standen da und guckten uns an. Herr Putzig reagierte und holte einen Zehneuroschein heraus. Darauf ließ er uns ziehen, das war ihm jetzt zu blöd einen Schein auf 30 Cent zu wechseln.. Wir kommen wieder, schloss ich mich in Gedanken an, der Mann brummte nur.

Als ich wenig später die Tüte aufmachte und die 5 kleinen Biere daraus entfernte, bemerkte ich, dass ich statt 5 kleiner nur 4 kleine und ein großes Bier mitgenommen hatte. Vielleicht kommen wir besser nicht wieder.

Samstag, 6. Dezember 2014

Betonen Sie die Spitze!

Ich muss jetzt leider ganz weit ausholen, weil das sonst überhaupt keinen Sinn macht. Vor zwei Tagen war ich beim Zahnarzt bei einer Freundin. Wir haben zusammen in der Strandbar gearbeitet und sie hat mir meine höchstens mittelmäßig schlechten Zähne versucht, einigermaßen in Schuss zu halten; sehr kostengünstig für mich armen Studenten. Früher sagte ich ja immer, dass man genau drei Leute in der Familie bräuchte: einen KFZ-Mechaniker, einen Rechtsanwalt und einen Arzt. Scheiß auf den Arzt, Zahnarzt oder Zahnärztin ist viel besser.

Jedenfalls zog sie eine Spritze auf und stach mir ins Fleisch, dann ließ sie mich allein und kam wenig später wieder mit einer ganz frischen Azubine. Die Azubine sollte mir den Mund aufhalten. Mich störte das nicht, die Betäubung war so ausreichend dosiert worden, dass ich erst am Abend merkte, wie es nun mit der Topographie meiner Mundhöhle beschaffen ist. Wie gesagt, ich spürte nichts, aber meine Zahnärztin war nach der dritten oder vierten Berichtigung des Saugrüssels und dem anderen Ding, womit sie mir die Wange abhalten sollte, leicht angenervt. Sie musste dann ganz plötzlich kurz raus und als sie wiederkam, hatte sie eine ältere Kollegin dabei, mit Haaren auf den Zähnen, was Saugrüssel und andere Dinge in Mundhöhlen anbelangte. Meine Zahnärztin sagte mir dann, dass die Azubine noch ganz neu wäre und noch nicht genug Erfahrung hätte, ich fand es gut, dass sie sie trotzdem zuerst hat machen lassen.

Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus, behalten Sie das im Hinterkopf. Denn als ich nur zwei Tage davor bei Trithemius im Wohnzimmer saß und wir zum x-ten Mal auf Pauli zu sprechen kamen, den Pauli, der Nobelpreisträger der Physik war und daran glaubte, dass sobald er einen Versuchsraum betritt, geht alles schief, redete ich natürlich auch von Jung, der das zusammen mit Pauli untersuchte und daraus sein Synchronizitätsproblem machte. Ich habe ja keine Ahnung von Psychologie und, wenn es das gibt, noch weniger von Ahnung von Physik, und obwohl ich den Namen Pauli jedes Mal wieder vergesse, sobald ich Trithemius wieder verlassen habe, kann ich aus dem Stand eine Erklärung liefern, wie das funktioniert mit der Synchronizität. Habe ich an dem Abend gemacht. Wollen Sie sie hören? Nein? Ist auch besser so. War wahrscheinlich totaler Blödsinn, ich habe mir noch nicht die Mühe gemacht, tatsächlich einmal nachzulesen, was das denn bedeutet, diese Synchronizität. Irgendwo las ich mal davon und den Rest habe ich mir dann selbst zurechtgelegt. Meine herbeigeklaubten Erklärungen finde ich immer viel besser.

Naja, manche finden die Erklärungen zwar auch interessant, haben jedoch im Gegensatz zu mir später die Muße, sich des Problems anzunehmen und einmal ausgiebig zu recherchieren. Dabei kommt meistens heraus, dass ich Blödsinn geredet habe in mindestens zwei von vier Fällen. Für diese Fälle haben mir Trithemius, Filipe d’Accord und Herr Putzig vor längerer Zeit eine Geburtstagskarte geschenkt, auf der Pangaea abgebildet ist, weil ich irgendwann einmal von Pangaea erzählte, und wie Trithemius sagte: als ob ich dabei gewesen war. Immer wenn ich jetzt irgendwas erzähle, drohen sie mir mit der Pangaeakarte, was ich dann beiseite wische und es trotzdem erzähle.

Aber das ist nicht der Punkt. Gestern kam eine Freundin meiner Frau, die gerade ihre Assistenzarztstelle in einer Klinik begonnen hatte, ich hörte nur mit einem Ohr zu, weil ich eigentlich damit beschäftigt war, unserem jüngsten Nachwuchs beim Einschlafen die Arme festzuhalten, damit er sich nicht bei seinen Flugversuchen den Nuckel aus dem Gesicht schlägt, und darüber fast selbst eingeschlafen wäre, aber ich hörte diesen Satz da. Es ging darum, dass sie 5 Stunden im OP stand und irgendwelche Haken hielt und ständig kam dieser Satz von der Oberschwester oder dem Arzt oder beiden, ich weiß es nicht mehr: „Betonen Sie die Spitze, Frau Sowieso!“

Und dann fiel mir zuerst die Azubine ein und dann dieser ganze andere Quatsch hier, und dann habe ich immer noch nicht nachgeguckt, ob das überhaupt Hand und Fuß hat, ob ich hier nicht gerade Jungs Synchronizität mit Schrödingers Katze zu erklären versuche. Verstehen Sie jetzt, was ich meine? Nein? Nicht schlimm. Nein, wirklich, das macht nichts, denken Sie sich einfach die Karte hier unten, halten Sie diese bitte kurz hoch und dann gehen Sie weiter.

Freitag, 28. November 2014

surreale Nordstadt

Ich saß gerade in der Nordstadt vor dem Spandau und trank einen Kaffee, als eine alte Dame mit einem Rollköfferchen an mir vorbei fahren wollte. Sie hatte schrecklich dünne O-Beine und ich lächelte ihr aufmunternd zu. Sie lächelte nicht zurück, verlangsamte jedoch ihren Gang und bog ab, direkt auf mich zu.
„Heute sind schon wieder Mörder auf der Straße“, sagte sie und zeigte in Richtung Christuskirche.
„Was?“ ich hatte irgendwie nicht richtig verstanden, glaubte ich.
„Mörder. Heute Morgen gegen sechs Uhr war ich da, weil ich da wohne, an der Christuskirche.“
„Mörder?“
„Ja, heute Morgen, weil ich da wohne. Ein eins achtzig großer Arbeitsloser hat mich in den Arm gekniffen und festgehalten. Dann hat er ein Messer gezogen und es mir hier“, sie zeigte auf ihren dünnen Hals, „ hin gehalten.“
„Was?“
„Ja. Weil ich ja da wohne, an der Christuskirche. So, jetzt muss ich aber weiter, ins Krankenhaus, mein Mann liegt dort, er ist schwerkrank.“
„Oh, äh, na dann, äh gute Besserung“, stammelte ich. Mir fiel einfach nichts ein. Sie winkte mir noch kurz, dann drehte sich die Alte um und humpelte mit ihrem Rollkoffer weiter den E-Damm hinunter.

Dienstag, 25. November 2014

Anleitung zur Gratwanderung

Sollten Sie demnächst einmal mit dem Fahrrad unterwegs sein, so in den frühen Morgenstunden etwa, auf einer wenig befahrenen Seitenstraße an einer Kreuzung stehend. Sollten Sie mit dem Smartphone unterwegs sein und es nicht wie vielleicht üblich in der Hosen- oder Jackentasche verstaut haben, sondern damit vor Ihrem Gesicht herumwedeln und dann unvermittelt auf der Kreuzung zum Stehen kommen, sagen Sie einfach „Hups“, bevor Sie in das nächstgelegene Fahrzeug einscheren, weil Sie einem Ihren Weg kreuzenden Fahrradfahrer die Möglichkeit nehmen, die Kreuzung zu überqueren, dies bemerken und panisch nach vorn fahren.

Oder besser noch: Sagen Sie „Hupsi“. Das verleiht der folgenden Situation mehr Komik als sich der vorüberfahrende Fahrradfahrer denken mochte, wenn er, des eigenen Rückspiegels verlustig, kurz hinter der Kreuzung anhält, um zu sehen, ob Sie an dem Auto Schaden genommen haben. Das Smartphone wird Ihnen dabei nicht herunterfallen, das halten Sie ja so fest umklammert, wie Sie eigentlich den Lenker hätten halten sollen, aber auch das gehört zur Komik. Entspannen Sie sich, atmen Sie tief durch, ordnen Sie das Geschehen, denken Sie an Radwege für Smartphone-Benutzer oder eine formschöne Smartphone-Halterung an Ihrer Lenkerstange aber grummeln Sie nicht vor sich hin, versuchen Sie nicht mit einer Hand Ihr Zweirad unter dem Auto hervorzuziehen und gucken dabei böse auf den anderen Radfahrer, denn das ist nicht mehr komisch, sondern lächerlich.

Freitag, 21. November 2014

Die Zuckerbergsche Kongruenz

Heute möchte ich Ihnen einen Begriff erklären, den ich aus streng geheimen Papieren ermittelt habe, die mir zufällig in die Hände gespielt worden sind. Es handelt sich hier um nicht weniger als die Königin der Verschwörungstheorien, um einen Dummjungenstreich, wie er nicht besser ablaufen könnte, um das Resultat einer jahrelangen Marketingkampagne mit dem Ziel, uns alle krank zu machen. Es geht um die Zuckerbergsche Kongruenz. Entschuldigen Sie bitte, dass ich dafür so weit ausholen muss, es ist notwendig, aber lesen Sie selbst:

Es geht ja ständig etwas herum bei Facebook. Ein ganz besonders heißer Clou scheint alles zu sein, was sich bei erhöhter Klickfrequenz und Weitergabe an die entlegensten Orte des Userpools katapultiert. Viral ist hierbei das Zauberwort. Viral heißt es auch deshalb, weil sich das gezeigte Material wie ein Virus ausbreitet, nämlich wahnsinnig schnell. Ein Virus ist ja ein Ding, was bei uns sonst nicht gut wegkommt und diese Namensgebung ist deshalb natürlich alles andere passend. Natürlich kann man versuchen, ihn positiv zu besetzen aber das gelingt natürlich nicht, indem man ihn für Kampagnen, Werbung, Hetze und Katzenvideos einspannt, um auf die schnelle Verbreitung dessen hinzuweisen. Bei Facebook kann man sich mit sowas sehr schnell einen Schnupfen einfangen. Da muss man nur mal kurz auf so ein Fenster klicken und schwupss stehen drei weitere darunter. Wer jetzt auch noch „gefällt mir“ klickt, kann sich sicher sein, dass noch weitere Kreise gezogen werden, ein Kommentar ist zwar unverfänglicher, kommt aber im Endeffekt auf das Gleiche hinaus. Sie sind plötzlich im Auge des Sturms und merken erst viel später, vielleicht beim nächsten Einloggen, das etwas anders ist. Sie bekommen Nachrichten zu Dingen übermittelt, die Sie gar nicht kannten, Sie haben plötzlich Freundschaftsanfragen in ihrem Postfach von Personen, die ihnen mal irgendwo auf irgendeiner Party über den Weg gelaufen sind und die Sie nur gefunden haben, weil sie den gleichen Inhalt geteilt haben.

Doch zurück zu diesen viral verbreiteten „Inhalten“. Man kann diese „Inhalte“ – abseits der eigentlichen Werbung, die sich Marketingstrategen gerne ausdenken würden aber eigentlich nur klappen, wenn genau das gar nicht geplant war und wenn es geplant war, eigentlich nicht funktioniert – in vier Gruppen einteilen. Inhalte sind es dabei häufig gar nicht, sondern Blödsinn. Und weil sich Blödsinn immer noch am besten und schnellsten verbreitet, ist der Blödsinn der unangefochtene Meister unter den Inhalten, die viral verbreitet werden. Dazu gehören allerhand Videos, Selfies und Eiseimerwettbewerbe usw.

Gleich hinter dem Blödsinn kommt der Schwachsinn, das sind so Dinge wie Katzenvideos, Tiervideos und andere „lustige“ Videos, wo sich entweder Tiere, Katzen manchmal sogar Menschen zum Affen machen. Fotos der gleichen Kategorie bilden natürlich auch gleiches ab, sind aber weniger viral.

Hinter dem Schwachsinn folgt der Unfug, das sind vor allem „Inhalte“, die sich mit halblegalen Dingen beschäftigen, dazu können Videos und Bilder gehören, auf denen bestimmte Menschengruppen diffamiert werden, Fußballer zum Beispiel oder Ausländer oder ausländische Fußballer oder Linke oder Nazis oder beide oder Ausländer.

Die letzte Gruppe der viral verbreiteten Inhalte ist noch relativ klein, sie wächst aber und ist genauso wie der Rest hochansteckend. Das sind die Verschwörungstheorien. Dieser Mix aus Blödsinn, Schwachsinn und Unfug kann alles Mögliche sein, meistens ist es so umfassend, dass nicht nur die Schuldigen, sondern sogar die Unschuldigen schuldig sind, so dass es überhaupt keinen Ausweg mehr gibt und man fassungslos auf „gefällt mir“ klickt oder einen Kommentar absondert oder beides oder gar nichts. Es stellt sich eine leichte Handlungsparalyse ein, im besten Fall verbringt man nur Stunden im Netz, um sich endlich richtig aufzuklären, um am Ende auf eine Mauer des Schweigens zu stoßen oder auf die Grenzen der Wissenschaft.

Die Grenzen der Wissenschaft: Fluor ist böse. Es macht die Zähne kaputt, es ist krebserregend und überhaupt werden wir alle daran sterben. Fluorid hingegen ist das alles kaum, es ist ungefährlicher, wenngleich nicht ungefährlich aber das ist bei Chlor ja auch so und trotzdem essen wir unsere Suppe gerne mit Natriumchlorid, sprich Salz. Wir essen aber keinen Löffel Salz, und auch keinen Löffel Fluorid. Scilog hat dazu einen ganz alten Spruch ausgegraben, wahrscheinlich ist er vom guten alten Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Und jetzt sind wir wieder am Anfang. Wie, das verstehen Sie nicht? Ich erkläre es ihnen. Facebook ist ja nicht nur Verbreiter viraler „Inhalte“, es hat sich ja selbst epidemisch ausgebreitet. Überall begegnet es einem, Sie können ja nicht mal mehr zum Bäcker um die Ecke gehen, ohne dass Sie dort aufgefordert werden, den Brötchenkauf mit „gefällt mir“ zu kommentieren, um dann später über neueste Preisentwicklungen auf dem Brötchenmehlmarkt informiert zu werden. Diese Kongruenz einer viral verbreiteten Plattform und den auf ihr viral verbreiteten Inhalten nennt man Zuckerbergsche Kongruenz. Je häufiger Sie sich auf Facebook herumtreiben, herumklicken und Dinge angucken, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, und seien Sie froh, wenn es nur Blödsinn ist! Das ist die Zuckerbergsche Kongruenz, ein ganz billiger Trick.

Um sich davor zu schützen, sind Sie entweder nicht bei Facebook und machen einfach nicht mit, was natürlich auch schade ist irgendwie. Oder Sie passen höllisch auf, dass alles, was angeklickt wird, nicht mehr Anhänger als Finger an einer Hand hat. Alles was weniger Anhänger als eine normal befingerte Hand hat, ist nicht viral und darf getrost konsumiert werden. Wie schon gesagt, die Dosis macht das Gift. In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!

Montag, 17. November 2014

Ja, ja deine Omma

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