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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mittwoch, 30. Oktober 2013

Kleinigkeiten

Als ich gestern aus dem Kiosk trat, fühlte ich mich tatsächlich erleichtert. Ich sollte irgendwas um die fünf Euro bezahlen, sortierte noch mein Kleingeld, als dem Mann hinter der Theke plötzlich ein „Ach!“ entfuhr. Er bat mich um Entschuldigung, bonierte erneut all die Kleinigkeiten in die Kasse ein und kam dann auf glatte sieben Euro, die ich zu bezahlen hätte. Ich überschlug in Gedanken und stimmte ihm ebenso zu.

Ich legte ein Zweieurostück zu dem Schein – eine lächerliche Aufgabe gegenüber dem Abzählen von Fünf-, Zehn- und Zwanzigcentmünzen – und ich dachte, nein, wunderte mich in diesem Augenblick darüber, weshalb mir vorher nicht schon aufgefallen war, dass die 5,65 Euro, die ich zu bezahlen hätte, viel zu günstig gewesen seien für all die Kleinigkeiten.

Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als plötzlich eine Frau in das Geschäft trat und eine Tüte Chips verlangte. Die Regale in dem Kiosk gehen bis unter die Decke, selbst ich komme an das Fach mit den Chips nicht heran. Der Mann hinter dem Tresen nahm sich einen Greifer vom Haken neben der Kasse, so einen, wie sie zum Aufsammeln von Müll verwendet werden, langte hinüber in das Chipsregal und erntete eine Packung Paprika.

Ich sagte dann nichts mehr. Das Greiferkonzept war so durchdacht, dagegen war meine Erwiderung viel zu dünn.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Es ist Sonntag

Es ist kaum neun Uhr und von unten dröhnen bereits wieder Bässe zu uns herauf. Nur ganz kurz, als wolle uns jemand sagen, dass er jetzt wach ist. Das ist natürlich ärgerlich, vor allem wenn man mit diesen Bässen schon die halbe Nacht zu kämpfen hatte.

Trotzdem sei dieser kleine Anflug von Revanchismus gestattet, schließlich war ich es ja, der es seinem Sohn erlaubte, gegen halb sieben vom Sofa auf den Boden zu springen. „Was, so weit kannst du schon springen? Mach‘ das nochmal!“

Freitag, 25. Oktober 2013

9 Uhr, ungeduscht

Kennen Sie Luxusprobleme? Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die über solche Dinge klagen, mich selbst kann ich da leider nicht ausschließen, auch wenn mir zufällig gerade keines einfällt, dass mich selbst belastet.

Luxusprobleme sind ja, wie der Name schon sagt, Probleme, die immer dann auftreten, wenn es uns eigentlich hervorragend geht. Dann wenn alles in Ordnung scheint, geregelte Abläufe unseren Tag bestimmen, immer ein wenig Geld im Portemonnaie steckt und der oder die Liebste hochzufrieden mit uns sind, dann geschehen plötzlich Dinge, die so aberwitzig sind, dass wir nicht mehr darauf reagieren können. Und was mir daran aberwitziges aufgefallen ist: Luxusprobleme kommen durchs Telefon.

Luxusprobleme lösen zumeist eine Art Handlungsparalyse aus. Dinge, die vorher innerhalb weniger Sekunden oder Minuten von statten gingen, hängen sich plötzlich in sinnlose Handlungsschleifen auf und verquasen den Denkapparat. Ein Anruf kann die ganze heile Welt aus den Fugen bringen. Da kündigt sich plötzlich Besuch an, der erst abgewimmelt und dann doch noch hereingebeten wird. Dieser Besuch fragt so lange komische Sachen, bis einem nicht mehr einfällt, weshalb alles überhaupt so ist und man Dinge damit begründet, dass andere Dinge dafür verantwortlich sind, die vorher dafür verantwortlich waren, dass die Dinge, die man eben begründen wollte, nicht mehr klappen. Handlungsparalyse.

Ein anderes Beispiel. Da ruft plötzlich jemand an und verlangt völlig unbegründet einen Termin. Man hatte sich selbst gerade so schön eingerichtet in seinem Leben, der Kaffee steht neben dem Schreibtisch, der Rechner brummt zackig wie ein Soldat, gerade ist man dabei etwas Großartiges in die Tat umzusetzen, da klingelt es und alles ist zunichte. Es ist gerade einmal 9 Uhr und der Tag ist schon gelaufen, weil ein Termin droht, zu dem man vorher auch noch duschen muss. 9 Uhr, ungeduscht.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Hinter mir

Ich habe heute mein erstes von vielen Referaten gehalten. Es war nur eine Textvorstellung, eine Kleinigkeit. Wir waren zu dritt. Jeder von uns knapp 5 Seiten. Ein Spaziergang.

Ein Monster! Die Genese und Bedeutung des Lebensweltbegriffes. Letzte Woche Mittwoch meldete ich mich freiwillig. Zu Sonntag verabredeten wir drei, dass wir uns kurzschließen und uns gegebenenfalls am Montag treffen, wenn etwas unklar ist. Ich las am Sonntag den Text und verstand nichts. Das stimmte nicht. Ich verstand einiges aber ein Zusammenhang, geschweige denn eine Erklärung des Ganzen in eigenen Worten war mir einfach nicht möglich.

Dann schaltete ich ab. Ich wurde immer ärgerlicher. Ich bekam Hass auf den Dozenten, dem es offensichtlich darum ging, die Teilnehmerzahl in seinem Seminar möglichst klein zu halten – eine These übrigens, die sich gehalten hat. Ich bekam Hass auf den Autor, der die Frechheit besaß, Husserl zu zitieren, der ungefähr so etwas sagte wie, dass die Wissenschaft mit ihren Verfahren des Abstrahierens, Verdinglichens usw. schuld daran sei, dass der Lebensweltbegriff überhaupt erst „erfunden“ werden müsse. Die Wissenschaft sei zu weit von der Lebenswelt entfernt. Dieser Wissenschaftler hier übersetzte die „Klassiker“, also Husserl, Heidegger, Schütz usw., aber keineswegs in einen verständlichen Text. Stattdessen kam ein mit Fachchinesisch überfrachtetes Ungeheuer dabei heraus, dessen Erklärungen zu den Vokabeln, die ich nachschlagen musste, um Seiten länger waren, als mein bescheidenes Stückchen Text, das ich vorzustellen hatte.

Ich bekam Hass auf mich selbst, wie ich da so lässig sagte, ach, dann mache ich bei der ersten Gruppe noch mit, wo ich doch selbst so wenig zugehört hatte. Ich wusste doch überhaupt nicht, worum es ging, weil ich andere Dinge zu tun hatte in der ersten Sitzung. Dann habe ich es hinter mir, dachte ich, genauso lässig. Am Montag lagen meine Nerven blank. Am Nachmittag hatte ich den Text bereits ein zweites und ein drittes Mal gelesen. Ich traf mich mit einer von meinen beiden Mitreferentinnen, wir sprachen das durch und kamen zu keinem Ergebnis, wünschten uns aber Glück. Und dann versuchte ich mich Montagnacht mit einer Verschriftlichung, einem ersten Versuch für mein Gestammel. Es wurde nichts, was zu erwarten war.

Um 23:00 Uhr tat ich dann das Vernünftigste, was mir dazu einfallen konnte. Ich rief Herr Putzig an, Soziologe, Freund und erste Adresse für ein kaltes Bier im Warmen. Ich schickte ihm den Text, sagte ihm, ich sei gegen halb zwölf da und er solle doch schon mal schauen. Herr Putzig scheute sich aber. Er druckste herum; und gab dann nach. Ein Bier! Nur eins!

Als ich gegen viertel vor Zwölf bei ihm war, hatte er tatsächlich in den Text geguckt. Wir unterhielten uns, wir forschten nach diesen kleinen Haken im Text, die Bojen in der Buchstabensuppe, da wollten wir rein, eine Bresche schlagen, uns festklammern, Sinneinheiten bilden, Absätze abhaken. Wir probierten einiges aus, wir erklärten uns gegenseitig die gelesenen Passagen, wir beteten unsern Jammer bei einem Bier runter und kamen auf ein paar kleine Ansätze. Die notierte ich mir.

Ich geriet dabei natürlich immer mehr aus der Fassung. Das lag nicht am Bier, auch wenn es mehr als eins gewesen war. Ich beschwerte mich über den Dozenten, über den Autor, über die ganze verschissene Wissenschaft, die es mir nicht recht machte. Und plötzlich holte Herr Putzig einen Zettel aus seinem Portemonnaie und gab ihn mir mit den Worten, da gucke er manchmal drauf. Da stand: Reg dich nicht so auf, Herr Putzig!

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Pokalverleihung Freitagstexter

Ich muss mich diesmal ganz kurz halten, weil mein Tagesplan heute bis zum letzten Zipfel vollgepackt ist. Daher:

Der dritte Preis geht an das bee mit:
„Erich, da kam ein Brief vom Ordnungsamt, dass Du diese Glühbirne da gegen eine Energiesparlampe auswechselst. Und einer, dass Du diese Glühbirne da gegen eine Energiesparlampe auswechselst. Und einer, dass Du diese… Erich!?“

Der zweite Preis geht an Doctotte mit:
"Seit Klaus das Rentierfutter mit Plutonium mixte, konnte er viel sicherer mit seinem Schlitten durch die Nacht reisen. Nur die Nebenwirkungen im Garten waren ihm vor den Nachbarn etwas peinlich."

Und der Gewinner des diesmaligen Freitagstexters, und statt des Publikumspreises erhaltend, geht an neonwilderness mit:
"Tebartz-van Elst fehlte jegliches Verständnis, dass nun auch seine 3-Millionen-Investition für angemessene bischöfliche Weihnachtsdekoration in die Kritik der schamlosen Hetzpresse geraten war."

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für rege Teilnahme!

Freitagstexter

Am Freitag geht es demnach hier weiter.

Montag, 21. Oktober 2013

„Ist hier Stimmung?“

, fragte ich noch im Rahmen der Tür stehend in den Raum hinein. „Ja“, lautete die einstimmige Antwort, nicht ohne ein verhaltenes Lächeln auf einigen Gesichtern zu hinterlassen. Ist ja auch eine komische Frage, wenn man sich in einer todernsten, in sich gekehrten Atmosphäre wie einem Seminarraum kurz vor Beginn der ersten Sitzung eines Seminars einfindet. Ich musste trotzdem fragen, weil ich bei so manchem der in Vorlesungsverzeichnissen so angegebenen Räume meine Probleme hatte. Entweder fand die Veranstaltung ganz woanders statt oder wurde kurzfristig verlegt, weil der Raum zu klein oder zu groß war. Dann steht man da, kommt sowieso schon zu spät, setzt sich und bekommt nach 10 Minuten mit, dass hier gerade eine Vorlesung zu theoretischer Physik läuft, obwohl man doch eigentlich allgemeine Psychologie hören wollte. Ist alles schon passiert.

Stimmung lautet der Seminartitel. So starte ich ab jetzt für das kommende Semester meine Woche. Immer montags um 10 geht es los, da ist Stimmung. Mit Stimmung verband ich bislang eigentlich immer eine gewisse Atmosphäre oder ein gewisses Gefühl. Ich kann darein versetzt werden oder mich ihr hingeben, ich kann es auch ablehnen oder bin sowieso schon gestimmt, so oder anders. Stimmungen sind fast nie freiwillig, weil sie von uns selbst und unseren Sinneseindrücken abhängen. Schaut man ins etymologische Wörterbuch wird man es so oder so ähnlich dort wiederfinden. Und darüber hinaus findet sich ein Hinweis auf die ursprüngliche Verwendung. Der Begriff kommt aus der Musik, man stimmt eine Gitarre zum Beispiel.

Was mir aber tatsächlich neu war, ist die Unschärfe und die Vielschichtigkeit der Bedeutungen, die das Wort Stimmung im Deutschen haben kann. „Neu“ ist dabei sicherlich nicht ganz richtig, ich habe es mir in diesem Zusammenhang nur noch nie vergegenwärtigt. Wir lasen dazu einen Text von H.G. von Arburg, der in der Einleitung eines Magazins, das sich ausschließlich dem Begriff der Stimmung widmete, von den Schwierigkeiten des Übersetzens des Begriffs Stimmung sprach. So ist im Französischen von zwei Begriffen die Rede, einmal angewandt auf Personen und einmal angewandt auf zum Beispiel Landschaften die Rede, humeur und atmosphère. Oder im Englischen: da gibt es dafür mood einerseits aber den musikalischen Aspekt spart das komplett aus. Andere Beispiele gab es leider nicht, aber interessieren würde es mich schon, ob in fremden Sprachen je nach Sachlage immer nur ein Wort benutzt wird oder auf mehrere zurückgegriffen werden muss. Vielleicht hat da ja jemand eine Idee.

Freitag, 18. Oktober 2013

Freitagstexter

Freitagsbanner

Es ist schon wieder Freitag und ich darf alle Besucher hiermit zum offiziell eröffneten Freitagstexter begrüßen! Meine Kollegin la-mamma hat mich erneut auserkoren, den dieswöchigen Freitagstexter auszurichten, herzlichen Dank dafür! Die Regeln sollten allgemein bekannt sein, daher nur so viel: ein kurzer Text, ein Bild, ein Lebenszeichen im Kommentarfeld berechtigt an der Teilnahme dieses seit Jahren kontinuierlich jeden Freitag ausgetragenen Wettbewerbs. Wer über kein eigenes Blog verfügt, um als möglicher Gewinner am kommenden Freitag den Freitagstexter auszurichten, kann sich entweder einen Ersatzblog aussuchen oder es wird einfach aus Spaß an der Freude getextet, was nicht schlimm, sogar begrüßenswert ist, denn es gilt: umso mehr Kommentare , desto mehr Spaß für alle.

Hier das Bild:

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Fallanalyse in der Lebenswelt

Ich war überpünktlich. Die Dauer der Veranstaltung ist von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr ausgewiesen. Das bedeutet so viel wie, es geht um Viertel nach los und endet um Viertel vor. Ich betrat den Seminarraum um Punkt 10. Es sollte um Fallanalysen in Lebenswelten von Schülern gehen. Es waren kaum noch Plätze frei, bis auf die wenigen ganz vorn im U der Runde. Der Dozent ein junger Mann, vielleicht sogar jünger als ich, war ziemlich aufgeregt, hatte aber alle Sinne beisammen. Sozusagen war sein Lieblingswort, manchmal wunderte ich mich, dass er nicht aus Versehen einmal „sozusagen sozusagen“ sagte, aber ein Wort passte ihm dann doch immer dazwischen. Was sich anfangs noch als schleppend und unangenehme Ein-Mann-Show präsentierte, wechselte im Verlauf der Sitzung zu einer doch eher entspannten Konversationsrunde. Sehr angenehm.

Gleich zu Anfang der Sitzung erbat sich der Dozent beim Vorübergleiten der Anwesenheitslisten von irgendeinem Studenten eine Büroklammer, um die beiden losen Blätter aneinander zu heften. Da ich der letzte war, dem diese Chance zuteilwerden würde, verzichtete ich darauf in meinem sowieso hoffnungslos unaufgeräumten Rucksack nach einer solchen zu suchen. Mir gegenüber ging es aber sogleich zur Sache. Mehrere kramten in ihren Federetuis…, Moment, Federetuis? Ja, richtig. Unauffällig zählte ich die Teilnehmer und diejenigen, die ein Federetui besaßen und ich kam auf ein Verhältnis von fast 2:1. Also jede Zweite besaß ein Federetui. Ich sage mit Absicht, jede Zweite, nicht weil ich mich dem generischen Femininum verschrieben hätte, sondern weil es mit mir und dem Dozenten nur noch zwei weitere Männer im Raum gab, und wir hatten allesamt kein Federetui.

Wie bereits geschrieben, war meine Sitzposition äußerst ungünstig, nicht nur saß ich ganz weit vorn, außerdem auch direkt neben der Tür, eine Tür übrigens, die sich von außen nicht öffnen lässt, wenn man nicht schon mindestens einmal mit ihr gekämpft hat. Zwei Unterbrechungen gab es dann kurz nach Beginn, einmal wurde entnervt aufgegeben, ich konnte auch niemanden mehr entdecken und beim anderen Mal klopfte es und der Dozent sprang sofort auf und öffnete die Tür von innen; das geht übrigens problemlos, soviel also zu den Zulassungsbeschränkungen.

Noch ärgerlicher war aber, dass die Tür im Vestibür nicht richtig schloss, stattdessen hatte sie sich darauf verlegt, laut zu knarzen. Da hinter dieser Tür ein allseits beliebter Rauchplatz liegt, wurde die Tür ständig aufbewegt und dann kroch sie im Schneckentempo und Elefantenlautstärke wieder zurück.

Hinzu kam, dass der Dozent aus meiner Sicht mit mindestens der Hälfte des Kopfes hinter einem Polylux verschwand. Das erinnerte mich an den gestrigen Kneipenabend mit Trithemius, wo ich ihm beichtete, wie ich meinem ehemaligen Geographielehrer so manchen Streich gespielt hatte. Heute habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen, früher war ich da abgehärteter. Mein Lehrer hatte ein Glasauge, ich saß ihm direkt gegenüber, nur in der letzten Reihe. Vor mir saßen auch keine kleinen Leute. Wenn er mich direkt ansprach, was häufiger vorkam, weil ich Geographie immer sehr gemocht habe, wechselte ich hin und wieder zwischen der rechten und der linken Seite, um an den vor mir Sitzenden vorbei zu sehen. Für ihn war das natürlich nicht so leicht wie für mich, weil er ja mit dem einen Auge nicht sehen konnte, und so wurde eine kleine Bewegung von mir zu einer maximalen Streuung am Lehrertisch. Wie ein Schunkelmännchen am Biertisch bewegte sich sein Oberkörper hin und her, seine Beine waren dabei um die Beine des Stuhls geschlungen, als ob er fürchten musste gleich abzuheben. Dabei war er immer so bei der Sache, dass ihm gar nicht auffiel, wie komisch das war, jedenfalls hatte ich weiterhin gute Noten.

Und so verbrachte ich meist schweigend, zählend oder in Gedanken versunken den Großteil des Seminars. Als die Stunde um war, verließ ich dann den Klassenraum und kurz darauf das Gebäude, nicht ohne der Tür im Flür einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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