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Samstag, 30. April 2016

Friseur

Heute war ich seit gefühlt einem Jahr wieder beim Friseur. Bei dem Friseur, also diesem speziellen, war ich tatsächlich seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Das wurde mir dort prompt bei Bezahlung mit auf den Weg gegeben. Wie die das machen? Die haben mich dort in ihrer Kartei. Meine Adresse war falsch, aber das interessierte sie gar nicht. Sie konnte mir aber sagen, dass ich sogar schon einmal von ihr behandelt wurde.

Behandelt. Mich behandelt man beim Friseur, weil ich nicht sagen kann, wie meine Haare werden sollen. Überhaupt kann ich bei Friseuren niemals sagen, wie es sein soll. Ich kann das einfach nicht. Ich kann beim Zahnarzt sagen, welcher Zahn mir weh tut (Zahl) und Röntgenbilder (Karies) auswerten. Ich kann mich mit Handwerkern besprechen, ich kann fachsimpeln mit fast allen Berufsgruppen, mindestens aber Interesse vortäuschen, aber über Haare kann ich nicht sprechen. Auch nicht über Kopfformen, Haarausfall und Schnittmuster.

Meine Unfähigkeit Wünsche zu formulieren führt seit Jahren dazu, dass ich immer den gleichen Haarschnitt trage, der für genau eine Woche gut aussieht und dann herauswächst und nicht mehr gut aussieht. Das ist wie ein furchtbar simples Ersatzteil, das furchtbar teuer ist und dringend in jeder Waschmaschine gebraucht wird, um damit überhaupt irgendetwas außer Abpumpen zu bewerkstelligen. Dieses Ersatzteil ist immer kaputt. Mein Kopf ist dieses Ersatzteil. Die Außenhaut.

Ich wünsche mir eine Zeit, in der Badekappen modern sind, Glatzen oder vollautomatische Friseure, die anhand von Kopfform, Berufsstand und Schuhgröße den bestmöglichen Haarschnitt nicht nur vollautomatisch ermitteln, sondern auch herstellen.

Was ich denn heute noch so Schönes vorhabe, fragt mich die Friseurin während des Haarschnitts. Ich gebe eine ausführliche Antwort, die keinerlei Wunsch nach Gespräch entfacht. Ich weiß nicht, was ich falsch mache, es bleibt nichts übrig, was ihr auch nur ansatzweise das Gefühl vermittelt, dass sie mit mir sprechen kann. Nicht sie ist der Automat, der mit die Haare schneidet; ich bin der Automat, dem sie die Haare schneidet.

Ich kenne das alles: das Vokabular von Fasson bis raspelkurz, von Ohren frei bis Undercut, es hilft nichts. Nicht einmal dass ich Kinder habe, interessiert sie, obwohl sie eine Kugel vor sich her treibt, die nach genau einem solchen aussieht. Ich traue mich nicht, danach zu fragen, vielleicht ist sie ja doch nur dick.

So sitze ich für 10 Minuten auf dem Stuhl und fühle mich nicht verstanden. Fühle mich nach einem Haarschnitt, der nach mir aussieht und alle meine Wünsche, obwohl sie schlecht oder falsch formuliert sind, berücksichtigt, behandelt. Wenn ich den Friseur verlasse, habe ich auf jeden Fall kürzere Haare und irgendwie sehe ich so aus, als sähe ich so aus, wie ich aussehe, wenn ich beim Friseur gewesen bin. Was ist nur los mit mir?

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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