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Trithemius - 31. Okt, 22:01

Mir ist nur die Sprachkompetenz ein Begriff. Dabei reicht nicht allein der Wille, man muss es auch können, nämlich die Fähigkeit haben, sich der verschiedenen Sprachkodes je nach Gesprächssituation angemessen zu bedienen. Mein Onkel erzählte immer, dass er als Gerichtsrefendar am besten mit den Knackis zurecht kam, wenn er Platt redete.

Shhhhh - 1. Nov, 08:35

Hm. Jetzt haben wir schon zwei bei der Fähigkeitsfraktion. Ich bin noch nicht überzeugt, zumal auch bei dir, Trithemius, mit dem Einwand des Könnens argumentiert wird, der impliziert, dass es auch Nichtkönner geben muss. Aber auch Nichtkönner verfügen über Gesprächskompetenz, genauso wie eine negative Zahl über einen Zahlenwert verfügt. Daher schließe ich, dass es Nichtkönner nicht geben kann, Minderkönner vielleicht, und beschränke mich auf den Willen, denn die Fähigkeit ist nicht erheblich.

Um das noch einmal zu verdeutlichen: Wenn heute Morgen Außerirdische gelandet wären und diese, in friedlicher Mission, wollten mit uns Kontakt aufnehmen, so würden dazu einen Rahmen wählen, den sie für angemessen halten. Wir würden uns wahrscheinlich ebenso verhalten und unser möglichstes tun, um nicht missverstanden zu werden. Da sich unsere Spezies jedoch völlig fremd sind, kommt es zu keiner Verständigung, deshalb würde ich den Außerirdischen aber nie die Gesprächskompetenz absprechen. Kommt es jedoch zu einer Verständigung, liegt das m.E. nicht an der Fähigkeit, sondern am Willen, am Willen sich auszudrücken und zu verstehen bzw. verstanden zu werden.
Trithemius - 1. Nov, 09:46

Deinen Einwand verstehe ich. Chomskys Konstrukt der Sprachkompetenz greift nur, wenn man als Ziel ein Gelingen der Kommunikation voraussetzt. In diesem Sinne gibt es natürlich auch Nichtkönner, beispielsweise wenn einer die Sprache des Gegenüber nicht beherrscht.
Wenn du sagst, allein der Wille zur Verständigung reicht, damit man jemandem Gesprächskompetenz attestieren kann, erhebt sich die Frage, ob denn das Gelingen der Verständigung keine Rolle spielt. Das unverständige Aufeinandereinreden hat dann nur eine Botschaft: "Ich nehme dich als Gesprächspartner wahr und will, dass du mich ebenfalls als ein solcher ansiehst, aber was da aus deinem Mund kommt ist für mich nur Geräusch, das ich beliebig interpretieren kann."
Shhhhh - 1. Nov, 10:37

Ja und Nein! Das Gelingen der Kommunikation ist ein derartiger Sonderfall, der viel zu selten vorkommt, als das man ihm außerhalb der Pataphysik überhaupt Beachtung schenken sollte.
In meiner Definition steckt noch ein weiterer Gedanke, der sich mit dem Wort Verständnis verbindet, und den du in deinem Satz noch nicht berücksichtigt hast, das füge ich deinem Satz jetzt zu:

"Ich nehme dich als Gesprächspartner wahr und will, dass du mich ebenfalls als ein solcher ansiehst", ich bemühe mich aber auch, dich zu verstehen!
Und wenn dann der Einwand kommt: "Aber was aus deinem Mund kommt, ist für mich nur Geräusch, das ich beliebig interpretieren kann", so ist nicht mehr von Gesprächskompetenz die Rede, denn die Interpretation ist ja nicht beliebig, sie wird geleitet von Eigen- und Fremdintention, die auf dem Willen zur Verständigung aufbaut.
Trithemius - 1. Nov, 11:38

Gesprächskompetenz ist der Wille zum Ausdruck und Verständnis

Taugt deine Definition, menschliche Kommunikation zu erfassen?
Gestern habe ich im Bhf Kröpke asiatisch gegessen. Als ich den Laden betrat, war der asiatischen Frau hinter der Theke klar, dass ich etwas essen wollte. Ich deutete auf das Schild "Gemüsepfanne" über dem Tresen. Als ich die bekam, sagte sie etwas schwer Verständliches. Da zählte ich 4,50 Euro hin, weil der Preis ebenfalls auf dem Schild stand. Unser gemeinsamer Wille zur Verständigung lag vor. Ein Gespräch fand aber nicht statt, war auch völlig unnötig, weil die Informationen aus anderen Kanälen kamen, aus der Situation und dem Werbeschild. Nötig war kommunikative Kompetenz. Sie musste die Situation richtig deuten (ein Mann kommt in den Laden, der will was essen)und ich musste deuten (die kochen gegen Geld für mich) das Schild mit den angebotenen Gerichten beachten, was Passendes aussuchen, den Preis ablesen und lesen, dass das Gericht "Gemüsepfanne" heißt. Das war gelungene menschliche Kommunikation ohne Gespräch, wie sie täglich tausendfach vorkommt. Natürlich kannst du das gesamte Geschehen zum Gespräch erheben, aber dann begeben wir uns ins Beliebige.
Shhhhh - 1. Nov, 22:44

Ich denke, wir werfen beide allzu leicht die Begriffe Gespräch und Kommunikation in einen Topf und im Grunde sind sie sich ja auch ähnlich.
Kommunikation allerdings umfasst für mich ein viel größeres Spektrum als das Gespräch, was dein Beispiel ja erfolgreich bestätigt: Kommunikation kann auch ohne Gespräch zustande kommen. Inwieweit diese Kommunikation ausreicht, um womöglich ganz andere, komplexere Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel die Überzeugung von einer Meinung, ist allerdings fraglich.
Mein Ziel war übrigens nicht, die menschliche Kommunikation zu erfassen, sondern meine Vorstellung von Gesprächskompetenz zu definieren, und zwar so kurz und prägnant wie möglich.

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