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Schnabulieren? Aber nicht in der Oper!

Schnabulieren. Davon las ich heute, als ich bei der Hörbar auf einen Kaffee einzog. Auf einer Tafel zur Limmerstraße hin zugewandt stand das Wort einfach so rum und sollte Appetit machen auf die darunter beschriebenen Speisen.

Das ist schon so ein Wort dieses schnabulieren. Eine Kombination von sch und n ist noch relativ häufig, so wie Konsonantencluster im Deutschen sowieso recht häufig zu sein scheinen. Konsonantencluster sind mehr als zwei Konsonanten hintereinander ohne einen Vokal dazwischen. Wenn Konsonantencluster erstmal da sind, gehen sie auch nicht mehr so leicht weg. Das wohl berühmteste Cluster hat der Strumpf. Das Wort Strumpf hat nämlich vorn und hinten ein Konsonantencluster. Vorne wird ein s zum sch, dann kommt ein t und zum Schluss noch ein r bis endlich sonoriert werden kann. Die stille Übereinkunft von s und t, als scht ausgesprochen zu werden, könnte, wenn man es nicht besser wüsste, aus der Oper kommen. Da sitzen zwei Herren in der dritten Reihe und fangen plötzlich eine lebhafte Diskussion über Konsonantencluster an, während sich das übrige Publikum doch lieber dem Geschehen auf der Bühne widmen möchte. Oder noch besser: Eine Frau fängt an, ihre Suppe zu schnabulieren, die sie sich in der Handtasche mitgebracht hat. Dabei macht sie laut schmatzende Geräusche. Dann fliegt ein erbostes scht durch die Stuhlreihen und die beiden Herren oder die Frau vertagen sich – das ist völlig legitim. Die Oper lebt ja praktisch von dieser stillen Vereinbarung.

Schnabulieren ist nicht nur wegen des Konsonantenclusters interessant, sondern auch, weil es in mir ganz bestimmte Assoziationen weckt. Für mich ist schnabulieren die mindestens außergewöhnliche Form der Nahrungsaufnahme, vielleicht mit einem Hauch von Exklusivität für die Speise. So ähnlich steht es auch im etymologischen Wörterbuch. Dass schnabulieren mit schnappen verwandt ist, wusste ich bis dahin nicht. Und außerdem wurden all diese gemeinsamen Wurzelworte ( also schnappen, Schnaps, Schnepfe usw. ) auch nur mit sn geschrieben. Da taucht kein sch auf. Demzufolge scheint das s nicht nur eine stille Vereinbarung mit dem n gehabt zu haben, sondern wurde auch gleich noch zu schn verarbeitet. Es gibt im Deutschen übrigens gar kein Wort mehr, das noch mit sn anfängt, es steht zumindest keins im Duden ( Snob und Snowboard will ich hier nicht hinzuzählen, das sind eindeutig Lehnwörter ). Sn wurde also zu schn.

Man stelle sich einmal vor, st würde zu scht. Wir müssten dann Schtuhl schreiben oder Schtadtschparkasse. Oder lieber doch nicht, das ginge zu weit.
Trithemius - 12. Jun, 17:26

Das von dir erwähnte "Strumpf" fand der belgische Comiczeichner Peyo kurios genug, seinen Figurenkosmos danach zu benennen. Im Original heißen sie "Les Schtroumpfs", bei uns dann fälschlich rückübersetzt: "Die Schlümpfe".

Kleine klugscheißerische Anmerkung: Da "Snob" und "Snowboard" so in unser Lexikon übernommen worden sind, wie sie auch im Englischen heißen, sind es keine Lehnwörter, sondern Fremdwörter.

Shhhhh - 12. Jun, 17:33

Ich habe mich schon immer gefragt, was das für komische Hüte sind, jetzt weiß ichs.
Trithemius - 12. Jun, 17:38

Die Hüte, belehrt mich Wikipedia, sind Phrygische Mützen
http://de.wikipedia.org/wiki/Phrygische_M%C3%BCtze
Shhhhh - 12. Jun, 17:46

Die trug man aber nur, wenn es regnete auf dem Kopf, ansonsten benutzte man sie als Socken. Leider ging das nur hüpfend auf einem Bein, deshalb auch das Sprichwort: "Du bist sprunghaft wie ein Phrygier!"
Trithemius - 12. Jun, 20:00

Hehe, die phrygische Mütze ist ja ursprünglich ein gegerbter Stier-Hodensack, und so ein Stier hat ja nicht zwei.
Lange-Weile - 14. Jun, 00:03

joi joi

...du kannst aber zelebrieren. Ich hätte nicht gedacht, dass das Spiel mit den Buchstaben so unterhaltsam sein kann. Die Sache mit den Konsonantencluster macht die Berachtung echt spannend.

Jedoch würde ich das Wort "Schnabulieren" nich so hoch in de Exklusivität sehen, sondern ich assiziere damit das Trinken aus einer Schnabeltaasse. Und die bracht der Mensch nur, wenn er auf normale Weise nicht mher trinken.

Da kann man auch bei solchen Worten sehen, das der Empfänger die Botschaft bestimmt. ;-)

LG LaWe

Shhhhh - 14. Jun, 06:33

Nach dem Motto:
Er hatte auf der Hand fünf Asse,
jetzt trinkt er aus der Schnabeltasse.

Das kann schon sein. Ich muss dabei immer an eine Fabel denken, die entweder von Aesop ist oder gar keine Fabel ist und in einem Märchenbuch stand, das ich früher einmal besaß. Daher kam meine vielleicht nicht jedem einleuchtende Assoziation.
nömix - 14. Jun, 10:28

Ein Konsonantencluster, den man schnabulieren kann: (haben Sie gewusst, dass schnabulieren im Österreichischen auch »schnattern« heißt. In Grimms DW-Buch wird schnattern u.a. auch in der Bedeutung »mit den Zähnen klappern« angeführt, vielleicht leitet es sich daher ab.)

Shhhhh - 14. Jun, 11:22

Die auf das akustische Signal zurückzuführende Wortentstehung ist auch im etymologischen Wörterbuch belegt und geht zurück auf: "...den Schall und die Bewegung klappender Kiefer..." (Duden Bd. 7, S. 644, Sp.2).

Der Wurschtschtrudel war mir bis dahin unbekannt, für Wurstliebhaber sicherlich empfehlenswert, ich halte es aber eher mit Käse.

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