Scheibenkleister
Anpack, das ist der kleine Bruder von Handwerk, der mittlere von drei Brüdern und die rechte Hand von Handwerk. Zuguck, der Jüngste der Drei, ist zu gar nichts nütze, schnappt aber hin und wieder was auf und merkt es sich für später. Als ich noch Zuguck war, bekam ich zuallererst einmal Unterricht im richtigen Gebrauch von Werkzeugen und Materialen aller Art. Scheibenkleister war so ein Material, das mein Vater ziemlich häufig brauchte, er rief ständig danach und nie war welcher zu bekommen. Ganz selten rief er auch Scheiße, dann war für mich Zeit zu gehen. Zu was der Scheibenkleister nütze war, malte ich mir auch aus. Ich vermutete zum Beispiel, dass er beim Tapezieren helfen könnte, oder dass er als Fugendichtung dient.
Später stieg ich dann so langsam zum Anpack auf. Das bedeutete vor allem, sich richtig reinzuknien, den Schraubenzieher – der ja eigentlich ein –dreher ist – vom Hammer und der Zange zu unterscheiden, Nägel von Schrauben und Mütter von Muttern. In diese Zeit, sozusagen meine Wanderjahre, fiel auch mein erster richtiger Job. Ich war gerade 14 Jahre alt und hievte, mit einer Pike bewaffnet, Leute in Boote. Die Pike diente der Stabilisierung des Bootes und musste unter den äußeren Rand desselben untergehakt werden. Von oben trat man dann auf den Rand und gab den besonders Ängstlichen noch den freien Arm. Dafür gab es 5 Mark die Stunde, ich war reich.
Leider verhielt es sich mit den Booten so, dass sie häufig genau an dieser sensiblen für uns Bootseinstiegsgehilfen so wichtigen Stelle brachen. Dann wurde das gute Stück an Land geholt und auf zwei Böcke gestellt. Unsere „Chefs“, die Väter zweier Freunde und Arbeitskollegen von mir, besahen sich dann den Schaden und besorgten im Baumarkt so etwas ähnliches wie Scheibenkleister. Das strichen sie in zart angelegten Bahnen ein ums andere Mal über die Bruchstelle und ließen es dann ziemlich lange trocknen. Danach war alles wieder beim Alten.
Neue Boote waren viel zu teuer, noch teurer waren die höchst reparaturanfälligen Tretboote. Es gab immer etwas derart zu tun, eine neue Antriebswelle für einen Treter, neue Farbe, Halterungen für die Riemen, die ebenso gern ausbrachen wie der Bootsrand, gerne auch mit ihm zusammen. Wir hatten kaum genug Zeit, um richtig Skat spielen zu lernen, weil immer einer oder zwei am Werkeln waren. Aber als Geselle Anpack brauchte man sich nicht zu beschweren, man lernte viel. Als Anpack durfte ich beim Anlanden und Zuwasserlassen der Boote natürlich mithelfen, auch beim Anstreichen und Bänke zimmern durften wir helfen, das Kleben der Bruchstellen aber machten die Handwerker allein.
Gestern habe ich mir auch etwas Scheibenkleister geleistet. Einfach so. Zufällig hat er eine ähnliche Farbe wie das Kinderhochbett, an dem ich gerade baue. Ich wusste noch nicht einmal, wozu ich das Zeug überhaupt brauchen würde, bis ich mich in die Bereiche unter die Treppe wagte. Dort soll ein Regal hinein und ich bemerkte leider, dass die Benutzung einer Stichsäge mehr Übung erfordert, als ich damit bisher hatte. Nicht dass es mir nicht gelang einen geraden Schnitt zu vollführen, aber wenn eben gerade kein solcher benötigt wird, klafft am Schluss eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Diese Lücke hat viele Namen. Manche nennen sie Pfusch und behaupten, es wäre ein verstoßener Bruder des Dreiergespanns Zuguck, Anpack und Handwerk, das schwarze Schaf der Familie, von dem man nicht gerne redet. Andere rufen es Scheibenkleister und haben nichts davon zu Hause. Dann macht Zuguck `ne Biege, denn es wird jetzt unerfreulich, und Anpack bleibt da und nimmt seinen Platz ein. Ich rief nicht nach Scheibenkleister. Musste ich auch gar nicht. Er stand nicht weit entfernt in seinem Tiegel. Ich befreite ihn daraus und strich ihn in die klaffenden, nicht klafternen Lücken.
Später stieg ich dann so langsam zum Anpack auf. Das bedeutete vor allem, sich richtig reinzuknien, den Schraubenzieher – der ja eigentlich ein –dreher ist – vom Hammer und der Zange zu unterscheiden, Nägel von Schrauben und Mütter von Muttern. In diese Zeit, sozusagen meine Wanderjahre, fiel auch mein erster richtiger Job. Ich war gerade 14 Jahre alt und hievte, mit einer Pike bewaffnet, Leute in Boote. Die Pike diente der Stabilisierung des Bootes und musste unter den äußeren Rand desselben untergehakt werden. Von oben trat man dann auf den Rand und gab den besonders Ängstlichen noch den freien Arm. Dafür gab es 5 Mark die Stunde, ich war reich.
Leider verhielt es sich mit den Booten so, dass sie häufig genau an dieser sensiblen für uns Bootseinstiegsgehilfen so wichtigen Stelle brachen. Dann wurde das gute Stück an Land geholt und auf zwei Böcke gestellt. Unsere „Chefs“, die Väter zweier Freunde und Arbeitskollegen von mir, besahen sich dann den Schaden und besorgten im Baumarkt so etwas ähnliches wie Scheibenkleister. Das strichen sie in zart angelegten Bahnen ein ums andere Mal über die Bruchstelle und ließen es dann ziemlich lange trocknen. Danach war alles wieder beim Alten.
Neue Boote waren viel zu teuer, noch teurer waren die höchst reparaturanfälligen Tretboote. Es gab immer etwas derart zu tun, eine neue Antriebswelle für einen Treter, neue Farbe, Halterungen für die Riemen, die ebenso gern ausbrachen wie der Bootsrand, gerne auch mit ihm zusammen. Wir hatten kaum genug Zeit, um richtig Skat spielen zu lernen, weil immer einer oder zwei am Werkeln waren. Aber als Geselle Anpack brauchte man sich nicht zu beschweren, man lernte viel. Als Anpack durfte ich beim Anlanden und Zuwasserlassen der Boote natürlich mithelfen, auch beim Anstreichen und Bänke zimmern durften wir helfen, das Kleben der Bruchstellen aber machten die Handwerker allein.
Gestern habe ich mir auch etwas Scheibenkleister geleistet. Einfach so. Zufällig hat er eine ähnliche Farbe wie das Kinderhochbett, an dem ich gerade baue. Ich wusste noch nicht einmal, wozu ich das Zeug überhaupt brauchen würde, bis ich mich in die Bereiche unter die Treppe wagte. Dort soll ein Regal hinein und ich bemerkte leider, dass die Benutzung einer Stichsäge mehr Übung erfordert, als ich damit bisher hatte. Nicht dass es mir nicht gelang einen geraden Schnitt zu vollführen, aber wenn eben gerade kein solcher benötigt wird, klafft am Schluss eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Diese Lücke hat viele Namen. Manche nennen sie Pfusch und behaupten, es wäre ein verstoßener Bruder des Dreiergespanns Zuguck, Anpack und Handwerk, das schwarze Schaf der Familie, von dem man nicht gerne redet. Andere rufen es Scheibenkleister und haben nichts davon zu Hause. Dann macht Zuguck `ne Biege, denn es wird jetzt unerfreulich, und Anpack bleibt da und nimmt seinen Platz ein. Ich rief nicht nach Scheibenkleister. Musste ich auch gar nicht. Er stand nicht weit entfernt in seinem Tiegel. Ich befreite ihn daraus und strich ihn in die klaffenden, nicht klafternen Lücken.
Shhhhh - 14. Dez, 14:33