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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Richtig geil

Ich hätte mir doch denken müssen, dass es nicht so einfach abläuft. Es gibt doch eine Prüfungsordnung, in die ich hätte schauen sollen. Da wäre doch alles ganz klar geregelt. Meine Lieblingssachbearbeiterin im Prüfungsamt war diesmal sehr ungehalten, und wie zur Verzeihung beichtete sie während meiner Anwesenheit in einer kurzen Denkpause ihrer Arbeitskollegin am Nebentisch, dass sie es leid wäre. Sie holte einen riesigen Ordner hervor mit einem Stapel von Scheinen innenliegend, die alle noch bearbeitet werden müssten. Sie blätterte darin, um meinen vor Tagen abgegeben Schein, der noch nicht verbucht war, zu finden. Diesen Ordner hätte sie gestern erst leer gemacht, seufzte sie nach nebenan. Und heute sei alles wieder voll. Da war mir klar, dass ich mein Fett wegkriegen sollte.

Ich muss nämlich nicht nur eine Anmeldung für die Masterarbeit einreichen, sondern auch noch ein Formular zur pünktlichen Abgabe derselben, alles beglaubigt und unterschrieben und gesichtet von allen Beteiligten: Prüfern, zu Prüfende, Prüfungsamt. Das habe ich heute nachgereicht, also den zweiten Teil. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich das gecheckt hatte. Um sicher zu gehen, hat mir meine Prüferin der Masterarbeit sogar das Datum ihrer Unterschrift auf das Datum meines Einreichens der Arbeit zurückdatiert. Ich sagte zwar, dass das wohl keine Rolle spielen würde, aber sie bestand darauf. Sicher sei sicher.

Und dann saß ich da und traute mich schon gar nicht mehr zu fragen nach der mündlichen Prüfung. Brauchte ich auch gar nicht. Da kam meine Sachbearbeiterin schon selber drauf. „Wissen Sie, Herr Sowieso, ich möchte einmal erleben, dass bei Ihnen etwas richtig geil läuft.“ Mit einem Stoßseufzer verwies sie mich des Büros, nicht ohne mich in eine der unteren Etagen zu verweisen, damit ich mir dort das Formular zur Anmeldung der mündlichen Prüfung ausdrucke. Das machen sie bei sich nämlich nicht mehr. Das hält zu sehr auf. Wenn ich das Formlur hätte, sollte ich wiederkommen.

Als ich wieder nach oben kam mit dem richtigen Formular und es schon halb ausgefüllt hatte, kam ich erneut an die Reihe. Sie erklärte noch einmal das Procedere, sie verwies auf die Prüfungsordnung und erläuterte mir den Sachverhalt. Es wäre nämlich heutzutage überhaupt kein Problem, die mündliche Prüfung sogar vor der schriftlichen abzuschließen. Das wäre den Studierenden freigestellt. Aber weil das so ist, muss natürlich für die mündliche Prüfung eine gesonderte Prüfungseignungsfeststellung ausgefüllt werden, so wie es bei Einreichung des Themas der Masterarbeit schon einmal notwendig war.

Das Formular, welches ich mitbrachte, war deshalb ähnlich dreigeteilt. Der erste Teil mit meinen Daten, der zweite Teil wurde vom Prüfungsamt ausgefüllt, also nach studiengangrelevanten Kriterien wurden darin Häkchen gesetzt, ganz wie bei der schriftlichen Prüfung auch, und im dritten und letzten Teil sollten dann die Prüfer noch einmal gegenzeichnen. Dass diese „neue Freiheit“, von der meine Sachbearbeiterin sprach, weder im Sinne der Studierenden sein kann und erst recht nicht im Sinne der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Prüfungsamtes, und schon gar nicht im Sinne der Prüfenden, das behielt ich in diesem Moment für mich. Dieser ganze Arbeitsaufwand, das Herumgerenne und Unterzeichnenlassen. „Und jetzt, gehen Sie!“, sagte sie zum Abschied.
„Jawohl“, sagte ich.
steppenhund - 15. Apr, 14:48

Ich war letzte Woche bei einer Sponsion, bei der ein ehemaliger Arbeitskollege, der allerdings schon 71 ist, zum zweiten Mal Doktor wurde. Das ist ein sehr sympathischer Mensch und seine Doktorarbeit hat Hand und Fuß und bringt auch etwas - zumindest für den weiblichen Teil der Menschheit, die sich einem Bruströntgen zur Früherkennung allfälliger Krebserkrankungen unterziehen.
Die Sponsion war sehr feierlich und ich war sehr interessiert, was die Titel der einzelnen Doktorarbeiten waren.
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Fast hätte ich den Wunsch gefasst, selber "einer" zu werden. Das würde bei mir ein komplettes Studium bedeuten, weil mir heute nicht mehr meine ehemaligen Studienergebnisse angerechnet würden. Ich hatte bereits Diplomarbeit fertig und benötigte noch etwa 10 weitere Prüfungen, doch das Leben lockte und ich hatte gedacht, dass ich diese Prüfung jederzeit nebenbei machen könnte. Das ging dann doch nicht. Aber es war nicht zu meinem Nachteil.
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Ich würde heute ja etwas anderes studieren. Aber dann dachte ich: vier Jahre investieren, nur um an einer schönen Feier teilzunehmen, bringt es auch nicht. Gerade gestern bekam ich eine Anfrage, ob ich denn nicht einen Tag erübrigen könnte, um ein Gutachten über einen bestimmten Prozess in einer Firma auszustellen. Auch in Serbien wurde ich noch einmal gebeten, bei einer Konferenz zu sprechen. Die Vorlesungen in Leipzig haben jetzt aber aufgehört. (Die durfte ich als Nicht-Akademikers deswegen halten, weil ich Patente hatte. Die scheinen die akademische Berechtigung zu ersetzen.)
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Wenn ich Ihre Ausführungen lese, bewirkt das einen zusätzlichen Abbau der kognitiven Dissonanz. Es zeigt ein weiteres Argument, der akademischen Welt fern zu bleiben. Werde ich halt als kleiner Idiot auf meinem Grabstein vermerkt werden. Allerdings wird es keinen Grabstein geben. Ich möchte, dass meine Asche verstreut wird. Ich habe mich gefreut, vor ein paar Jahren zu lesen, dass es in Österreich vier Orte gibt, an denen das erlaubt ist. Und einer davon ist sogar auf einem Berg. Es passt also bestens :)

iGing - 15. Apr, 17:51

Hallo, Herr steppenhund, kann man sich da auch als Ausländer(in) verstreuen lassen? In Deutschland ist das nämlich nicht erlaubt (soweit ich weiß).
steppenhund - 16. Apr, 02:20

Ich weiß es nicht. Selbst für Inländer scheint das erst seit kurzer Zeit erlaubt zu sein. Früher war das nicht möglich. Ich habe eine Bekannte, die ist mit der Asche ihrer Mutter bis nach Amerika gefahren, weil es hier nicht erlaubt war.
steppenhund - 16. Apr, 02:55

Zusatzinfo

http://orf.at/stories/2022711/2022721/
Diesen Artikel habe ich gefunden. Danach sollte es auch Deutschen möglich sein, die Asche in der Schweiz oder in der Slowakei auszustreuen.
iGing - 16. Apr, 14:13

Danke für die Recherche! In Australien kann man auch einfach einen Spaziergang am Strand entlang machen, die Asche in einer Plastiktüte, und diese dann an einer einsamen Stelle (davon gibt's dort ja reichlich) ins Meer streuen. (Vielleicht könnte man es auch an einer belebten Stelle machen, aber das würde man dann wohl doch nicht tun.)
Shhhhh - 16. Apr, 22:48

@Steppenhund: Zur Ausführung des Berufs, den ich mir ausgesucht habe, benötige ich leider einen Hochschulabschluss, da kann ich den Mitarbeitern der Landesschulbehörde noch so patent daherkommen;)
Ich möchte im Übrigen nicht verstreut werden, viel lieber würde ich mich in den Weltraum schießen lassen.
@Iging: Dass es überhaupt verboten sein kann, sterbliche Überreste, noch dazu nur ein Haufen Asche, frei zu verstreuen, will mir überhaupt nicht in den Kopf.
steppenhund - 17. Apr, 21:59

@shhhh Ja, das mit dem Weltraum war auch einmal mein Traum. Das ginge vielleicht, ist aber extrem teuer. Ich habe gelernt, bescheidener zu sein. Aber immerhin soll es auf einem Berg sein, der höher als 2000 m ist. Vielleicht muss ich da auch noch Abstriche machen :)
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Shhhhh - 17. Apr, 22:57

Ich lasse mir noch ein wenig Zeit, das wirkt sich vielleicht auf den Preis aus;)

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