Kepler, Friseure und s.t.³
Die Raumbelastung an unserer Uni hat sich dermaßen zugespitzt, dass ich eine Vorlesung zur Psychologie in einem Hörsaal der Mathematiker und Physiker besuchen muss. Das heißt, ich muss nicht, es gibt keine Anwesenheitsliste mehr ( also nach den ersten zwei Sitzungen ) und auf die Klausur könnte ich auch verzichten, wenn ich stattdessen anderswo eine Hausarbeit schreibe. Trotzdem bin ich am Dienstag wieder dort gewesen. War interessant, dazu später mehr.
Aus der Zumutung in der ersten Sitzung – wir waren ca. 200 Leute – ist eine erträgliche Anzahl von ca. 100 Studenten geworden. Das eigentliche Problem liegt ja auch nicht in der Anzahl der Studenten, es passen immerhin bis zu 300 in den Saal hinein. Nein, das Problem ist, dass der Raum über kein einziges Fenster, demzufolge über kein Tageslicht, keine Frischluft von draußen verfügt. Außerdem endet die Veranstaltung vor unserer Veranstaltung um Punkt 14:30 Uhr, s.t. Man munkelt, dass die Veranstaltung vor dieser Veranstaltung, die bei einer Dauer von 1,5 h um 12.00 Uhr, s.t., beginnen würde, um 12:00 Uhr, s.t., endet. Weiterhin habe ich gehört, dass es noch zwei Veranstaltungen davor geben soll, bei denen der nahtlose Übergang exakt auf die gleiche Weise erfolgt wie bei der gemutmaßten und dem tatsächlichen Wechsel zu unserer Vorlesung. Was ich außerdem noch mit Gewissheit sagen kann: die auf unsere Vorlesung folgende Veranstaltung beginnt ebenfalls exakt um 16:00 Uhr, s.t. Man möchte vielleicht nicht aber man könnte sich aus dieser Schilderung ein ungefähres Bild vom Zustand der geruchlichen Belastung machen, es sind zwar andere Düfte aber für mehrere Stunden auf dem Mittelstreifen einer Schnellstraße zu verbringen hat ähnliche Wirkungen.
In der letzten Sitzung offenbarte sich ein weiteres Problem, keines was mich direkt betraf, aber es führte an anderer Stelle zu Verstimmungen. Der Inhalt der Vorlesung „Allgemeine Psychologie“, so die Vermutung, ist ein Abriss der Geschichte, ein Abriss in Methoden, kurz: ein kurzer Überblick über alle fachrelevanten Themen in der Psychologie. Was man nicht unbedingt vermutet, sind Ausflüge in die Physik, auch wenn der Hörsaal hauptsächlich für Veranstaltungen der Mathematiker, Ingenieure und Physiker genutzt wird. Es ging dabei auch nicht um ein simples Beispiel an irgendeiner nebensächlichen Stelle. Es ging um die keplerschen Gesetze. Um alle. Mehrere Folien (Powerpoint) lang, erstreckte sich dieser Ausflug, den Zusammenhang habe ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Dafür habe ich alle drei Gesetze verstanden. Ich weiß jetzt sogar, was eine Parallaxe ist, und weshalb das die Beobachtung und Ableitung dieser Gesetze so schwer gemacht haben muss. Ein immenser Aufwand, kann ich nur sagen. Deshalb will ich jetzt auch einmal etwas formulieren, ganz im Sinne der Psychologie. Leider hat das keine allgemeine Gültigkeit, aber es liefert Hinweise auf bestimmte Korrelationen:
Umso mehr Studenten sich im Rahmen des Studiums in geschlossenen Räumen aufhalten, desto größer ist die Zahl derer, die plötzlich merken, dass sie in der falschen Veranstaltung sitzen.
Wenn dann in einem Raum, der größtenteils der Mathematik und Physik vorbehalten ist, eine Psychologievorlesung gehalten wird, in der es zu 50% um die keplerschen Gesetze geht, sitzen Zuspätkommer längst, bis sie gemerkt haben, dass sie hier falsch sind. Was im Kino schon nervt, ist im Hörsaal noch schlimmer, denn die Sitze sind nicht bequem und der Abstand zum Vordermann reicht aus, um jedem Friseur ohne Anstrengung ins Handwerk zu pfuschen. Man kann nicht einmal ein zufällig ausgefallenes Haar von den eigenen Aufzeichnungen pusten, ohne das der Vordermann oder die Vorderfrau davon Wind bekommt.
Da saß ich nun, neben, hinter und vor mir laufen die ganze Zeit verwirrte Studenten entlang, weil sie plötzlich merken, das Oppenheim kein Physiker ist, den sie bloß nicht kennen, sondern das Oppenheim der Chemiker, Philosoph und Privatgelehrte ist, der sich unter anderem auch mit der Gestaltpsychologie beschäftigte – der Physiker hießja Oppenheimer, diese Verbindung liegt demzufolge nahe. Es herrschte also ein allseitig heftiges Gedränge, das nicht bereits an der Tür, sondern erst am Sitzplatz entschieden wurde. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.
Aus der Zumutung in der ersten Sitzung – wir waren ca. 200 Leute – ist eine erträgliche Anzahl von ca. 100 Studenten geworden. Das eigentliche Problem liegt ja auch nicht in der Anzahl der Studenten, es passen immerhin bis zu 300 in den Saal hinein. Nein, das Problem ist, dass der Raum über kein einziges Fenster, demzufolge über kein Tageslicht, keine Frischluft von draußen verfügt. Außerdem endet die Veranstaltung vor unserer Veranstaltung um Punkt 14:30 Uhr, s.t. Man munkelt, dass die Veranstaltung vor dieser Veranstaltung, die bei einer Dauer von 1,5 h um 12.00 Uhr, s.t., beginnen würde, um 12:00 Uhr, s.t., endet. Weiterhin habe ich gehört, dass es noch zwei Veranstaltungen davor geben soll, bei denen der nahtlose Übergang exakt auf die gleiche Weise erfolgt wie bei der gemutmaßten und dem tatsächlichen Wechsel zu unserer Vorlesung. Was ich außerdem noch mit Gewissheit sagen kann: die auf unsere Vorlesung folgende Veranstaltung beginnt ebenfalls exakt um 16:00 Uhr, s.t. Man möchte vielleicht nicht aber man könnte sich aus dieser Schilderung ein ungefähres Bild vom Zustand der geruchlichen Belastung machen, es sind zwar andere Düfte aber für mehrere Stunden auf dem Mittelstreifen einer Schnellstraße zu verbringen hat ähnliche Wirkungen.
In der letzten Sitzung offenbarte sich ein weiteres Problem, keines was mich direkt betraf, aber es führte an anderer Stelle zu Verstimmungen. Der Inhalt der Vorlesung „Allgemeine Psychologie“, so die Vermutung, ist ein Abriss der Geschichte, ein Abriss in Methoden, kurz: ein kurzer Überblick über alle fachrelevanten Themen in der Psychologie. Was man nicht unbedingt vermutet, sind Ausflüge in die Physik, auch wenn der Hörsaal hauptsächlich für Veranstaltungen der Mathematiker, Ingenieure und Physiker genutzt wird. Es ging dabei auch nicht um ein simples Beispiel an irgendeiner nebensächlichen Stelle. Es ging um die keplerschen Gesetze. Um alle. Mehrere Folien (Powerpoint) lang, erstreckte sich dieser Ausflug, den Zusammenhang habe ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Dafür habe ich alle drei Gesetze verstanden. Ich weiß jetzt sogar, was eine Parallaxe ist, und weshalb das die Beobachtung und Ableitung dieser Gesetze so schwer gemacht haben muss. Ein immenser Aufwand, kann ich nur sagen. Deshalb will ich jetzt auch einmal etwas formulieren, ganz im Sinne der Psychologie. Leider hat das keine allgemeine Gültigkeit, aber es liefert Hinweise auf bestimmte Korrelationen:
Umso mehr Studenten sich im Rahmen des Studiums in geschlossenen Räumen aufhalten, desto größer ist die Zahl derer, die plötzlich merken, dass sie in der falschen Veranstaltung sitzen.
Wenn dann in einem Raum, der größtenteils der Mathematik und Physik vorbehalten ist, eine Psychologievorlesung gehalten wird, in der es zu 50% um die keplerschen Gesetze geht, sitzen Zuspätkommer längst, bis sie gemerkt haben, dass sie hier falsch sind. Was im Kino schon nervt, ist im Hörsaal noch schlimmer, denn die Sitze sind nicht bequem und der Abstand zum Vordermann reicht aus, um jedem Friseur ohne Anstrengung ins Handwerk zu pfuschen. Man kann nicht einmal ein zufällig ausgefallenes Haar von den eigenen Aufzeichnungen pusten, ohne das der Vordermann oder die Vorderfrau davon Wind bekommt.
Da saß ich nun, neben, hinter und vor mir laufen die ganze Zeit verwirrte Studenten entlang, weil sie plötzlich merken, das Oppenheim kein Physiker ist, den sie bloß nicht kennen, sondern das Oppenheim der Chemiker, Philosoph und Privatgelehrte ist, der sich unter anderem auch mit der Gestaltpsychologie beschäftigte – der Physiker hießja Oppenheimer, diese Verbindung liegt demzufolge nahe. Es herrschte also ein allseitig heftiges Gedränge, das nicht bereits an der Tür, sondern erst am Sitzplatz entschieden wurde. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.
Shhhhh - 1. Nov, 10:55
...