Der Geistesblitz
Der Geistesblitz ist eine deutsche Erfindung. Sie geht zurück auf den katholisch geprägten politischen Publizisten Joseph Görres, der ein glühender Verehrer alles Französischen, insbesondere der Französischen Revolution war. Görres war als erster in der Lage gewesen, den Vorgang des Geistesblitzes zu beobachten und ihn zu beschreiben. Daraus entstand die noch heute gebräuchliche Vokabel. Leider weiß davon heute kaum noch einer, weshalb ich diese traurige Geschichte hier einmal aufschreiben möchte.
Er muss sein Schicksal geahnt haben,
dass er hier so traurig guckt
Schon die alten Griechen beriefen sich auf ein Konzept, welches in der Art seiner Beschaffenheit dem Geistesblitz nicht unähnlich ist. Der Ausdruck „Heureka“, mit dem Archimedes durch attische Straßen zog, weil er der Verdrängung des Wassers im Bade auf die Spur gekommen war, ist die wohl berühmteste Anekdote dazu. Leider ist nicht überliefert, wie Archimedes den Vorgang der Entdeckung an sich beschrieb, sondern nur sein Ausruf und die Entdeckung selbst. Womöglich hätte sonst Archimedes als Erfinder des Geistesblitzes gegolten.
Görres hatte während seiner Beobachtungen festgestellt, dass die Auswirkungen auf den menschlichen Geist von außerordentlicher Wirkung waren und forderte deshalb in seinem Werk „Teuschtland und die Revolution“, „…dasz in solchen Übergangszeiten Geistesblitze zuckend durch die ganze Gesellschaft fahren…“ sollen.
Die traurige Nachricht ist, dass er seinen Traum einer katholischen Demokratie, vor allem aber die Geistesblitze, die die gesamte Gesellschaft durchfahrenden sollten, nicht mehr miterleben durfte, weil er just einen Monat vor dem eigentlichen Beginn des Revolutionsjahres 1848 verstarb; im Januar löste er seinen letzten Fahrschein und im Februar desselben Jahres brach in Frankreich die Revolution aus, der in ganz Europa viele weitere folgen sollten. Sein Wunsch wurde zwar erhört, kam für ihn aber leider zu spät.
Trauriger noch als die erste Nachricht hätte Görres die zweite Nachricht über seine Erfindung aufgenommen, wenn ihm nicht, wie schon bei der traurigen Nachricht zuvor, der Tod ein Schnippchen geschlagen hätte. Ausgerechnet ein Protestant, später auch noch Preuße, also der verhasste Feind in der Görresschen Publizistik, sollte dem Geistesblitz zu seiner allgemeinen Bekanntheit verhelfen. Wilhelm Busch schrieb in seinem Werk „Balduin Bählamm. Der verhinderte Dichter“ folgende Zeilen:
„…Doch führt ihn bald ein tiefer Zug
Zu höherem Gedankenflug.
Schon brennt der Kopf, schon glüht der Sitz,
Schon sprüht ein heller Geistesblitz;
Schon will der Griffel ihn notieren;
Allein es ist nicht auszuführen,…“
Diese Verse hoben den Geistesblitz nicht nur zum geflügelten Wort empor, sondern sie beschrieben sogleich die hervorstechendste Eigenschaft desselben: seine Flüchtigkeit. Sollten Sie also jemals in die Lage geraten, einen Geistesblitz durchzumachen, schreiben Sie ihn auf! Äußern Sie sich, vielleicht mit einem Bonmot! Aber wünschen Sie ihn nie herbei, das bringt Unglück!
Bildquelle: Wikipedia
Er muss sein Schicksal geahnt haben,
dass er hier so traurig guckt
Schon die alten Griechen beriefen sich auf ein Konzept, welches in der Art seiner Beschaffenheit dem Geistesblitz nicht unähnlich ist. Der Ausdruck „Heureka“, mit dem Archimedes durch attische Straßen zog, weil er der Verdrängung des Wassers im Bade auf die Spur gekommen war, ist die wohl berühmteste Anekdote dazu. Leider ist nicht überliefert, wie Archimedes den Vorgang der Entdeckung an sich beschrieb, sondern nur sein Ausruf und die Entdeckung selbst. Womöglich hätte sonst Archimedes als Erfinder des Geistesblitzes gegolten.
Görres hatte während seiner Beobachtungen festgestellt, dass die Auswirkungen auf den menschlichen Geist von außerordentlicher Wirkung waren und forderte deshalb in seinem Werk „Teuschtland und die Revolution“, „…dasz in solchen Übergangszeiten Geistesblitze zuckend durch die ganze Gesellschaft fahren…“ sollen.
Die traurige Nachricht ist, dass er seinen Traum einer katholischen Demokratie, vor allem aber die Geistesblitze, die die gesamte Gesellschaft durchfahrenden sollten, nicht mehr miterleben durfte, weil er just einen Monat vor dem eigentlichen Beginn des Revolutionsjahres 1848 verstarb; im Januar löste er seinen letzten Fahrschein und im Februar desselben Jahres brach in Frankreich die Revolution aus, der in ganz Europa viele weitere folgen sollten. Sein Wunsch wurde zwar erhört, kam für ihn aber leider zu spät.
Trauriger noch als die erste Nachricht hätte Görres die zweite Nachricht über seine Erfindung aufgenommen, wenn ihm nicht, wie schon bei der traurigen Nachricht zuvor, der Tod ein Schnippchen geschlagen hätte. Ausgerechnet ein Protestant, später auch noch Preuße, also der verhasste Feind in der Görresschen Publizistik, sollte dem Geistesblitz zu seiner allgemeinen Bekanntheit verhelfen. Wilhelm Busch schrieb in seinem Werk „Balduin Bählamm. Der verhinderte Dichter“ folgende Zeilen:
„…Doch führt ihn bald ein tiefer Zug
Zu höherem Gedankenflug.
Schon brennt der Kopf, schon glüht der Sitz,
Schon sprüht ein heller Geistesblitz;
Schon will der Griffel ihn notieren;
Allein es ist nicht auszuführen,…“
Diese Verse hoben den Geistesblitz nicht nur zum geflügelten Wort empor, sondern sie beschrieben sogleich die hervorstechendste Eigenschaft desselben: seine Flüchtigkeit. Sollten Sie also jemals in die Lage geraten, einen Geistesblitz durchzumachen, schreiben Sie ihn auf! Äußern Sie sich, vielleicht mit einem Bonmot! Aber wünschen Sie ihn nie herbei, das bringt Unglück!
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Shhhhh - 6. Nov, 15:21