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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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klimt (Gast) - 13. Apr, 17:21

elfenbeinturm

Mich würde mal interessieren, wen der leitende Dozent deiner Meinung nach einladen soll: Lieschen Müller, die sich nach ihrem Studium umorientiert hat oder in der Verwaltung Akten sortiert? Man möchte als Student doch sehen, wohin es gehen könnte, was man schaffen kann! Ein Vortrag von jemanden, der seinen eigenen Verlag zu Erfolg gebracht hat, Chefredakteur bei der FAZ ist o.ä. finde ich ehrlich gesagt inspirierender als wenn mir irgendein 08/15-Mitarbeiter erzählt, welchen Standardjob er gerade noch so mit dem Studium bekommen hat. Ich finde den Begriff "Elfenbeinturm" da ganz und gar nicht angemessen.
Ich jedenfalls - und da bin ich hoffentlich nicht alleine - finde es anregender, mir von Leuten, die etwas erreicht haben, Eindrücke, Ideen und Anregungen einzuholen, als mir anzugucken, was ich denn machen kann, wenn ich das alles nicht erreicht habe...
Von mir aus könnte da auch Marcel Reich-Ranicki stehen und mir sagen, wie er es hingekriegt hat, so erfolgreich zu sein (man mag ihn finden wie man will) - dann wenigstens können wir uns inspirieren lassen, was noch alles in unserem Leben kommen kann, anstatt immer nur darauf fokussiert zu sein, wie schwierig alles ist/ wie besser alle anderen sind, denn das bringt einen nicht weiter!

Shhhhh - 13. Apr, 20:17

Das ist ein Aspekt, der mich ehrlich gesagt ratlos stimmt, denn ich habe keinerlei Erfahrung mit solchen Projekten. Ich wüsste nicht, vor allem nicht besser, ob man bei den geladenen Personen nicht bessere Kandidaten hätte finden können. Mir ging es eher um die Verunsicherung, die Einschüchterung, die man dabei empfinden könnte, von jemandem „beraten“ zu werden, der bereits so fest im Sattel sitzt. Das bilde ich mir nicht ein, man schaue sich doch nur einmal an, wie ein Masterstudent der Literaturwissenschaft bei wer-weiß-was.de seine Fragen und Ängste formuliert. Hat der keinen Professor oder eine kompetente Studienberatung? Natürlich hat er die, die Verunsicherung ist doch deswegen nicht weniger groß. Man stelle sich einmal vor, ich ginge als Masterstudent zu meinem Professor und fragte ihn nach meinen Berufsaussichten, weil ich mich von der Fülle schlicht überfordert fühle. Dürfte mir da nicht vorher der Gedanke kommen, dass ich doch so eine Frage nicht zu stellen wagen dürfte, denn ich bin doch bereits so weit fortgeschritten in meinem Studium? Darf ich mich vorher nicht fragen, wie mein Professor zu solch einer Frage steht und ob er nicht insgeheim denkt, was für ein Idiot ich doch eigentlich bin, dass ich studiere, weil es mir Spaß macht und mir erst am Ende des Studiums Gedanken um mein berufliches Fortkommen mache?

Auch auf die erste Vorlesung selbst hätte ich vielleicht mehr eingehen sollen, damit gewisse Dinge besser verstanden werden können. Der „Elfenbeinturm“ entspringt nicht meinem Vokabular, sondern ist eine vielbenutzte Metapher des leitenden Dozenten. In dieser Vorlesung kam sie nicht weniger häufig vor als in anderen Antrittsveranstaltungen, die ich bei ihm besucht habe. Der Zusammenhang allerdings, in dem ich diese Vokabel gebraucht habe, ist meiner und ob er gerechtfertigt ist oder nicht, wird sich noch herausstellen. Darüber wollte ich nicht urteilen, sondern nur zum Nachdenken anregen.

Weshalb sollte denn eigentlich nicht Lieschen Müller kommen? Unser Professor redete nur kurz von seinem eigenen Werdegang, der ihn in die USA geführt und an einem Projekt mitarbeiten lassen hat, bei dem, so seine eigene Einschätzung, es durchaus bessere Kandidaten gegeben hätte. Man sei an ihn herangetreten, er hat ja gesagt und auf einmal war er in den Staaten und editierte Handschriften aus dem 17.? (ich weiß es nicht mehr genau, könnte auch älter oder jünger gewesen sein) Jh. Was sagt mir das? Ich müsse warten, bis jemand an mich herantritt? Worin bestand seine harte Arbeit ( und ich bezweifle keineswegs, dass nur harte Arbeit in den Wissenschaftsbetrieb münden ) genau, wo treibt man sich rum, damit so jemand kommt und ein solches Angebot unterbreitet? Weshalb kommt nicht der ein oder andere Doktorand, der sich mühsam eine halbe Stelle erkämpft hat, der etliche Exposés geschrieben hat, der mit seiner Master- oder Magisterarbeit hausieren ging, um sie bei einem literaturwissenschaftlichen Fachblatt unterzubringen? Dass auch Glück dazu gehört und Zitat: „man sich nicht so einfach vornehmen kann, Professor zu werden“, ist mir doch klar. Aber ich will doch nicht nur wissen, wie rosig die Zukunft sein kann, sondern auch vom steinigen Weg dahin erfahren ( Beispiel: ein junger Absolvent bekommt, soweit ich weiß, nicht unbedingt genug Geld zum Leben, wenn er beschließt, ein paar Seminare an der Uni zu halten, was macht er also noch? ). Was ist mit Volontären, den Privatdozenten, deren prekäre Lage in der Vorlesung ebenfalls angesprochen wurde, einem Examenskandidaten der Journalistenschule und warum nicht Lieschen Müller, die gerade versucht mit einem Zusatzstudium oder einem kleinen Stipendium in eine Nische hinein zu manövrieren, die ihr mehr liegt?

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