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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Auf Spatzen geschossen

Samstag, 14. November 2015

Scheißwochenende

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Montag, 9. November 2015

Altruismus und Schuhe


Leider etwas verwackelt


Es gibt eine neue, innovative Form der Straßenbeleuchtung: Schuhe. Ja, Schuhe. Wer kleine Kinder hat, wird sich denken, dass diese Idee nicht neu ist, denn seit geraumer Zeit gibt es Schuhe für Kleinkinder, die beim Auftreten herrlich blinkende Impulse in die Nacht hinausschicken. Was diese Kinder auch schon mal dazu bringt, die Beleuchtung im Treppenhaus oder im Flur nicht einzuschalten, damit die Schuhe besser zur Geltung kommen.

Aber das meine ich nicht. Es gibt seit neuestem Schuhe, deren komplette Sohle mit LEDs durchzogen ist und die die Sohle somit zur Lampe machen. Jetzt könnte der kundige Schuhträger einwerfen, dass das Licht ja kaum wahrgenommen wird, wenn derjenige auf seinen Sohlen steht. Und überhaupt, der normale Spaziergänger, Wegeerlediger, Bummler, Straßenbahnhinterherrenner schaut doch wohl kaum zu Boden beim Laufen. Vielmehr ist er damit beschäftigt, dem Treiben auf dem Gehweg auszuweichen, Nachrichten auf seinem Smartphone zu verfassen oder beim Überqueren roter Ampeln auf den Verkehr zu achten.

Das ist absolut richtig. Genau deshalb spreche in diesem Zusammenhang nämlich auch von einer Straßenbeleuchtung. Dem Träger der Schuhe kann doch herzlich egal sein, wohin er tritt, ist es ihm meistens auch, er möchte viel lieber von anderen gesehen werden. Der Straßenlaterne ist auch völlig egal, ob sie nun leuchtet oder nicht. Aber uns anderen Fußgängern ist das doch nicht egal. Man freut sich doch, wenn man allein einen dunklen Weg entlangkommt und sicher weiß, dass vorn an der nächsten Ecke eine beleuchtete Straße kommt. Oder in der Stadt, wenn sich die Tretminen ignoranter Hundebesitzer auf dem Bordstein einfinden und in der Nacht vom geschulten Auge nicht mehr von profanem Dreck unterschieden werden können. Da kommt einem die Beleuchtung anderer Leute Schuhe doch gerade recht.

Dem Träger nutzt das natürlich alles nichts. Umso erstaunlicher ist diese Form des Altruismus. Stanley Milgram hat zu einem Experiment von Paul R. Amato über den Zusammenhang von Altruismus und Bevölkerungsdichte die Hypothese vom „Urban Overload“ aufgestellt, die besagt, dass ständige Reizüberflutung, wie sie ja vor allem in Großstädten anzutreffen ist, zu einem inneren Rückzug führt, und somit auch der Wille anderen zu helfen abnimmt. Doch genau das Gegenteil scheint hier der Fall zu sein. Die Reize nehmen zu (Licht!) aber der Wille anderen zu helfen steigt ebenfalls. Hier wird, denke ich, eine Neubewertung der Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie fällig.

Aber wir dürfen die Sozialpsychologie deshalb nicht über den Haufen werfen. Sie hat auch ihr Gutes; wenn es nämlich darum geht, wie wir uns diesen Effekt zu Nutze machen. Hier halten wir uns an das Kosten-Nutzen-Modell des Psychologenpaares Jane und Irving Piliavin. Es besagt, dass ein Individuum zum Altruismus neigt, wenn der erwartete Nutzen höher als der Aufwand ist. Damit kommen wir ins Spiel. Wir sind nämlich diese Individuen. Wir kaufen unserer liebsten Begleitung ein solches Paar Schuhe. Wir kaufen demjenigen ein solches Paar, der uns morgens auf dem Weg zur Arbeit immer überholt und uns steter Ansporn ist, an ihm dran zu bleiben. Das hält fit. Das macht unserer Straßen wieder ein bisschen sicherer. Das ist nicht altruistisch, aber es hilft anderen, altruistisch zu sein.


Hier wackeln sie davon

Montag, 2. November 2015

Suche alten Besen



Habe gestern auf dem Flohmarkt ein paar Ritter nebst Pferden erworben. Die kleinen Spielzeuge hatten noch all ihren Schmuck. Bei den Indianern und Cowboys, die der Verkäufer im Angebot hatte, nahm ich nur die wenigen mit, die ebenfalls noch vollständig waren. Als Kind habe ich mit solchen Figuren gespielt und mich nicht darum geschert, ob der Federschmuck des Indianers noch hielt oder bereits abgefallen war.

Dass so manch ein Indianer ein Beil in der Hand hatte, habe ich erst vor kurzem erfahren, als ich im Internet nach solchen Figuren suchte. Meine Figuren hatten Fäuste, die durchstochen waren. Da konnte ich einzelne Borsten eines Straßenbesens hindurchschieben. Dann hatten sie einen Speer.

Kaum spielten die beiden Größeren damit, fielen bereits erste Federn ab. Ein Pferd büßte an Standfestigkeit, weil meine Tochter eine Verbindung kappte, die buschartig unter dem Pferd in die Höhe gewachsen war. Eine Fahnenstange verlor ihren Wimpel. Darüber hätte ich mich furchtbar aufregen können. Habe ich aber nicht.

Dienstag, 22. September 2015

Blaue Tonne



Diese Haustür wünsche ich mir von meinem Vermieter als nächstes. Ich gebe zu, das schlichte Weiß ist meine Sache nicht, und so wirklich passen würde sie vom Design auch nicht, aber es geht mir auch mehr um die Briefkästen auf der linken Seite mit den von mir eingebrachten Beschriftungen.

Natürlich könnte ich mir vorstellen, die Zusteller damit zu überfordern. Auf der anderen Seite aber, erspart das allen Parteien Ärger, weil für jeden Kram ein Fach dabei ist. Niemand muss mehr in seiner Mittagspause von Zustellern geplagt werden, kein Zusteller muss noch bei Bewohnern des Hauses klingeln, um seinen Schrott, äh, seine Post loszuwerden. Alles landet gut sortiert am rechten Fleck.

Ich plane ein umfangreiches Patent für meine Erfindung. Von dem Geld kaufe ich mir dann einen ganzen Stadtteil und baue dort natürlich überall meine Erfindung ein. Und weil es die blaue Papiertonne bei unserem Abfallwirtschafter gerade umsonst gibt, plane ich auch gleich die Position dieser Tonne mit ein, nämlich direkt dahinter!

Dienstag, 21. Juli 2015

Die Metro – eine kleine Ethnologie

Die Metro ist ein Weltkonzern und ein Laden hier um die Ecke. Ich spreche im Folgenden vom Laden um die Ecke, wenngleich sich die üblichen Verallgemeinerungen nicht vermeiden lassen, da es auch an anderen Ecken Läden gibt und diese ähnlich strukturiert sind wie hier.

Die Metro wird bevölkert von zwei sich entgegengesetzt verhaltenden Menschengruppen. Während die eine Gruppe dazu da ist, die Regale zu füllen, ist die andere bestrebt, diese zu leeren. Das vorab als erste allgemeine Feststellung. Man nennt diese Gruppe auf der einen Seite Verkaufspersonal und auf der anderen Seite Kunden. Leider kommt niemand um eine weitere Differenzierung innerhalb dieser Gruppen herum. Dazu sei nun folgendes geschrieben:

Auf der Seite des Verkaufspersonals sind die sogenannten Vorgesetzten, die entweder in Anzug und Krawatte an den Kunden vorbei gehen und freundlich grüßen oder niederes Personal nach Bestandslisten abfragen, leere Regale missbilligend zur Kenntnis nehmen oder sonstige Taktiken anwenden, um dem anderen Personal auf den Sack zu gehen. Besonders schön sind da zum Beispiel großflächige Umräumaktionen, sogenannte Aktionsflächen befüllen lassen oder Beschilderungen entwerfen. Eine äußerst einfallsreiche Beschilderung kann jüngst wieder beobachtet werden: Artikel, die gerade nicht lieferbar sind, werden durch leere Regale präsentiert, auf denen ein traurig blickender Smiley auf einem laminierten Zettel darauf hinweist, dass die Preisverhandlungen „zu Gunsten des Kunden“ noch keinen befriedigenden Abschluss gezeitigt haben. Kunden können davon ausgehen, dass 1. der Artikel nicht durch einen vergleichbaren ersetzt wird, 2. der Artikel für geraume Zeit nicht verfügbar sein wird, damit sich 3. niemand mehr daran erinnern kann, dass „zu Gunsten des Kunden“ ein relativer Begriff ist.

Die anderen, das niedere Verkaufspersonal, gliedern sich wiederum in jene, die Regale und Aktionsflächen füllen und solche, die an den Kassen am Ausgang die Ware einscannen, den Preis ermitteln und abkassieren. Während die Regalfüller meist so tun, als wären sie gar nicht da, sind die Kassiererinnen den Kunden schutzlos ausgeliefert. Die einen glotzen mit Kuhaugen an einem vorbei oder drehen sich um oder manchmal, ganz selten, grüßen sie auch. Die anderen an der Kasse grüßen fast immer, halten aber diverse weitere Fallstricke für die Kunden bereit. Sie wollen zum Beispiel Geld haben, nehmen aber an dieser Kasse keine Kreditkarten, sie verantworten höchstpersönlich die falschen Etikettierungen und stecken sich den Fehlbetrag in die eigene Tasche (hier handelt es sich um rein subjektive Wahrnehmungen, meist von sogenannten Sonntagskäufern, siehe dazu weiter unten).

Kommen wir nun zu den Kunden. Auch diese lassen sich weiter aufteilen, in diejenigen, die als Profis auftreten, langjährige Erfahrung im Umgang mit dem Verkaufspersonal haben und sich überhaupt in höchst symbiotischer Beziehung zu diesem befinden (leeren und wieder auffüllen von Regalen). Sie werden vom fast gesamten Personal gegrüßt, häufig sogar geduzt und sie stehen am Ende ihres Einkaufs an den zwei letzten Kassen, die für diejenigen reserviert sind, die „richtig Geld“ im Laden lassen. Sie dürfen auch auf den extra für sie vorbehaltenen Parkplätzen, in der Nähe des Ausgangs parken. Man trifft sie dort regelmäßig, manchmal wöchentlich, manchmal zweimal täglich, je nachdem, welche Art Geschäft sie besitzen und wie frisch die Ware zu sein hat.

Die anderen sind die sogenannten Sonntagskäufer, die sind immer da außer sonntags, gerne mit Hut oder in Uniform oder alt oder jung, aber immer mit dem kleinen Einkaufswagen unterwegs. Sie sind bereits am Eingang daran erkennbar, dass sie ihre Karte zur Identifikation und Legitimation erst dann aus dem Portemonnaie fischen, wenn sich hinter ihnen bereits ein Pulk aus weiteren Kunden gebildet hat, die schon ungeduldig mit den Hufen scharren. Natürlich legen sie die Karte erstmal falsch herum auf den Scanner. Das macht aber nichts, denn die Sonntagskäufer genießen unter dem gehobenen Verkaufspersonal einen Sonderstatus. Sie ermöglichen die zum Teil mondmäßigen Kalkulationen bei größeren Abpackungen (ich berichtete darüber) und deshalb ist der Scanner sogar in der Lage, die „Eintrittskarte“ auf dem Kopf abzulesen. Der Name erscheint im Display und diese Kunden freuen sich, ob der herzlichen Begrüßung durch einen Bildschirm.

Dann fahren diese Kunden mit ihren Wagen los. Sie bleiben unvermittelt stehen, und zwar dergestalt, dass in den Gängen, die Platz für zwei große! Einkaufswagen nebeneinander haben, kein Platz mehr bleibt, um selbst mit einem kleinen daran vorbei zu kommen. Diese Kunden fahren mit ihrem Einkaufswagen in die zweite Etage und verstopfen die Rolltreppe. Aber nicht weil sie dort oben Unmengen an Kopierpapier kaufen, das unheimlich schwer ist, sondern einen Büstenhalter oder ein Handtuch oder einen Wasserkocher. Diese Kunden stellen sich an die falsche Kasse an und tun so, als wäre das völlig normal. Sie bezahlen immer bar oder mit Karte, haben beides aber nicht zur Hand, wenn es ans Bezahlen geht (siehe oben unter „Eintrittskarte“), sie haben es nie passend, möchten aber alle Bonuspunkte für die neue Handtuchserie. Bei ihnen piept es, wenn sie an den Diebstahlsicherungen vorbei fahren. Sie wissen nicht, wo ihr Auto steht, weil sie nicht dort in den Laden hineingegangen sind, wo sie am Ende heraus kommen. Sie trinken ihren Kaffee im Metrorestaurant! Sie sind in der Überzahl!

Dienstag, 9. Juni 2015

Fast & Furious 7

Es gibt eine Filmszene, die ist so unterirdisch, und doch ist es die beste Szene des ganzen Films, wahrscheinlich. Denn ich habe den Film genau bis dahin gesehen. Der Satz, mit dem die Szene endete, war: „Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie gesehen.“

Montag, 6. April 2015

Der Ostertatort

Tatort. Ich habe mich ein ganz klein wenig geärgert gestern, weil da nämlich kein aktueller Film, sondern eine Wiederholung lief. Nicht nur eine Wiederholung, sondern sogar schon eine Wiederholung der Wiederholung. Da komme ich mir schon vor, wie auf Sat.1, wo man mindestens einmal im Jahr mit sämtlichen Asterixfilmen malträtiert wird, nur bezahle ich dafür keine Gebühren. Aber ach nee, die haben das ja jetzt an Kabel 1 abgegeben, so wie die Dritten bei den Öffentlich rechtlichen immer die alten Tatorte zeigen, außer Ostersonntag, da darf die ARD ran, und außer beim neuesten Asterix, der läuft nochmal bei Sat.1.

Was soll’s, dachte ich, Montag kommt ja einer, ein neuer, ein Osterkrimi, mit Hasen, sogar mit Bunny, mit Maschinenpistolen und einer Story, die von so weit hergeholt war, dass ich mich über die Reichweite der Gebühreneinzugszentrale nicht mehr zu wundern brauche. Wahrscheinlich werden sogar noch grenznah wohnende Holländer abkassiert, wenn sie sich mal ganz kurz durchs deutsche Fernsehelend zappen.

Ganz kurz zum Tatort: Da werden acht! Köche aus der Küche abgeführt, kurz bevor das Essen serviert werden sollte, und nicht einer von denen hat eine dreckige Schürze! Das war jetzt die Minimalaufregung!

Da wird eine hanebüchene Geiselnahme konstruiert, um eine Vertuschung im Rüstungsgewerbe nicht einmal aufzudecken, weil alle Täter und Zeugen sterben und die Papiere abhanden kommen, während man vor kurzem gerade lesen konnte, dass das G36 bei Dauerfeuer keine gute Figur macht. Ich war vor fast 20 Jahren bei der Bundeswehr und habe mit dem G36 geschossen und jetzt fällt das jemandem ein. Die Wahrscheinlichkeit, mit einer Vertuschungsaktion in dem Maßstab nicht aufzufallen, ist vergleichsweise gering gegenüber der Wahrscheinlichkeit, dass es sowieso niemanden interessiert, bis die Kacke am Dampfen ist. Bis es soweit ist, sind die verantwortlichen Manager ja längst beim Golfen.

Sechs Krimis liefen heute im Ersten. Sechs! Würde ich den frühmorgendlichen weglassen und stattdessen bis drei Uhr früh vor der Glotze sitzen, wären es sogar sieben! Ich habe davon den schlechtesten gesehen, den zur Primetime um 20:15 Uhr. Das ist wie im Supermarkt: da steht man vor dem Regal und der Artikel, der einem sofort ins Auge fällt, ist der teuerste, mindestens aber der am besten kalkulierte. Und ich Seppel lass mich jeden Sonntag (oder Ostermontag) vom Krokodil fressen, das glaubt man doch wohl nicht, das kann doch nicht sein! Doch! So isses.

Montag, 30. März 2015

Der Mann ohne Nase

Es war einmal ein Mann. Der hatte nur Flausen im Kopf, er war zu faul und zu blöd für eine ehrliche Arbeit und überhaupt baute er lieber Luftschlösser und verließ sich auf Andere, als sich selbst um irgendetwas zu kümmern.

Doch eines Tages – den Mann drückten erhebliche Schulden, weil er natürlich weit über seine Verhältnisse gelebt hatte – da gab es kein Zurück mehr. Er hätte entweder vor seinen vielen Gläubigern Reißaus nehmen können oder wäre ins Gefängnis gegangen. Der Mann jammerte und klagte und verfluchte sein Ungeschick.

Dies hörte der Teufel, und wie immer bei so armen Kreaturen, hatte ihm dieser einen Vorschlag zu machen. Der Teufel schlug ihm einen Deal vor, bei dem der Mann reich und dem Teufel am Ende des Lebens die Seele des Mannes zustehen würde. Doch so verzweifelt war der Mann anscheinend doch nicht, denn er feilschte mit dem Teufel viele Stunden lang und handelte ihn auf ein Körperteil herunter. Der Teufel begnügte sich statt mit der Seele des Mannes mit dessen Nase. Der Mann war überzeugt, dass das viele Geld, seinen offensichtlichen Makel herunterspielen würde und freute sich, nachdem der Deal perfekt war, auf ein Leben in Saus und Braus.

Tja, was soll ich noch erzählen. Es kam genauso, wie es sich alle gedacht haben. Der Mann meldete eine Kleinigkeit zum Patent an, wurde stinkreich und trotz der fehlenden Nase, konnte er sich vor Frauen nicht retten. Er lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage, vielleicht lebt er sogar noch heute. Der Teufel aber erhielt dessen Nase und war nicht weniger zufrieden. Warum? Das will ich Euch erzählen:

Ich traf zwar nicht den Mann ohne Nase – das hätte mich doch sehr amüsiert – aber ich traf auf die Erfindung, die dieser Mann zum Patent angemeldet und ihn reich gemacht hatte. Das war ein kleines ausgestanztes Loch kurz vor dem beginnenden Rand eines Plastikdeckels, wie man ihn auf vielen To Go Bechern finden kann. Dieses ausgestanzte Loch mit seinen scharfen, nach außen gerichteten Kanten pikste mich beim Trinken des Kaffees in die Nasenspitze, und ich bin mir ziemlich sicher, irgendwo ein Kichern gehört zu haben.

Samstag, 10. Januar 2015

Adieu Grieß

Angesichts der Pariser Katastrophen wollte ich eigentlich lieber nichts schreiben. Da ist schon so viel gesagt und geschrieben worden, dass es mir nicht notwendig erscheint, da auch noch eine Fuhre Senf oben drauf zu schippen, zumal mein Senf bestimmt auch schon irgendwo geschrieben steht – nur eben nicht mit meinen eigenen Worten. Ich widme mich da lieber dem Tagesgeschäft und möchte mit diesem ersten Absatz nur mitteilen, dass diese Dinge nicht spurlos an mir vorüber gegangen sind.

Im Lidl musste ich heute bemerken, wie mir der Markt meinen Einkauf diktieren möchte. Discounter sind ja sowieso nicht dafür bekannt, ein ausreichend breites Sortiment zu haben, von Tiefe wollen wir erst gar nicht reden, doch in welche Richtung sich die Sortimente bewegen, war mir bislang noch nicht so klar. Heute wurde mir dies vor Augen geführt.

Ich war mit einem Einkaufszettel bewaffnet die Reihen abgegangen, entdeckte zu meiner Freude vier geöffnete Kassen, die alle nur wenig von Kunden frequentiert waren, als mir eine Notiz auffiel, die ich noch nicht abgearbeitet hatte. Ich stellte also meinen Wagen vor den Kassen ab, um diesen letzten Artikel in den Wagen zu verfrachten, Grieß.

Unsere Kinder essen gerne Grießbrei, dafür braucht man Grieß, Milch und ein wenig Zucker. On top könnte man noch Kirschen kaufen oder Apfelmus oder irgendwas anderes, was einem gerade schmeckt. Diese Sache ist so einfach zu kochen, das bekommt man sogar ohne einschlägige Rezepte hin, zumal sich auf der Verpackung mindestens ein solches Rezept nebst dem obligatorischen Serviervorschlag anbiedert.

Da das Verkaufspersonal an der Kasse saß, war der Laden natürlich unbesetzt. Ich fand den Grieß nämlich nicht. Er war nicht bei den Backwaren, bei den Nudeln war er nicht und beim Reis stand auch nix. Und dann stand da plötzlich dieser fesche Verkäufer mit Ohrring im Ohr und Piercing am Auge herum und ich fragte ihn sogleich, wo der Grieß denn sei. Grieß haben wir nicht mehr, sagte er mir und eilte an mir vorbei.

Mir direkt gegenüber stand das Regal für Reis, da gab es zwei Sorten Milchreis und vier Sorten Fertigmilchreis zum Anrühren. Es gibt kein Suppengrün, dafür aber drei Sorten Gemüsebrühe: von einem Markenhersteller, von einer Hausmarke und als Würfel. Es gibt jede Menge überteuerter Werbeartikel, mal ist Japan an der Reihe, dann Italien und dann Mexico, und wenn die Saison vorbei ist fristen die Reste ein Regal weiter ihr Dasein. Man kann im Lidl Kugelschreiber kaufen, Unterwäsche und Steckschraubenschlüssel, nur Grieß, den gibt’s es nicht mehr. Für Grieß muss ich jetzt ins Delikatessengeschäft oder in den Bioladen oder ich muss ihn bei meinem Dealer bestellen, ich weiß es nicht.

Angesichts der Katastrophen in Paris erscheint mir meine soeben gemachte Erfahrung geradezu lächerlich. Jetzt, wo ich mich als wahrscheinlich einziger über Grieß beim Discounter ausgekotzt habe, würde ich auch gern wieder zur Normalität zurückkehren, nur weiß ich leider nicht, wo das ist.

Dienstag, 25. November 2014

Anleitung zur Gratwanderung

Sollten Sie demnächst einmal mit dem Fahrrad unterwegs sein, so in den frühen Morgenstunden etwa, auf einer wenig befahrenen Seitenstraße an einer Kreuzung stehend. Sollten Sie mit dem Smartphone unterwegs sein und es nicht wie vielleicht üblich in der Hosen- oder Jackentasche verstaut haben, sondern damit vor Ihrem Gesicht herumwedeln und dann unvermittelt auf der Kreuzung zum Stehen kommen, sagen Sie einfach „Hups“, bevor Sie in das nächstgelegene Fahrzeug einscheren, weil Sie einem Ihren Weg kreuzenden Fahrradfahrer die Möglichkeit nehmen, die Kreuzung zu überqueren, dies bemerken und panisch nach vorn fahren.

Oder besser noch: Sagen Sie „Hupsi“. Das verleiht der folgenden Situation mehr Komik als sich der vorüberfahrende Fahrradfahrer denken mochte, wenn er, des eigenen Rückspiegels verlustig, kurz hinter der Kreuzung anhält, um zu sehen, ob Sie an dem Auto Schaden genommen haben. Das Smartphone wird Ihnen dabei nicht herunterfallen, das halten Sie ja so fest umklammert, wie Sie eigentlich den Lenker hätten halten sollen, aber auch das gehört zur Komik. Entspannen Sie sich, atmen Sie tief durch, ordnen Sie das Geschehen, denken Sie an Radwege für Smartphone-Benutzer oder eine formschöne Smartphone-Halterung an Ihrer Lenkerstange aber grummeln Sie nicht vor sich hin, versuchen Sie nicht mit einer Hand Ihr Zweirad unter dem Auto hervorzuziehen und gucken dabei böse auf den anderen Radfahrer, denn das ist nicht mehr komisch, sondern lächerlich.

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