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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Wenn die Wand seufzt

Seit einer Stunde schon kann ich mich nicht entspannen. Es gibt in dem Stück, welches ich heute Abend betreue, einen kleinen Umbau. In einem konstruierten Nebenraum, der von der Hauptbühne abgezweigt wurde, muss ich ein paar Dinge abräumen und stattdessen zwei Gläser Cola abstellen. In den Raum hinein gibt es eine Videoübertragung. Es gibt ja heutzutage kein Stück mehr, das ohne irgendwelche Übertragungstechnik auskommt. Irgendwo flimmert immer ein Monitor, ein Fernseher oder eine Leinwand. Ich stelle mir vor, wie ich in dem abgedunkelten Raum herumstehe und nach den Dingen suche, die im Dunkeln verborgen sind, während vorn auf dem Fernseher ein Schemen übertragen wird.

Da kommt plötzlich Licht hinein durch einen Spalt, dann ist es wieder dunkel, das Gewusel beginnt. Dann geht wieder Licht an, ich verlasse den Raum erneut. Dann komme ich wieder rein, weil ich noch etwas vergessen habe. Ein Schild, das regelmäßig herabfällt, weil es nur über eine Art Gummiknetmasse an der Wand befestigt ist, muss noch abgenommen werden. Das Zeug klebt nun so heftig an der Wand, dass ich das Mikro umreiße beim Versuch es zu lösen. Es poltert gegen eine der Ständerwände, kippt nach links gegen den schwarzen Molton und liegt teilweise auf der Bühne. Vorsichtig gehe ich um den Tisch in der Mitte und ziehe sacht am Gerät. Der Molton löst sich und landet auf dem Boden. Mich kann man nicht sehen, weil die Technik endlich den Monitor ausgeschaltet hat und der Eingang seitlich zum Publikum angebracht wurde. Ich ziehe also weiter an dem verkackten Ding, es hakt, es poltert, die Kamera ist abgefallen. Jetzt kann man mich garantiert nicht mehr sehen.

Auf der Bühne nimmt niemand Notiz von mir, alles schreit durcheinander, die Zuschauer sind abgelenkt und ich stehe in all der Unordnung in diesem kleinen Raum, den ich gerade gehörig demoliert habe. Ich stelle den Mikrofonständer wieder auf, klebe den Molton, der einen Klettverschluss hat, wieder an seine Position, tue so als ob ich die Kamera ebenfalls wieder hinstelle und will gerade den Raum verlassen, als mir das Schild wieder einfällt. Es liegt mit dem Rücken auf dem Tisch, neben den vollen Colagläsern. Es klebt heftig. Ich reiße den Tisch um, den Mirkofonständer, die Kamera, die Gläser und den Molton. Schlimmer kommt es nicht mehr, denke ich dem Moment, als sich die Ständerwand löst und mit einem zarten Lufthauch und ohne jedes Geräusch der Länge nach auf den Boden fallen wird. Kulissenwände, wenn sie groß und glatt sind und wenn sie auf einen ebenen Boden fallen, machen fast keine Geräusche, vielleicht ein kurzes Wusch wegen der entweichenden Luft, mehr aber nicht. Sie wirbeln nur ordentlich Staub auf.

Ich nehme mir das Schild und lasse alles so, wie es gerade ist. Als die Wand ihren Seufzer tut, habe ich den Raum, der jetzt kein Raum mehr ist, längst verlassen. Hier draußen ist niemand, der mich gesehen hat, auf der Übertragung konnte man mich nicht erkennen und jetzt ist die Kamera sowieso kaputt. Als ich heute Nachmittag ankam, feixten gerade ein paar Schauspieler in der Kantine, sie würden sich ins Publikum setzen und lauthals herum krakelen, das Stück stören mit Nazirufen, „an den Galgen, alle!“, „Ihr seid alle Faschisten“ riefen sie und lachten und grölten. Ihnen könnte ich alles in die Schuhe schieben, denn ich sitze ja hier im Büro der Requisite und schreibe diesen Text.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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