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Messer auf Treppe

Achja. Ich fange an, meinen Job nicht mehr zu mögen. Ich mochte noch nie einen Job, aber ich brauchte bislang immer einen und die, die da waren, waren meist gut genug. Nur verhält es sich mit einem Job, den man eine Weile gemacht hat, meistens so, dass er irgendwie langweilig wird, vorhersehbar und wenn dann doch etwas Unvorhergesehenes passiert, mag man plötzlich nicht mehr, weil die ganze Verschwörung nur dazu da war, dass mir der Job verleidet werden sollte.

Das Vorhersehbare war, dass ein Theaterstück, das in einem Treppenhaus spielt, bei genügend fortschreitender Jahreszeit in die späteren Abendstunden verlegt werden muss, wenn es denn, wie sonst auch, dunkel sein soll. Das änderte aus mir unerfindlichen Gründen aber erst einmal nichts am Beginn meiner Schicht. Das Stück ist aufwändig. Ich muss zwei Kartons basteln, manchmal sogar drei, ich muss so komplizierte Dinge wie ein Klappbett auf drei Rollen – die vierte ist weg – quer durch die Damengarderobe schleifen, Ascher gefüllt mit Sand mit Wasser aufgießen und Tetrapacks mit O-Saft leermachen, um sie danach mit Wasser zu befüllen. Manchmal trinke ich 600 ml O-Saft, nur so aus Trotz, weil ich sie nicht wegkippen mag. Jedenfalls ist das Stück noch nicht zu Ende, weil der Tag länger ist und die Nacht kürzer.

Das Unvorhersehbare ist, dass ich neben dem ganzen kruden Kram auch noch drei Schlingen aus gelbem, aus amerikanischen Gangsterfilmen bekanntem Absperrband an die höchste Galerie zu hängen habe, die dann am Stückende herunterbaumeln und zwei Schauspielern als Galgen dienen. In meinem eigenen Programmheft steht, dass diese Schlaufen eine bestimmte Länge zu haben haben. Habe ich auch so aufgehängt. Nach Anweisung. Ist ja nicht die erste, sondern schon die 35. oder 100. Vorstellung, weiß ich nicht mehr so genau. Und dann stehe ich im letzten Drittel der Treppe und einer der Schauspieler, die sich darin erhängen am Ende, dreht mir den Rücken zu und nuschelt zu seinem Kollegen etwas von der Unfähigkeit, eine Schlaufe in der richtigen Länge aufzuhängen.

Ich stelle mir ganz oft vor, dass die Leute um mich herum gerade einen Text für eine Rolle einsprechen, das hilft enorm, den ganzen Quatsch zu ertragen, sogar außerhalb des Theaters. Neulich habe ich einen befreundeten Arzt verwundert, weil ich zu einem offensichtlichen Arschloch Patient gesagt habe, vielleicht sollte ich da eine andere Bezeichnung benutzen. Ansonsten bleibe ich bei so etwas aber ganz ruhig und wenn es peinlich zu werden droht, breche ich das Ganze ab, indem ich plötzlich einen Hustenanfall bekomme, oder mir fällt ein Klappmesser auf die lauthallende Steintreppe. Jedenfalls habe ich seit Menschengedenken diese Scheißschlaufen immer gleich hingehängt. Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, sie abzumessen, denn einen Unterschied von 15 cm kann ich tatsächlich mit meinen Augen erkennen und die längere von beiden an den richtigen Platz hängen. Ich habe nämlich erst ein einziges Mal neue Schlaufen angefertigt und sonst immer die gleichen Schlaufen der letzten, der vorletzten und der vorvorletzten Vorstellung benutzt. Deshalb ist diese Scheißrolle von Absperrband auch immer noch so dick, dass sie mir niemals aus der Tasche fallen könnte, weil sie nämlich zu groß ist, um da überhaupt reinzupassen.

Das Ende vom Lied war, dass ich die Schlaufen anders herum aufgehängt habe. Ich wünschte dem Anderen eine schöne Vorstellung, der Eine mit dem Schlaufenproblem war da schon abgegangen. Ich habe in meinem Programmheft vermerkt, dass die Scheißschlaufen jetzt anders herum zu hängen haben.
Trithemius - 9. Mai, 07:42

Gestern konnte ich hier nicht kommentieren, sondern bekam dauernd alberne Fehlermeldungen von "timeout" und so. Neuer Versuch: Dass dir der Job am Theater nicht mehr gefällt, ist bedauerlich. Denn deine Berichte von hinter den Kulissen habe ich immer genossen wie auch diesen hier. Dass der umgebende Quatsch besser zu ertragen ist bei der Vorstellung, die Leute würden "gerade einen Text für eine Rolle einsprechen", ist eine Idee, dir mir ausnehmend gut gefällt.

Shhhhh - 9. Mai, 17:13

Mich nervt das auch immer, wenn man einen Kommentar loswerden möchte und dieser einfach nicht dort landen will, wo er hingehört.
Jobs nutzen sich mit der Zeit einfach ab, das habe ich bislang noch nicht anders gehabt.
Mir gefällt die Idee auch immer besser:)
iGing (Gast) - 9. Mai, 21:53

Ich werde das demnächst auch ausprobieren, habe ich mir gleich beim Lesen vorgenommen, also nicht erst, weil Herr Trithemius das auch gut findet ... also das mit dem Rollensprechenüben, meine ich.
Shhhhh - 15. Mai, 19:57

Welche Rolle wollen Sie denn einsprechen üben;)
iGing (Gast) - 15. Mai, 20:11

Ach, ich hab mich schräg ausgedrückt, ich meinte, ich werde andere beobachten, ob sie so sprechen, als würden sie eine Rolle üben. Bis jetzt glaube ich nämlich eher, dass ich selbst so spreche, als würde ich eine Rolle üben. Immer mit ein bisschen Distanz und Selbstkontrolle.

Aber ganz so weit weg ist der Gedanke auch nicht: In meiner Jugendzeit, als ich noch Schauspielerin werden wollte, habe ich immer klassische Dramen laut vorgetragen, mit Vorliebe das Gretchen, Maria Stuart ... ganz allg. die Protagonistinnen von Tragödien.
Jossele - 16. Mai, 10:15

Ich denke sowieso, nicht nur manchmal wird rundherum ein Stück aufgeführt.
Shhhhh - 17. Mai, 11:57

Eine hinreichend valide Versuchsanordnung und daraus könnte eine hervorragende, wissenschaftliche Arbeit werden.
Jossele - 20. Mai, 10:01

Es hapert an der Kontrollgruppe, die spielen ja auch.
Bubi40 - 10. Mai, 09:40

requisiteur zu sein ist schwer
ich schuftet bis zum gehtnichtmehr
doch nie gefällt`s dem regisseur
und auch die mimen meckern rum
am liebsten mit viel publikum

am besten werd`ich regisseur
dann schenken alle mir gehör

Shhhhh - 15. Mai, 19:56

Die Regisseure haben es auch nicht leicht, und dass alle ihnen Gehör schenken, heißt ja leider nicht, dass das ein gutes Ergebnis zeitigt.

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