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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Kein Kaspar Häuser mehr



Spielzeit ist vorbei. Amtlich ist das noch nicht, weil ja die Theaterformen dieses Jahr in Hannover stattfinden, aber irgendwie läuft das ja nicht unter dem Label, dem ich unterstellt bin. Früher, ja früher, da sind wir mit den Flamen im Georgengarten gewesen und haben in zauberhafter Zusammenarbeit eine Sitzgelegenheit für die Zuschauer gebaut, ohne auch nur jemals gesehen zu haben, wie so etwas geht. Wir standen nur in einer Reihe, nahmen uns ein Bauteil, wenn wir dran waren und brachten es an die richtige Stelle. Dann stand die Tribüne plötzlich und es gab belgisches Bier, bis wir flämisch sprachen.

Ich habe noch zwei Termine bei den Theaterformen, allerdings nicht außerhäusig, sondern an der Bühne, wo ich immer bin. Aber die Spielzeit ist trotzdem vorbei. Gestern war die letzte Vorstellung. Die letzte Vorstellung sogar im doppelten Sinne, denn das Stück, das gespielt wurde, hatte Dernière. Nach der Vorstellung sollte der Krempel entsorgt und das noch Brauchbare verpackt werden, um es eventuellen späteren Verwertern schmackhaft zu machen.

Ich habe dieses Stück gehasst. 200 Schnellhefter, mit Erde besudelt aus einem Dreckhaufen heraus zu sortieren, daneben etliche von diesen kleinen Notizzetteln, die immer dazu benutzt werden, um eine Sprache zu lernen, wo vorn die Vokabel und hinten die Lösung draufsteht, nur standen hier keine Vokabeln drauf. Die lagen dazwischen und mussten natürlich ebenfalls aufbereitet werden für die nächste Vorstellung. Zwei Kartons Aktenmüll, ausgeleert vor einem Regal, gefüllt mit schweren Aktenordnern und Hängeregistern, dazu jede Menge Kleinkram wie Äpfel, Puppenbeine, Ascher, Zigaretten, mit Wasser gefüllte Wodkaflaschen.

Und geliebt habe ich das Stück auch. Ich habe das Stück von der Generalprobe an immer wieder auf- und abgebaut. Jedes Mal entdeckte ich eine andere liebevoll eingearbeitete Kleinigkeit. Gestern erst las ich auf einem Deckel dieser Schnellhefter „Lasset die Kinderlein zu mir kommen“. Da gab es diese Wand mit lauter Zeitungartikeln zu misshandelten Kindern, die ich wahllos an die Seite des Aktenschrankes zu kleben hatte. Unter den Aufklebern befand sich auch ein Sonderangebot für Kaffee, den ich natürlich ebenfalls dort hin klebte. Dann die drei Schauspielerinnen, die fast vor jeder Vorstellung Lampenfieber hatten. Wir mussten ihnen die Türen aufhalten zu Beginn, damit zwei von ihnen, auf einem Hubwagen stehend und Tee trinkend, von der dritten hineingezogen wurden.

„Ich und Schauspielern…“, so fing sie an und zog den Hubwagen auf die Bühne, während ich innerlich fluchend den Hebel für die zweite Flügeltür zu ertasten versuchte. Ich fand ihn nie, ohne nicht den Kopf in den Zuschauerraum zu schwenken.

Ich saß nach zehn Minuten laufender Vorstellung immer noch oben, um einer der drei Schauspielerinnen die Tüten mit den Zetteln anzureichen und ihr danach erneut die Tür aufzuhalten. Dabei schwatzten wir immer ein wenig über das Publikum oder das Wetter oder über ein Buch, das ich gerade las. Vor der letzten Vorstellung sagte mein Chef, dass früher immer irgendwo Konfetti versteckt wurde, wenn die Dernière anlief. Ich sagte, das machen wir. Er sagte, das macht heute keiner mehr und holte einen Sack Konfetti hoch. Die Tüten, die ich anreichen sollte, bekamen zusätzlich zu den Notizzetteln alle eine Sonderfüllung.

Es war ein beeindruckendes Bild, wenn alles an seinem Platz stand, jedes Mal. Die Ordner, das Patinagrün auf den Schränken, den Europaletten. Dieses Büro vom Jugendamt. Diese verranzte Kaffeemaschine auf dem Hubwagen nebst den Tassen, der Schokolade und den Gummibären, dem Studentenfutter und den Apfelringen, die wir fast nie austauschten, weil niemand sie anrührte. Die Schokolade aßen wir nach der Vorstellung auf, die Gummitiere auch. Den Kaffee, den wir zu jeder Vorstellung kochten, trank niemand, war besser so.

Für mich war das eins der schönsten Bühnenbilder, die ich im Theater gesehen habe. Und gestern haben wir es vernichtet. Wir stopften die Akten in einen riesigen Papiercontainer, die Zettel dazu, den Inhalt der Hängeregistermappen und den riesigen Berg aus Aktenmüll. Der Container war am Ende voll. Es dauerte wegen diverser Verzögerungen ewig, bis wir mit allem fertig waren, worüber ich gestern noch verärgert war und heute lächeln kann. Schon schade, wie Theater funktioniert.

Lo - 2. Jul, 17:13

Ich spielte einige Jahre bei einer der ältesten Amateurbühnen ("Preziosa 1883").
Für das Hauptstück probten wir monatelang und parallel zu unserer Textsicherheit wuchs auch das Bühnenbild, das uns dann bei den Proben und später bei den Vorstellungen zu unserem vertrauten Wohnzimmer wurde. Bei Tourneevorstellungen reiste es mit uns.
Wenn die Saison zuende war und sich der Vorhang für dieses Stück zum letzten Mal schloss, wurde das Bühnenbild abgebaut und seiner Dekorationen, die nie mehr benötigt wurden, beraubt. Was blieb, waren die Stellwände.
Diese starke Symbolik des letzmaligen Abbauens machte uns immer wehmütig.

Shhhhh - 4. Jul, 08:54

Normalerweise bin ich da nicht so sentimental, aber dieses Stück war schon irgendwie besonders.
Spätlese trocken (Gast) - 3. Jul, 23:25

Freitagstexter

Hallo und einen schönen guten Abend.
Ich möchte freundlich darauf hinweisen, dass ich den Freitagstexterpokal an SIE weitergereicht habe.
Alle erwarten HEUTE ein Bild von Ihnen.
Herzlichen Glückwunsch
Frau Spätlese

Shhhhh - 4. Jul, 08:55

Hallo Frau Spätlese, ich habe es gerade noch rechtzeitig geschafft.

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