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Gegendarstellung mit Nagel

Ich habe ein Talent zum Einreden. Ich kann, manchmal sogar mir völlig unverständlich, Tatsachen erschaffen. Meistens mache ich das aus Vermutungen. Ich vermute dann vor mich hin und mache mir selbst plausibel, weshalb genau das dazu führte, wie es jetzt ist. Ich mache das mit allem. Jeder macht das. Eine Einrede ist auch eine Ausrede, eine bessere Ausrede sogar, weil sie zumindest bei einem selbst funktioniert.

Hin und wieder funktioniert die Einrede auch bei anderen. Man muss aber nicht nur ein Talent dafür besitzen, sich etwas einreden zu können, man muss darüber hinaus das entstandene Problem mit einem Lösungsvorschlag, der sich vorher aus der Erklärung ergab, zu lösen versuchen. Man muss auch für anderer Leute Einreden empfänglich sein. Das ganze Einreden funktioniert nur, wenn alle, also Sender und Empfänger, ein Talent dazu besitzen. Das hat im Endeffekt den Vorteil, dass man daran nie allein schuld sein kann.

Warum schreibe ich das hier überhaupt? In letzter Zeit habe ich wieder etwas häufiger in die Glotze geschaut und dabei eine neue Werbung entdeckt, die es mir ähnlich angetan hat, wie seinerzeit Laborchef Dr. Klenk. Es geht natürlich wieder um ein Problem, was viel zu viele Menschen betrifft und um das sich noch niemand vorher gekümmert hat, wenn er/eher sie nicht regelmäßig zur Maniküre oder zur Fußpflege ginge. Nagelpilz. Als ich die Werbung zum ersten Mal sah, musste ich sofort an Dr. Klenk denken. Im Gegensatz zu diesem recht unglaubhaften Vertreter seiner Art, verzichtete die Marketingabteilung hier auf großartige Überzeugungstaktiken wie Wachstumskurven und markige Sprüche. Ganz seriös kam der Typ herüber und flüsterte mir den Nagelpilz ein.

Ich habe keinen Nagelpilz, beobachte meine Nägel aber ständig seitdem. Plötzlich brennen mir Sachen auf den Nägeln, ich treffe Nägel auf den Kopf oder suche unsere Nagelschere. Der Nagel ist überall. Ein Freund von mir ist letztens vom Lande in die Großstadt gezogen. Ich schrieb ihm dazu folgende Email:

Viel Glück beim Umziehen, Axel*. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das meistens eine Sache des Glücks ist. Nicht nur dass unendlich viel kaputtzugehen droht, manchmal sogar Dinge, von denen man glaubte, sie wären unkaputtbar, wie zum Beispiel eine simple Nagelschere; vieles findet sich nach so einem Umzug auch einfach nicht wieder an, wie zum Beispiel eine Nagelschere. Ich würde mir an deiner Stelle aber wegen der Nagelschere keine allzu großen Sorgen machen, du kannst ja bei Gelegenheit einfach eine neue kaufen, du bist ja auf den obligatorischen Dorfschlecker nicht mehr angewiesen in deiner neuen Großstadtheimat.
Ganz schlimm und deshalb wünsche ich dir eigentlich Glück, ist der Umstand, dass man außerhalb der Besichtungszeiten selten ein Anrecht auf Besuch in der Wohnung des Wunsches hat und sich zum Beispiel laute Nachbarn, Züge, die gefühlt alle 5 Minuten durch die eigene Küche donnern oder einfach ein leckender Wasserhahn, der einem nachts den letzten Nerv raubt meist erst dann einstellen, wenn die Reklamation bereits ausgeschlossen ist. Von alledem bekommst du wahrscheinlich nichts ab aber du solltest dir deswegen trotzdem keine grauen Haare wachsen lassen. Eigentlich kannst du sogar froh sein, dass deine Nagelschere den Umzug nicht überlebt, damit hast du ein Mordwerkzeug weniger im Haus und an langen Fingernägeln ist noch keiner gestorben.

Und dann schildert mir Trithemius in einem unserer konspirativen Treffen beim Kneipier unseres Vertrauens von einer ominösen Krankheit, die die Leerstellen seiner Texte betrifft und sich im rechten Daumen äußert. Für mich war völlig klar, dass es sich um Nagelpilz handeln musste. Ich schilderte ihm sein Problem und empfahl ihm, sich ein kleines Fläschchen zuzulegen, man kann ja nie wissen. Wir sinnierten noch ein wenig über Maniküre, betrachteten im Halbdunkel unsere Nägel und versuchten im Schummerlicht eine Gelbfärbung auszumachen, erstes Anzeichen eines Nagelpilzbefalls. Das einzige, was wir ausmachen konnten war nikotingelber Qualm, der alles im Raum in eine geheimnisvolle Farbe, nahe dem dunkelweiß, tauchte und zusätzlich für Bedenken sorgte. Trithemius hat sich das natürlich ganz schnell wieder ausgeredet, bei Lichte betrachtet. Ich glaube er ist danach auf der Toilette verschwunden und hat im fahlen Licht der Neonröhre seinen rechten Daumen untersucht.

Und vorhin, was musste ich da lesen, soll ich Trithemius auch noch eingeredet haben, die Gesellenprüfung zum Gartenlandschaftsbauer bestanden zu haben, weil er in seinem Notizbuch alle Grünanlagen der Stadt aufgelistet hatte. Ich gebe ja zu, meine Einrede des Nagelpilz war falsch, Trithemius hat auch keinen kreisrunden Haarausfall, höchstens ein paar Geheimratsecken, was er aber bestimmt nicht hat, ist ein Gesellenbrief des Gartenlandschaftsbauers. Das wollte ich hier nur kurz richtig stellen.

*Name von der Redaktion geändert.
Trithemius - 5. Mär, 09:57

So geht es ja nicht, mein Lieber. Kaum bin ich von deiner Nagelbettentzündung geheilt, habe größte Anstrengungen unternommen, um Landschaftsgärtner zu werden, schreibst du hier eine Gegendarstellung. Ich gebe ja zu, dass du mir die Anforderungen nur im Traum genannt hast, aber gesagt ist gesagt - oder anders: Eingeredet ist eingeredet. Du selbst hast angegeben, dass du über die Fähigkeit der Einrede verfügst und sogar Tatsachen erschaffen kannst, was dir bei meinem Daumen glücklicherweise nicht gelungen ist. Ich kann soviel Leere erzeugen wie ich will, indem ich mit diesem geheilten D a u m e n eine Taste drücke, ja, ich könnte sogar machen, was Kurt Schwitters sagt: "Man fährt von einem Puchstapen zum anderen mit der Vorortbahn."
Ein kreisrunder Haarausfall, eigentlich die Tonsur, steht übrigens Pate für ein Fachwort aus der Druckersprache, den Mönch. Das ist ein zu schwach gedruckter Fleck in einer Buchseite. Ich möchte damit nicht in Verbindung gebracht werden. Den Gesellenbrief als Schriftsetzer kann ich sogar vorweisen. Ich habe ihn umschreiben lassen, weil ich die von dir genannten Anforderungen für den Landschaftsgärtner in vollem Umfang erfüllt habe.

Und dass ich Geheimratsecken unter meinen Haaren hätte ... pah! Das geht gar nicht, weil du sie ausgeplaudert hast, sie mithin nicht mehr geheim sind.

Shhhhh - 6. Mär, 06:43

Mönche hatte ich zuhauf auf meinen ausgedruckten Blättern und ich musste tausendmal bestätigen, dass ich trotz leerer Schwarzpatrone drucken will. Man konnte alles lesen, wenngleich etwas schwach.
Naja, und das mit den Geheimratsecken nehme ich zurück, meinetwegen.
Trithemius - 6. Mär, 11:45

Gut

Dann kann ich mir da die Haare wieder wachsen lassen.
Eugene Faust - 5. Mär, 13:06

Welches Thema hat eigentlich Ihre Hausarbeit? ; )


Shhhhh - 6. Mär, 06:41

Ich musste Lehrtagebücher von zwei Schülern schreiben, die ich im letzten Semester unterrichtet hatte. Die sind gestern aber abgegeben worden. Nicht ganz so schön, wie ich es wollte, aber der Drucker ging nicht.

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