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Friseur

Heute war ich seit gefühlt einem Jahr wieder beim Friseur. Bei dem Friseur, also diesem speziellen, war ich tatsächlich seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Das wurde mir dort prompt bei Bezahlung mit auf den Weg gegeben. Wie die das machen? Die haben mich dort in ihrer Kartei. Meine Adresse war falsch, aber das interessierte sie gar nicht. Sie konnte mir aber sagen, dass ich sogar schon einmal von ihr behandelt wurde.

Behandelt. Mich behandelt man beim Friseur, weil ich nicht sagen kann, wie meine Haare werden sollen. Überhaupt kann ich bei Friseuren niemals sagen, wie es sein soll. Ich kann das einfach nicht. Ich kann beim Zahnarzt sagen, welcher Zahn mir weh tut (Zahl) und Röntgenbilder (Karies) auswerten. Ich kann mich mit Handwerkern besprechen, ich kann fachsimpeln mit fast allen Berufsgruppen, mindestens aber Interesse vortäuschen, aber über Haare kann ich nicht sprechen. Auch nicht über Kopfformen, Haarausfall und Schnittmuster.

Meine Unfähigkeit Wünsche zu formulieren führt seit Jahren dazu, dass ich immer den gleichen Haarschnitt trage, der für genau eine Woche gut aussieht und dann herauswächst und nicht mehr gut aussieht. Das ist wie ein furchtbar simples Ersatzteil, das furchtbar teuer ist und dringend in jeder Waschmaschine gebraucht wird, um damit überhaupt irgendetwas außer Abpumpen zu bewerkstelligen. Dieses Ersatzteil ist immer kaputt. Mein Kopf ist dieses Ersatzteil. Die Außenhaut.

Ich wünsche mir eine Zeit, in der Badekappen modern sind, Glatzen oder vollautomatische Friseure, die anhand von Kopfform, Berufsstand und Schuhgröße den bestmöglichen Haarschnitt nicht nur vollautomatisch ermitteln, sondern auch herstellen.

Was ich denn heute noch so Schönes vorhabe, fragt mich die Friseurin während des Haarschnitts. Ich gebe eine ausführliche Antwort, die keinerlei Wunsch nach Gespräch entfacht. Ich weiß nicht, was ich falsch mache, es bleibt nichts übrig, was ihr auch nur ansatzweise das Gefühl vermittelt, dass sie mit mir sprechen kann. Nicht sie ist der Automat, der mit die Haare schneidet; ich bin der Automat, dem sie die Haare schneidet.

Ich kenne das alles: das Vokabular von Fasson bis raspelkurz, von Ohren frei bis Undercut, es hilft nichts. Nicht einmal dass ich Kinder habe, interessiert sie, obwohl sie eine Kugel vor sich her treibt, die nach genau einem solchen aussieht. Ich traue mich nicht, danach zu fragen, vielleicht ist sie ja doch nur dick.

So sitze ich für 10 Minuten auf dem Stuhl und fühle mich nicht verstanden. Fühle mich nach einem Haarschnitt, der nach mir aussieht und alle meine Wünsche, obwohl sie schlecht oder falsch formuliert sind, berücksichtigt, behandelt. Wenn ich den Friseur verlasse, habe ich auf jeden Fall kürzere Haare und irgendwie sehe ich so aus, als sähe ich so aus, wie ich aussehe, wenn ich beim Friseur gewesen bin. Was ist nur los mit mir?
tikerscherk (Gast) - 30. Apr, 13:45

Wie wäre es, wenn Du einfach ein Foto mitnimmst von jemandem, dessen Frisur Du gut findest? Da muss man nichts reden.
So mache ich das und genieße es ansonsten, dass beim Friseur weder bunte Zeitschriften herumliegen,noch laut Radio läuft und vor allem, dass dort meist sehr einvernehmlich und entspannt geschwiegen wird.
Ich glaube übrigens mit Dir ist alles in bester Ordnung. Nur wer in der Friseurwelt heimisch wird sollte sich Gedanken um seine geistige Gesundheit machen.

Shhhhh - 1. Mai, 08:03

Und hinterher lacht sich die Belegschaft darüber kaputt, weil ich aussehen wollte wie Joko Winterscheidt...
tikerscherk (Gast) - 1. Mai, 22:16

Joko Winterscheidt kannte ich nicht.
Gibt Schlimmeres als seine Frisur, finde ich. Zum Beispiel sein witzischer Gesichtsausdruck.
Bei Dir sähe die Frisur bestimmt gut aus.
Lo - 30. Apr, 17:15

Genau so ergeht es mir auch: ich kann auch nicht sagen, wie ich mein Haar (ich hab noch welches, die meisten sind allerding nicht mehr da, haben sich einfach so von mir getrennt) geschnitten haben möchte. Und manchmal gefalle ich mir im Friseurspiegel vor dem Schneiden eigentlich noch ganz gut, aber wenn man dann schon einmal Platz genommen hat....
Die obligatorische Frage, ob ich denn schon im Urlaub gewesen bin, scheint unvermeidbar zum Programm zu gehören und im Preis enthalten sein.
Aber das Gefühl beim Verlassen des Salons, nicht mehr, als nur kürzere Haare zu haben, kenne ich auch.

Rosenherz (Gast) - 30. Apr, 18:51

Och, die lieber Himmel, das fragt mich meine Frsieruin auch immer, ob ich schon den Urlaub geplant. Ich dachte bis jetzt, das frage sie, weil ich so furchtbar überarbeitetet und abgekämpft aussehe.
Shhhhh - 1. Mai, 08:06

Hm..., ich sehe irgendwie nicht nach Urlaub aus. Jedenfalls wurde ich das bislang noch nicht gefragt. Vielleicht gibt es im Friseurgewerbe einen Smalltalk-Kurs, den alle gleich mitbesuchen müssen.
Annika (Gast) - 1. Mai, 02:04

Ich rede nie beim Friseur und ich glaube, die Friseure sind heilfroh, wenn sie mal nicht reden müssen. Mir reichen schon die Gespräche um mich herum; mit was für einem Müll die schneidende Zunft zugetextet wird... Heiliger Bimbam.

Shhhhh - 1. Mai, 08:07

Ich rede nicht beim Friseur und denke immer, ich mache mich dadurch verdächtig. So gesehen könnte das aber wirklich auch anders herum sein. Darüber muss ich mal nachdenken.
iGing (Gast) - 1. Mai, 12:18

Bei uns im Dorf hieß es früher: "Ein Friseur muss reden können." Entsprechend wurde man beim Friseur mit allen möglichen Bemühungen diesbezüglich gequält und bequasselt.
Ich bin immer heilfroh, wenn ich mal in einen Friseurladen gerate, wo dieses Motto nicht gilt und man einfach in Ruhe gelassen wird. Das kann doch dem Ergebnis auch nur dienlich sein. Es sei denn, ich müsste mal zwischendurch Einspruch erheben gegen das, was ich im Spiegel sehe!

Shhhhh - 1. Mai, 18:22

Also doch! Aber vermutlich muss ich erst eine Lehre zum Friseur beginnen, um über die Konversationsschulung Gewissheit zu erlangen.
Trithemius - 2. Mai, 15:41

Deine geschilderten Friseurnöte kenne ich. Eine Weile bin ich noch zum Friseur nach Aachen gefahren, weil Dimi, der dortige Friseur meines Vertrauens, nicht redete und wusste, was zu tun ist. In Hannover bechreibe ich genau, wie das Ergebnis aussehen soll und immer tröste ich mich zu Hause vor dem Spiegel: "Naja, wächst sich raus. Dann eben beim nächsten Mal." Inzwischen sind die Haare am Hinterkopf so schütter, dass meine Idealfrisur sowieso unmöglich geworden ist.

Ein Aachener Freund riet mir mal: "Du musst zu einem Friseur gehen, Friseurinnen machen einen zu brav."

Shhhhh - 3. Mai, 20:44

Das ist bei mir mit den Männern nicht anders als bei den Frauen. Ich habe zwei Lieblingsfriseure, der eine arbeitet nun schon seit mehreren Jahren in Köln und dem anderen begegne ich so sporadisch, ich weiß nie, wo ich ihn treffen kann.
Als ich ihn letzte Woche traf und ihm sagte, ich würde gern zu ihm zum Haare schneiden kommen, sagte er mir, er wäre die Woche in der Falkenstraße. Ich soll aber vorher anrufen. Tat ich. Es hieß, er hätte schon Feierabend. Da bin ich eben zu jemand anderem gegangen.

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