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Die Zuckerbergsche Kongruenz

Heute möchte ich Ihnen einen Begriff erklären, den ich aus streng geheimen Papieren ermittelt habe, die mir zufällig in die Hände gespielt worden sind. Es handelt sich hier um nicht weniger als die Königin der Verschwörungstheorien, um einen Dummjungenstreich, wie er nicht besser ablaufen könnte, um das Resultat einer jahrelangen Marketingkampagne mit dem Ziel, uns alle krank zu machen. Es geht um die Zuckerbergsche Kongruenz. Entschuldigen Sie bitte, dass ich dafür so weit ausholen muss, es ist notwendig, aber lesen Sie selbst:

Es geht ja ständig etwas herum bei Facebook. Ein ganz besonders heißer Clou scheint alles zu sein, was sich bei erhöhter Klickfrequenz und Weitergabe an die entlegensten Orte des Userpools katapultiert. Viral ist hierbei das Zauberwort. Viral heißt es auch deshalb, weil sich das gezeigte Material wie ein Virus ausbreitet, nämlich wahnsinnig schnell. Ein Virus ist ja ein Ding, was bei uns sonst nicht gut wegkommt und diese Namensgebung ist deshalb natürlich alles andere passend. Natürlich kann man versuchen, ihn positiv zu besetzen aber das gelingt natürlich nicht, indem man ihn für Kampagnen, Werbung, Hetze und Katzenvideos einspannt, um auf die schnelle Verbreitung dessen hinzuweisen. Bei Facebook kann man sich mit sowas sehr schnell einen Schnupfen einfangen. Da muss man nur mal kurz auf so ein Fenster klicken und schwupss stehen drei weitere darunter. Wer jetzt auch noch „gefällt mir“ klickt, kann sich sicher sein, dass noch weitere Kreise gezogen werden, ein Kommentar ist zwar unverfänglicher, kommt aber im Endeffekt auf das Gleiche hinaus. Sie sind plötzlich im Auge des Sturms und merken erst viel später, vielleicht beim nächsten Einloggen, das etwas anders ist. Sie bekommen Nachrichten zu Dingen übermittelt, die Sie gar nicht kannten, Sie haben plötzlich Freundschaftsanfragen in ihrem Postfach von Personen, die ihnen mal irgendwo auf irgendeiner Party über den Weg gelaufen sind und die Sie nur gefunden haben, weil sie den gleichen Inhalt geteilt haben.

Doch zurück zu diesen viral verbreiteten „Inhalten“. Man kann diese „Inhalte“ – abseits der eigentlichen Werbung, die sich Marketingstrategen gerne ausdenken würden aber eigentlich nur klappen, wenn genau das gar nicht geplant war und wenn es geplant war, eigentlich nicht funktioniert – in vier Gruppen einteilen. Inhalte sind es dabei häufig gar nicht, sondern Blödsinn. Und weil sich Blödsinn immer noch am besten und schnellsten verbreitet, ist der Blödsinn der unangefochtene Meister unter den Inhalten, die viral verbreitet werden. Dazu gehören allerhand Videos, Selfies und Eiseimerwettbewerbe usw.

Gleich hinter dem Blödsinn kommt der Schwachsinn, das sind so Dinge wie Katzenvideos, Tiervideos und andere „lustige“ Videos, wo sich entweder Tiere, Katzen manchmal sogar Menschen zum Affen machen. Fotos der gleichen Kategorie bilden natürlich auch gleiches ab, sind aber weniger viral.

Hinter dem Schwachsinn folgt der Unfug, das sind vor allem „Inhalte“, die sich mit halblegalen Dingen beschäftigen, dazu können Videos und Bilder gehören, auf denen bestimmte Menschengruppen diffamiert werden, Fußballer zum Beispiel oder Ausländer oder ausländische Fußballer oder Linke oder Nazis oder beide oder Ausländer.

Die letzte Gruppe der viral verbreiteten Inhalte ist noch relativ klein, sie wächst aber und ist genauso wie der Rest hochansteckend. Das sind die Verschwörungstheorien. Dieser Mix aus Blödsinn, Schwachsinn und Unfug kann alles Mögliche sein, meistens ist es so umfassend, dass nicht nur die Schuldigen, sondern sogar die Unschuldigen schuldig sind, so dass es überhaupt keinen Ausweg mehr gibt und man fassungslos auf „gefällt mir“ klickt oder einen Kommentar absondert oder beides oder gar nichts. Es stellt sich eine leichte Handlungsparalyse ein, im besten Fall verbringt man nur Stunden im Netz, um sich endlich richtig aufzuklären, um am Ende auf eine Mauer des Schweigens zu stoßen oder auf die Grenzen der Wissenschaft.

Die Grenzen der Wissenschaft: Fluor ist böse. Es macht die Zähne kaputt, es ist krebserregend und überhaupt werden wir alle daran sterben. Fluorid hingegen ist das alles kaum, es ist ungefährlicher, wenngleich nicht ungefährlich aber das ist bei Chlor ja auch so und trotzdem essen wir unsere Suppe gerne mit Natriumchlorid, sprich Salz. Wir essen aber keinen Löffel Salz, und auch keinen Löffel Fluorid. Scilog hat dazu einen ganz alten Spruch ausgegraben, wahrscheinlich ist er vom guten alten Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Und jetzt sind wir wieder am Anfang. Wie, das verstehen Sie nicht? Ich erkläre es ihnen. Facebook ist ja nicht nur Verbreiter viraler „Inhalte“, es hat sich ja selbst epidemisch ausgebreitet. Überall begegnet es einem, Sie können ja nicht mal mehr zum Bäcker um die Ecke gehen, ohne dass Sie dort aufgefordert werden, den Brötchenkauf mit „gefällt mir“ zu kommentieren, um dann später über neueste Preisentwicklungen auf dem Brötchenmehlmarkt informiert zu werden. Diese Kongruenz einer viral verbreiteten Plattform und den auf ihr viral verbreiteten Inhalten nennt man Zuckerbergsche Kongruenz. Je häufiger Sie sich auf Facebook herumtreiben, herumklicken und Dinge angucken, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, und seien Sie froh, wenn es nur Blödsinn ist! Das ist die Zuckerbergsche Kongruenz, ein ganz billiger Trick.

Um sich davor zu schützen, sind Sie entweder nicht bei Facebook und machen einfach nicht mit, was natürlich auch schade ist irgendwie. Oder Sie passen höllisch auf, dass alles, was angeklickt wird, nicht mehr Anhänger als Finger an einer Hand hat. Alles was weniger Anhänger als eine normal befingerte Hand hat, ist nicht viral und darf getrost konsumiert werden. Wie schon gesagt, die Dosis macht das Gift. In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!
nömix - 21. Nov, 12:48


Shhhhh - 21. Nov, 14:58

Sie sind mir ja Einer, da kann ich doch gar nicht drauf klicken!?!

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