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Altruismus und Schuhe


Leider etwas verwackelt


Es gibt eine neue, innovative Form der Straßenbeleuchtung: Schuhe. Ja, Schuhe. Wer kleine Kinder hat, wird sich denken, dass diese Idee nicht neu ist, denn seit geraumer Zeit gibt es Schuhe für Kleinkinder, die beim Auftreten herrlich blinkende Impulse in die Nacht hinausschicken. Was diese Kinder auch schon mal dazu bringt, die Beleuchtung im Treppenhaus oder im Flur nicht einzuschalten, damit die Schuhe besser zur Geltung kommen.

Aber das meine ich nicht. Es gibt seit neuestem Schuhe, deren komplette Sohle mit LEDs durchzogen ist und die die Sohle somit zur Lampe machen. Jetzt könnte der kundige Schuhträger einwerfen, dass das Licht ja kaum wahrgenommen wird, wenn derjenige auf seinen Sohlen steht. Und überhaupt, der normale Spaziergänger, Wegeerlediger, Bummler, Straßenbahnhinterherrenner schaut doch wohl kaum zu Boden beim Laufen. Vielmehr ist er damit beschäftigt, dem Treiben auf dem Gehweg auszuweichen, Nachrichten auf seinem Smartphone zu verfassen oder beim Überqueren roter Ampeln auf den Verkehr zu achten.

Das ist absolut richtig. Genau deshalb spreche in diesem Zusammenhang nämlich auch von einer Straßenbeleuchtung. Dem Träger der Schuhe kann doch herzlich egal sein, wohin er tritt, ist es ihm meistens auch, er möchte viel lieber von anderen gesehen werden. Der Straßenlaterne ist auch völlig egal, ob sie nun leuchtet oder nicht. Aber uns anderen Fußgängern ist das doch nicht egal. Man freut sich doch, wenn man allein einen dunklen Weg entlangkommt und sicher weiß, dass vorn an der nächsten Ecke eine beleuchtete Straße kommt. Oder in der Stadt, wenn sich die Tretminen ignoranter Hundebesitzer auf dem Bordstein einfinden und in der Nacht vom geschulten Auge nicht mehr von profanem Dreck unterschieden werden können. Da kommt einem die Beleuchtung anderer Leute Schuhe doch gerade recht.

Dem Träger nutzt das natürlich alles nichts. Umso erstaunlicher ist diese Form des Altruismus. Stanley Milgram hat zu einem Experiment von Paul R. Amato über den Zusammenhang von Altruismus und Bevölkerungsdichte die Hypothese vom „Urban Overload“ aufgestellt, die besagt, dass ständige Reizüberflutung, wie sie ja vor allem in Großstädten anzutreffen ist, zu einem inneren Rückzug führt, und somit auch der Wille anderen zu helfen abnimmt. Doch genau das Gegenteil scheint hier der Fall zu sein. Die Reize nehmen zu (Licht!) aber der Wille anderen zu helfen steigt ebenfalls. Hier wird, denke ich, eine Neubewertung der Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie fällig.

Aber wir dürfen die Sozialpsychologie deshalb nicht über den Haufen werfen. Sie hat auch ihr Gutes; wenn es nämlich darum geht, wie wir uns diesen Effekt zu Nutze machen. Hier halten wir uns an das Kosten-Nutzen-Modell des Psychologenpaares Jane und Irving Piliavin. Es besagt, dass ein Individuum zum Altruismus neigt, wenn der erwartete Nutzen höher als der Aufwand ist. Damit kommen wir ins Spiel. Wir sind nämlich diese Individuen. Wir kaufen unserer liebsten Begleitung ein solches Paar Schuhe. Wir kaufen demjenigen ein solches Paar, der uns morgens auf dem Weg zur Arbeit immer überholt und uns steter Ansporn ist, an ihm dran zu bleiben. Das hält fit. Das macht unserer Straßen wieder ein bisschen sicherer. Das ist nicht altruistisch, aber es hilft anderen, altruistisch zu sein.


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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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