Willkommen

Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

Kontakt

shhhhtwoday(at)googlemail.com

Aktuelle Beiträge

Studenten - ein lustiges...
Studenten - ein lustiges Völkchen. Die Norddeutschen...
Shhhhh - 22. Mär, 21:06
Rheinschiffer ist besser...
Rheinschiffer ist besser als Rheinscheißer ("Gibt's...
Shhhhh - 22. Mär, 21:04
Am ältesten ist die seit...
Am ältesten ist die seit dem 13. Jahrhundert belegte...
C. Araxe - 21. Mär, 21:59
Bei uns gibt es nur R(h)einschiffer.
Bei uns gibt es nur R(h)einschiffer.
Lo - 20. Mär, 23:10
Altsprachler und Schwallhalla-Kenner:...
Altsprachler und Schwallhalla-Kenner: Schifffahrt →...
NeonWilderness - 15. Mär, 23:12

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Dienstag, 6. September 2016

Brief wegen vergessener Hausaufgaben

Sehr geehrte Ausbildungsberechtigte,

wiederholt ist es nun schon vorgekommen, dass der Referendar xy vergaß, den Schülern seiner Klasse eine Hausaufgabe aufzugeben. Hinzu kommt, dass bei Erteilung einer Hausaufgabe bislang immer versäumt wurde, diese im Klassenbuch zu vermerken. Am unerträglichsten jedoch empfinden wir es, wenn gestellte Hausaufgaben in der darauf folgenden Stunde nicht kontrolliert werden, so dass bei den Schülern der Eindruck entstehen muss, das Erledigen von Hausaufgaben wäre nicht so wichtig. Das ist absolut inakzeptabel.
Sollte sich an diesen Umständen keine Besserung ergeben, sehen wir uns gezwungen, Disziplinierungsmaßnahmen wie zum Beispiel einwöchiger Kreideentzug in Betracht zu ziehen.

Mit freundlichen Grüßen
Die Eltern

Donnerstag, 1. September 2016

Gedicht verkackt

Ich bin noch da und zögere mit dem Eichendorff-Gedicht. Ich trau mich nicht. Ich bin ja nicht mehr in der fünften Klasse oder in der zwölften, in der so etwas noch verzeihlich gewesen wäre. Heute habe ich mich nämlich informiert, was meine 5. Klasse in Deutsch bei einer Vertretungslehrerin gemacht hatte. Sie hatten ein Gedicht verschlimmbessert. Den Vorschlag des Gedichts tat ich noch selbst einbringen, dann musste ich los ins Seminar und ließ die Vertretung auf die Schüler los. Nein, ich ließ die Schüler auf die Vertretung los.

Den Schülern war freigestellt worden, ob sie „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ einfach nur verbessern, also die Oxymora auflösen, oder ob sie lieber ein eigenes Gedicht in dieses Korsett zwängen wollen. Ein fäkales Highlight war sicher, dass die Personen nicht in Autos oder auf Bänken saßen, sondern immer auf dem Klo. Der Hase ritt auf einer Kackwurst und statt der Stulle hielt die Schrulle eine Pistole in Händen, die mit Urin gesprenkelt war. Aber ich habe das ja nicht anders gewollt. Ich habe gefragt, was die Schüler in der letzten Stunde so gemacht hatten. Die Schüler haben mir geantwortet.

Mein Gedicht jedenfalls braucht noch ein Weilchen. Vielleicht braucht es noch so eine fäkale Materialschlacht wie heute in der 6. Stunde einer 5. Klasse.

Montag, 29. August 2016

Tatort in Kubrick und Kafka

Dieser Tatort war mal wieder eine maßlose Übertreibung. Nicht nur die Ankündigung und Kritik hat maßlos übertrieben, sondern auch die Sendung an sich. Da tasten sich zwei sepiabraune Kommissare durch ein Hightech-Blau. Da spielt ein Oberhipster einen Oberhipster inklusive Fahrrad zum Herumtragen und an die Wand hängen, der ein Computerprogramm entwirft, das an Kubrick erinnern soll. Da gibt es Einblenden, die irgendwie so heißen wie Kafka-Titel und die Handlung des kommenden Kapitels dokumentieren sollen.

Bemüht, gestelzt und unfreiwillig komisch. Ein Tatort ganz nach meinem Geschmack. Ich habe selten so viel Spaß beim Gucken gehabt wie bei dieser Folge. Gibt es eigentlich Blogs im Darknet? Habe ich mich gefragt...

Freitag, 19. August 2016

Die rätselhaften Urrasier

Als August Fick, ein berühmter Sprachforscher und Hobbyethnologe, zum ersten Mal von den Urrasiern berichtete, konnte sich niemand vorstellen, dass er mit diesem überraschenden Fund die gesamte Menschheitsgeschichte auf den Kopf stellen würde. Die Urrasier waren ein Volksstamm, der höchstwahrscheinlich im heutigen Indien seinen Ursprung hatte und seine letzte große Blütezeit nahe der Stadt Rom, im damaligen Albalonga erlebte. Die Urrasier und ihre Sprache, von der sich Reste in allen Sprachen des indogermanischen Sprachraums finden lassen, sind demnach die einzigen wirklichen Sprecher der sogenannten indogermanischen Ursprache. Höchstwahrscheinlich ist das Verschwinden dieses Volksstammes ein ähnliches Rätsel wie das Verschwinden der Etrusker. Man nimmt heute an, dass sich die verbliebenen Reste dieser einstigen Hochkultur mit den Römern vermischt haben und in ihnen aufgegangen sind.

Zum Beweis seiner Forschungsergebnisse ließ Fick in Albalonga Grabungen anstellen, um Relikte dieser längst vergessenen Zivilisation ans Tageslicht zu befördern. Gefunden hat er freilich wenig. Vor allem, das, was er dort vermutete zu finden, das sogenannte Urrasiermesser, ließ sich nicht nachweisen. August Fick argwöhnte dahinter eine breit angelegte Verschwörung, Fachkollegen, heute wie einst, schieben das Ausbleiben eines endgültigen Beweises Antoine Laurent de Lavoisier zu, der ja bekanntlich 1775 die Oxidation erfand.

Ein herzlicher Dank geht an Trithemius, der mich erst auf den Urrasiermythos brachte.

Donnerstag, 18. August 2016

Die innere Zensur

Mir passiert es manchmal, dass ich etwas schreibe, von dem ich späterhin nicht mehr überzeugt bin. Soweit so klar. Die Gründe dafür sind häufig einfach: dass der Text nicht rund ist, nicht rund werden kann. Aber davon will ich hier nicht sprechen. Diese Erfahrung hat wahrscheinlich schon jeder gemacht. Mir geht es eher um die Texte, die nicht veröffentlicht werden, weil sie auf der inhaltlichen Ebene daneben liegen. Mit daneben meine ich Texte, die womöglich unter die Gürtellinie gehen, die Dinge verhunzen, die vorher schön gewesen sind, die keiner Rubrik des Blogs zugeordnet werden können. Ja, Texte, auf die wir im Nachhinein vielleicht gar nicht stolz sind.

Diese Texte kommen nicht in den Blog, weil sich unsere innere Zensurbehörde einschaltet und sagt, das können wir nicht machen. Damit vergraulen wir unsere Leser, das geht zu weit, das ist jenseits des guten Geschmacks. Uns könnte die Veröffentlichung übel genommen werden.

Anders als im Mündlichen, bei dem wir eine unbedachte, häufig wie aus der Pistole geschossene Äußerung, schlicht nicht mehr rückgängig machen können, und froh darüber sein können, wenn sie ignoriert wird, besteht im Schriftlichen ja durchaus die Möglichkeit, an einen Punkt zu kommen, an dem plötzlich der Kopf wieder frei ist. Da steht was auf einem Blatt Papier oder auf dem Monitor, das in der Hitze des Gefechts wie eine adäquate Reaktion erschien und sich beim Zurücklehnen und Korrekturlesen plötzlich als zu hart, zu gemein, ungerecht oder als ethische und moralische Grundsätze verletzend herausstellt.

Die Grenzen dafür verlaufen fließend. Je kürzer die Botschaft, desto größer ist die Gefahr, dass die eben angesprochene Art der Reflektion nicht mehr stattfindet. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass zwischen diesen beiden Kenngrößen, Textlänge und verbalem Danebenliegen, ein Zusammenhang besteht. Ich kenne die Fachliteratur dazu nicht, aber wenn ich mir so ansehe, was bei Facebook oder Twitter manchmal abgeht, dann bestätigt dies meinen persönlichen Verdacht.

Fließend sind die Grenzen auch deshalb, weil jeder seine eigene persönliche Schmerzgrenze bzw. Hemmschwelle hat. Die ist bei Trollen eher unten, während sie bei ruhigen und bedacht handelnden Personen eher weiter oben anzusiedeln ist.

Was machen wir dann, wenn uns so etwas passiert? Wir einen Text schreiben, den wir so auf keinen Fall veröffentlichen können? Wir löschen das Ganze? Oder verschieben wir ihn irgendwohin, in ein Verzeichnis, wo ganz viele solcher Texte zu finden sind? Verlegen den Zettel zwischen vielen anderen an einen Ort, ganz hinten in der Schublade? Es wäre ja eigentlich schade um die Arbeit, auch wenn das Ergebnis alles andere als erfreulich ist.

Ich habe so ein Verzeichnis zum „Dampf ablassen“. Hin und wieder kommt da ein Text hinzu. Dann lese ich auch den ein oder anderen alten Text und befinde häufig, dass er dort zu Recht steht und auch zu bleiben hat. Nicht selten passiert es, dass ich den Text lächerlich finde, mich lächerlich finde, mindestens aber unreif. Es kommt leider auch vor, dass ich hier bereits veröffentlichte Texte nach längerem „Liegenlassen“ ein weiteres Mal lese und mich irgendwie nicht mehr wohl fühle. Häufig ist es die Qualität aber manchmal ist es tatsächlich diese fließende Grenze, die der Text überschreitet. Damals vielleicht noch nicht, da hatte ich andere Grenzen, man entwickelt sich ja weiter, optimistisch gesprochen. Hoffentlich.



Wir machen jetzt einen kleinen Sprung. Und zwar zu diesem Bild. Das ist eine Skulptur von Giuseppe Penone. Ein Zedernbaumstamm, warmfarbig. Von zwei Seiten aus, vorsichtig herausgeschält hat der Künstler den Baum im Baum. Das kleine Objekt innerhalb des großen Baumes ist der gleiche Baum, als er noch klein war. Die Verästelungen und ihr Verlauf innerhalb des Baumes sowie ihr Heraustreten aus dem äußeren Stamm als dicker Ast deuten darauf hin. Unser Seminarleiter, der uns das Bild vorstellte, brachte diese Analyse an und interpretierte, dass in jedem von uns auch unsere Kindheit steckt, unser früheres Ich mit all unseren Erlebnissen, Gedanken, mit unseren Fehlern, die wir gemacht haben, mit unserem Lernen, das uns zu dem gemacht hat, was wir letztendlich geworden sind.

Er brauchte das Bild, um uns klar zu machen, weshalb er seine komischen Spiele mit uns machen konnte. Er ließ uns, erwachsene Männer und Frauen, Sprech- und Bewegungsübungen machen, die tatsächlich sehr albern waren. Alle haben mitgemacht. Wir waren, soweit ich das von den anderen Teilnehmern des Seminars sagen kann, alle begeistert. Wir haben uns dabei kennengelernt, wir haben uns begrüßt, gelacht, Faxen gemacht. Wir sind um uns herumgeschlichen, gerannt, getanzt, geschlängelt, haben unser Gesicht verzogen, Gesten verstärkt, das Übliche eben.

Er sagte, wir können uns nur deshalb so lächerlich machen, weil auch in uns so ein kleiner Baum, eine kleinere Version unser selbst steckt, die wir oder auch andere Leute, wenn sie behutsam vorgehen, aus uns heraus schälen können. Unter Anleitung besteht für den Einzelnen keine Gefahr, dass er oder sie sich allein lächerlich macht. Und darum geht es.

Machen wir uns doch einmal lächerlich. Lassen wir das Kindische, das Verdrängte, das Unliebsame doch heraus und sammeln es an einem Ort. Kein geschlossener Raum und eben doch genau das. Im Netz. In der Öffentlichkeit. In unseren Blogs. Hier sind wir mehr oder weniger anonym, hier wird intensiver gepusht aber auch schneller vergessen als in jedem anderen Medium. Vielleicht will ja auch jemand auf einen alten Text verweisen, der in diese Kategorie fällt, aus einem alten Blog oder schön versteckt im eigenen, und ihn ein weiteres Mal hervorkramen wie die selbst gebatikte Hose, die wir früher einmal angezogen haben und jetzt nicht einmal zur Verwertung geben können, weil wir damit partout nicht gesehen werden wollen.

Ein letzter kleiner Sprung: Ich saß neulich in der Schule und hörte nicht zum ersten Mal ein Eichendorff-Gedicht. Ein schönes. Titel reiche ich nach, ist aber auch nicht so wichtig. Mir dämmerte, da gab es doch was. Ich suchte in meinen frühen Aufzeichnungen und fand es zwischen ein paar wirklich schrecklichen Bleistiftskizzen und ein paar noch hässlicheren Gedichten: eine wirklich böse Verhunzung dieses schönen Gedichts. Ich muss noch ein wenig an ihr feilen, dann stelle ich sie rein. Unter dem Titel: „An der inneren Zensurbehörde vorbei gemogelt“.

Naja, für so etwas braucht es Mut, da möchte man am liebsten nicht alleine sein und sich lächerlich machen. Deshalb diese viel zu lange Erklärung für etwas ohnehin bald Vergessenes. Deshalb der Aufruf, es mir nach zu tun. Irgendwann, vielleicht morgen, vielleicht auch erst nächstes Jahr. Ich habe ja auch schon angekündigt, mit dem Rauchen aufzuhören...

Ich würde die Texte hier verlinken, jeder kann die Texte verlinken. Verlinkt euch linkisch!

Diesen Text konnte ich an meiner inneren Zensurbehörde vorbeimogeln.

Montag, 15. August 2016

Die ersten zwei Zeilen habe ich schon...

Es waren einmal zwei Hunde,
die glichen einander aufs Haar.

Mittwoch, 10. August 2016

Träumen von Unterricht

Mit Beginn des neuen Schuljahres bin ich für den Schuldienst verhaftet worden. Verbeamtet auf Widerruf sitze ich in Lehrerzimmern und Unterrichtsräumen. Unterrichtsträumen. Passiert mir auch ständig seitdem. Wie es laufen könnte, träume ich, wie es läuft, erlebe ich.

Nach sechs Stunden Unterrichtsvorbereitung für eine Stunde Unterricht – das liegt nur an meinem interessengeleiteten Studium, bei dem ich um die großen Zusammenhänge immer einen noch größeren Bogen gemacht habe – musste ich im Ergebnis feststellen, dass ich die Hälfte der Unterrichtszeit für das Anlegen eines Inhaltsverzeichnisses und das Zeichnen eines Zeitstrahls verwenden musste, inklusive Kontrolle aller Schnellhefter auf formale Richtigkeit.

Dass die Überschrift an der Tafel nicht auf das Blatt mit dem Zeitstrahl übernommen, jedoch im Inhaltsverzeichnis eingeschrieben werden sollte, war schwierig. Noch schwieriger war es, den Zeitstrahl nicht ins Inhaltsverzeichnis eingliedern zu lassen. Ein grober Fehler, aber da konnte ich schon nicht mehr zurück.

Das Blatt mit dem Zeitstrahl soll ans Ende des Schnellhefters, leicht erreichbar und immer mal wieder um ein Datum erweitert. Tolle Idee, kostet 10 Minuten.

Das Blatt mit dem Zeitstrahl ist Seite 1 und wird ins Inhaltsverzeichnis als erstes aufgenommen. Tolle Idee, kostet 3 Minuten.

Donnerstag, 4. August 2016

Mutmassungen über Uwe

Ich stelle mir vor, dass Uwe Johnson eine alte Schreibmaschine besessen haben muss, ein schweizer Modell oder eine amerikanische. Er musste das ß immer ausschreiben, weil es auf seiner Tastatur nicht angelegt war. Darüber hinaus hatte die Schreibmaschine ihre Tücken bei der Kommasetzung: sobald ein bestimmter Anschlag erfolgte, versagte die Kommataste ihren Dienst. Sie klemmte. Dieses rein mechanische Problem war zunächst ärgerlich, später war das sein Stil.

Suche

 

Status

Online seit 4873 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

Lesen

Credits


xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Blogverzeichnis Creative Commons Lizenzvertrag
Shhhhh.

Alles nur Theater
Auf Spatzen geschossen
Auslaufmodell Buch
Den Ball gespielt
Der alltägliche K(r)ampf
Die kleine Form
Gedankeninseln
Geldregierung Arbeitsplatz
Gelegenheitslyrik
HaCK
Herr Fischer
Klassenraum
Links
Mensagespräche
Nichts Spezielles
Ohne Brille
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren