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Donnerstag, 19. Mai 2016

Einfalt, Ehe und Beziehungsverdacht

Der interessierte Laie wird sich sicher schon häufiger gefragt haben, warum es in der Sprachwissenschaft so viele Fremdwörter braucht, zumal diese in der Sprachwissenschaft des Deutschen häufig nicht aus der deutschen Sprache entnommen, sondern von, sagen wir mal „gelehrteren“ Sprachen abgeleitet ist. Die lateinische Sprache ist dafür prädestiniert, denn Latein lernt ja heute kaum noch einer (außer Mediziner, Religionswissenschaftler und Althistoriker). Dass die daraus für die Wissenschaft gewonnenen Begriffe als Mittel der Distinktion herhalten müssen, ist deshalb keine Neuigkeit. Aus diesem Grund wollen wir uns heute zwei Begriffe ansehen, die irgendwie mit einander zu tun haben. Es geht um die Kookkurrenz und die Kollokation.

Auffallend an beiden Begriffen ist die Verdopplung der Buchstaben. Die Kookkurrenz hat gleich drei solcher Häufungen, während die Kollokation mit einer auskommt. Irgendwie ist das auch in die Bedeutung der beiden Vokabeln hineininterpretierbar. Die Kookkurrenz mit ihren vielen Verdopplungen ist nämlich nicht so einfach zu fassen. Es handelt sich dabei um das gemeinsame Auftreten mehrerer Wörter, bei denen der Verdacht nahe liegt, dass sie zusammen gehören. Die Kollokation bedeutet im Prinzip das Gleiche, nur ist der Verdacht hier bestätigt, sei es nun aus semantischer (Bedeutung) Sicht: Nacht und dunkel, oder grammatikalischer (das eine bestimmt das andere und nimmt auf dessen Erscheinungsbild Einfluss) Sicht: dunkle Nacht.

Wir können also getrost von einem Beziehungsverdacht sprechen, wenn wir die Kookkurrenz meinen. Aus der Kollokation machen wir die Ehe, wenngleich diese natürlich niemals monogam geführt wird.

Kommen wir nun zu einem Beispiel. Dafür habe ich mich, inspiriert durch den Kollegen Lo, an das Wort Einfalt herangewagt. Unter Beziehungsverdacht stehen hier einige Verbindungen: Vielfalt, statt, heilige, Oh, haben wir, edle usw. Unter Beziehungsverdacht stehen diese Wörter auch deshalb, weil die Verbindung nicht unbedingt dadurch entstehen muss, dass die Wörter direkt nebeneinander stehen. Sie können sich das ungefähr vorstellen wie ein Klassenfoto der 10. Klasse, bei dem hinter dem Rücken einer in der Mitte stehenden Person die jeweils links und rechts davon stehenden Personen Händchen halten. Auf dem Foto sieht man davon nichts, höchstens an den genervt nach oben verdrehten Augen des mittig Stehenden.

Seit Jan Hus im Jahre 1415 auf dem Scheiterhaufen genau diese Phrase ausgerufen haben soll, wissen wir aber, dass es sich bei den Wörtern „Oh“, „heilige“ und „Einfalt“ nicht mehr nur um Wörter im Beziehungsverdacht stehend handelt, sondern um ein sogenanntes geflügeltes Wort. Die drei Wörter sind in den heiligen Stand der Ehe gerückt. „Oh heilige Einfalt!“, soll er gerufen haben, als eine Frau ganz eifrig mehr Feuerholz aufstapelte; aber nicht auf Deutsch, sondern auf Latein: „O sancta simplicitas!“, Sie wissen schon, die Distinktion.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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